iPad Air mit M2 im Test: Dieses Tablet ist nicht so gut wie das Pro – und doch die bessere Wahl
Abwechslung war beim iPad fast sechs Jahre lang Mangelware. 2018 passte Apple das Design des iPad Pro an und veränderte fortan nur noch Kleinigkeiten – und den Prozessor. Im Mai 2024 gab es dann endlich Neues zu sehen. Ein Dual-OLED-Display, der neue M4-Prozessor, alles verpackt im schlanken Gehäuse. Das bislang dünnste iPad ist auch das bisher beste. Beides lässt sich Apple gut bezahlen. Bei 1.199 Euro geht es los.
Die gute Nachricht: Ein gutes Tablet gibt es auch für weniger Geld zu kaufen. Die günstige Alternative hatte Apple in Form des iPad Air mit M2-Prozessor ja gleich mit vorgestellt. Es ist weniger sexy, etwas langsamer – und deswegen vielleicht genau richtig für euch.
Kein Macbook-Ersatz
Das hat einen Grund, den ihr zigfach auf Youtube anschauen könnt. Dort gibt es viele Videos zum aktuellen iPad Pro, die alle mit derselben Frage verknüpft sind: Kann das Gerät mein Macbook ersetzen? Kurze Antwort: Nein, kann es nicht. Das Betriebssystem ist zu limitiert und es gibt kaum Apps, die von der Leistung des Profi-Tablets Gebrauch machen. Warum also gleich Macbook-Preise dafür zahlen?
Das neue iPad Air gibt es direkt beim Hersteller schon ab 699 Euro und erstmals in zwei Größen: mit 11- und 13-Zoll-Display. In unserem Test geht es um die größere Variante. Die startet bei 949 Euro – auch schon ein stolzer Preis für ein Tablet.
Optisch besteht bei einem flüchtigen Blick akute Verwechslungsgefahr mit dem iPad Pro aus dem Jahr 2022. Wer genauer hinsieht, stellt aber fest, dass Apple die Webcam nun endlich in der Querseite unterbringt. Das sorgt für einen besseren Winkel bei Videokonferenzen. Auf der Rückseite wird der Unterschied noch einmal deutlicher, weil statt eines Kamera-Setups nur eine einzige Knipse verbaut ist. Die eignet sich vor allem, um Dokumente über die Notizen- oder Dateien-App einzuscannen. Für eine Foto-Safari beim nächsten Städtetrip ist das iPad Air zu groß und zu schwer.
Rund 620 Gramm bringt das Tablet auf die Waage. Zum Vergleich: Das Pro mit 13-Zoll-Bildschirm wiegt laut Apple 582 Gramm. Etwas dicker ist das Air auch. Während das Pro 5,1 Millimeter misst, sind es beim Testkandidaten 6,1 Millimeter.
Sind das wirklich Pro-Features?
Diese Daten scheinen so gar nichts mehr mit dem Wort „Air” zu tun zu haben. Das liegt daran, dass Apple den Begriff neu definiert hat. Laut Marketing-Chef Greg Joswiak verstünde man unter „Air” nun ein iPad, das Pro-Funktionen zu einem „noch günstigen Preis“ anböte.
Als Beispiel nannte der Apple-Mann das 13-Zoll-Display. Das gab es vorher tatsächlich nur bei der Pro-Reihe. Allerdings müsst ihr hier Abstriche machen. Statt zweier übereinander gelegter OLED-Schichten gibt es ein „Liquid-Retina-Display”. Hinter Apples PR-Begriff steckt ein schlichter LC-Bildschirm mit 60 Hertz. Trotzdem stimmt die Bildqualität. Inhalte wirken dank der hohen Auflösung (2.732 x 2.048 Bildpunkte) scharf, Farben lebensecht und lebendig. Bei Schwarzwerten und Kontrasten kann das Tablet allerdings nicht mit einem OLED-Display mithalten. Für sich betrachtet geht der Bildschirm des iPad Air aber in Ordnung.
Ein weiteres Pro-Feature, das Joswiak ausgemacht haben will, ist der M2-Prozessor. Den gab es vorher ebenfalls nur in Pro-iPads (und vielen Macs). Mittlerweile ist Apple allerdings schon bei den Varianten M3 und M4 angekommen. Zur Resterampe gehört der Chip deswegen nicht. In den üblichen Leistungstests erreicht er gute Zahlen. Abseits von der Theorie stimmt die Leistung auch im Alltag.
Das iPad Air im Arbeitsalltag
Office-Apps bringen das iPad nicht ins Schwitzen. Nach getaner Arbeit kann man mit dem Tablet sogar zocken. Die Konsolenumsetzung von Assassin’s Creed Mirage läuft in den mittleren Einstellungen flüssig. Das Air wurde beim Spielen allerdings ziemlich warm.
