Active Listening für gezieltes Marketing: Werbefirma hört angeblich Smartphone-Gespräche ab
Seit Jahren wird gemunkelt, dass Marketingkonzerne Smartphone-Nutzer:innen gezielte Werbung anhand zuvor geführter Gespräche anbieten würden. Diese Daten müssten, so der Vorwurf, durch das Abhören des Handymikros gesammelt worden sein. Allerdings konnte ein solches Vorgehen bisher nicht bewiesen werden.
Bietet Werbefirma Abhören von Nutzern an?
Jetzt ist ein neuer Hinweis aufgetaucht. Demnach biete das US-amerikanische Unternehmen Cox Media Group (CMG) ihren Kund:innen an, Gespräche von Smartphone- oder Smart-TV-Nutzer:innen abzuhören. Die so gesammelten Daten würden dann für gezielte Werbung genutzt.
In den entsprechenden CMG-Materialien, die das Medienunternehmen 404 Media ausgewertet hat, finden sich Hinweise auf einen entsprechenden „Service“. Dieser nenne sich „Active Listening“. Dabei sollen potenzielle Kund:innen der CMG-Kund:innen über zufällige Echtzeitgespräche identifiziert werden können, wie t-online.de schreibt.
KI analysiert Echtzeitgespräche
Anhand der Gesprächsinhalte, etwa „Ein Minivan wäre perfekt für uns“ oder „Wir müssen uns um unsere Altersvorsorge kümmern“, könnten die Kund:innen mit entsprechenden Werbeanzeigen beliefert werden. Analysiert würden die Gespräche lauf dem CMG-Folder per KI.
Darüber hinaus gibt es nicht viele Informationen zur Methode der Datensammlung. CMG behauptet aber, dass das Ganze nicht illegal sei. Die Verbraucher:innen würden ja bei Softwareupdates oder Downloads von Apps den AGB zustimmen.
Angeblich Amazon, Microsoft und Google als Partner
Zu den von CMG in den Marketingunterlagen genannten Partnern gehören Amazon, Microsoft oder Google. Amazon und Microsoft haben sich auf Anfrage von 404 Media nicht zu dem Thema geäußert.
Google erklärte, dass Android seit Jahren das Sammeln von Audiodaten über Apps verhindern würde. Aktiviere eine App das Smartphone-Mikro, werde ein auffälliges Symbol in der Statusleiste eingeblendet. Die konkreten Fragen von 404 Media zu den Inhalten des CMG-Marketingfolders hat Google aber nicht beantwortet.
CMG rudert in Erklärung zurück
CMG ruderte in einer Erklärung zurück. Das Unternehmen höre keine Gespräche ab. Man habe lediglich die Möglichkeit, auf einen „aggregierten, anonymisierten und vollständig verschlüsselten Datensatz von Drittanbietern“ zurückzugreifen. Dieser könne freilich für die Anzeigenschaltung verwendet werden.
Das Unternehmen bedauere die Verwirrung. Man sei bestrebt, sein „Marketing klar und transparent zu gestalten“.
CMG-Dienst Active Listening auf Website beworben
Die Erklärung will allerdings nicht so ganz zu den Marketingversprechen passen. Demnach könnten sich Interessierte im Rahmen des „Active Listening“-Angebots einen zehn bis 20 Meilen großen Radius auswählen, in dem der Dienst aktiviert werden soll.
Starte das „Aktive Zuhören, erkenne eine KI „relevante Gespräche über Smartphones, Smart-TVs und andere Geräte“, heißt es auf der CMG-Website. Außerdem verspricht CMG, den Nutzen der gezielten Werbung über ein Trackingpixel überwachen zu können.