Algenfarmen als CO2-Killer? Studie zerstört Hoffnung auf einfache Dekarbonisierung

Algen in großen Mengen in Farmen in Küstennähe anbauen, sie CO2 aus der Atmosphäre holen lassen und die Wasserpflanzen schließlich auf den Meeresgrund sinken lassen – diesen oder ähnliche Pläne verfolgen derzeit eine ganze Reihe von Startups. Große Tech-Konzerne wie Amazon oder Microsoft sind auf den Zug aufgesprungen.
Jetzt drückt eine von US-Forscher:innen in Nature Communications Earth & Environment veröffentlichte Studie kräftig auf die Euphoriebremse. Denn, so gut sich die Idee auch anhören mag, in der Praxis gibt es zu wenig geeignete Flächen für den Algenanbau – zumindest zu wenig, um die Klimaziele zu erreichen.
Den Forscher:innen zufolge müssten zur Erreichung der Klimaziele Jahr für Jahr 2,5 bis 13 Milliarden Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre geholt werden. Zusätzlich müssten auch die Treibhausgasemissionen drastisch reduziert werden.
Um innerhalb eines Jahres auch nur eine Milliarde Tonnen CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, müsste laut dem Forschungsteam eine Million Quadratkilometer Ozean bewirtschaftet werden, wie heise.de schreibt. Das entspricht ungefähr der dreifachen Fläche Deutschlands.
Angesichts einer Gesamtozeanfläche von 362 Millionen Quadratkilometern sollte das doch drin sein, könnte man meinen. Allerdings sind gute Bedingungen für einen Algenanbau in der benötigten Größenordnung nicht überall gegeben. Die produktivsten Gewässer für Algen finden sich im äquatorialen Pazifik, rund 200 Seemeilen vor der Küste.
An anderen Orten müsste man deutlich mehr Algen anbauen, um ähnliche Ergebnisse zu erzielen und genügend Wasserpflanzen zur Erreichung der Klimaziele zu haben. Der notwendige Anbau der Algen, so ein Fazit der Studie, übersteige Kapazität der Industrie.
Das Ziel der Forscher:innen sei es gewesen, herauszufinden, ob sich unter optimalen Bedingungen tatsächlich die benötigte Größenordnung der Kohlendioxidernte erreichen ließe, wie heise.de die an der Studie beteiligte Postdoktorandin Isabella Arzeno-Soltero von der Stanford University zitiert. „Und die Antwort lautet: nein, nicht wirklich“, so Arzeno-Soltero.
Andere Expert:innen wie die Makroalgenbiologin Agnes Mols-Mortensen geben zu bedenken, dass sich die Algenzuchtprojekte auch negativ auf das Ökosystem des Meeres auswirken könnten. Es müssten wissenschaftliche Methoden entwickelt werden, bevor die Menschheit beginnen könne, den Planeten mit Algen zu retten. „Es gibt eine Menge Hype“, so Mols-Mortensen.
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