Wie angesprochen, kann das Air das Macbook nicht ersetzen. Das bedeutet jedoch nicht, dass man damit nicht arbeiten kann. Office-Apps wie Pages und Microsoft Word sind schließlich vorhanden. Mithilfe der passenden Tastatur lässt sich auch hier ordentlich etwas wegarbeiten – nur eben anders. Mit dem Stage Manager gibt es zwar eine Multitasking-Ansicht für Fenster. Die fühlt sich aber nicht so einfach und bequem an wie die Arbeit am Mac. Das kann auch Vorteile haben. Statt viele Fenster auf einmal zu sehen, kann man sich so besser auf die Aufgabe konzentrieren, die gerade ansteht. Die Wege zur Prokrastination sind länger.
Und: Wer mag kann sich auch kreativ austoben. Das iPad Air unterstützt den Apple Pencil Pro. Künstler:innen fahren hier aber tatsächlich mit den Profi-Tablets besser. Deren 120-Hertz-Bildschirme sorgen für eine niedrigere Latenz.
Ein weiterer wichtiger Fakt zum M2-Prozessor: Ihr seid für die Zukunft gut aufgestellt. Schließlich setzt Apple für die spätere Nutzung von Apple Intelligence nur einen M1-Chip voraus.
Wie lange der Akku hält, kommt beim iPad mehr als bei anderen Geräten auf die Nutzung an. Schaut ihr nur ein paar Mal am Tag in die Mails oder nutzt es wenige Minuten am Stück zum Surfen? Dann sind problemlos mehrere Tage möglich. Am Schreibtisch schafft es den Arbeitstag und im Anschluss noch etwas Netflix. Wer vor allem zocken will, muss sich aber auf kürzere Laufzeiten gefasst machen. Die aufwendigen Games, die die Publisher nach und nach portieren, fordern das Tablet dann doch stark. Nach einer Stunde Assassin’s Creed zeigte das Batteriesymbol nur noch 80 Prozent an. Gestartet bin ich mit einem voll geladenen Akku.
Was ihr noch wissen müsst
Übrigens belegt die App zu Assassin’s Creed gleich 6,2 Gigabyte Speicher. Beim Vorgänger wären damit (in der günstigsten Variante) schon knapp zehn Prozent des Platzes belegt gewesen. Hinzu kommen noch Ingame-Downloads. In meinem Fall waren das noch einmal 4 Gigabyte zusätzlich. Bei der neuen Generation wiegt das nicht ganz so schwer. In der Grundversion hat Apple den Speicher auf 128 Gigabyte verdoppelt. Mein Testgerät kommt gleich mit 512 Gigabyte. Maximal möglich sind 1 Terabyte. Preislich liegt das bei 1.579 Euro. Mit 5G-Modem sind es sogar 1.749 Euro. Dafür gibt es dann schon ein gut ausgestattetes Macbook Air mit M3.
Nicht ganz so großzügig ist der Hersteller bei der Entsperrmethode. Während Face-ID beim iPhone (mit Ausnahme des SE) kein Pro-Feature ist, müsst ihr beim iPad Air auf die Gesichtserkennung verzichten. Stattdessen sitzt im Einschaltknopf der Touch-ID genannte Fingerabdrucksensor. Mit dem entsperrt ihr den Bildschirm oder gebt Zahlungen im App-Store oder via Apple Pay frei. Das funktioniert gut. Man muss sich nur erst daran gewöhnen, dass nichts passiert, wenn man das iPad länger anstarrt.
Ebenfalls wichtig: Auf dem iPad Air ist iPadOS 17 vorinstalliert. Nicht nur das Update auf iPadOS 18 ist garantiert. Apple dürfte das Gerät viele Jahre lang mit neuer Software versorgen. Ein gutes Beispiel: Das iPad Air 3 kam 2019 auf den Markt und bekommt fünf Jahre später ebenfalls das Update auf iPadOS 18.
Fazit
Auch wenn das neue iPad Air nicht mehr das dünnste Tablet aus dem Apple-Portfolio ist, kann man damit glücklich werden. Der Bildschirm ist in Ordnung, das Arbeitstempo hoch und endlich ist auch ausreichend Speicher an Bord. Mit 949 Euro ist die Grundversion der 13-Zoll-Variante außerdem günstiger als das iPad Pro. Wer plant, sein iPad als Hauptarbeitsgerät zu nutzen, sollte sich aber vorab mit den Limitierungen des Betriebssystems iPadOS auseinandersetzen. Schließlich sind auch knapp unter 1.000 Euro noch ein stolzer Preis für ein Tablet.