Alle korrupt: Reichweitenstarker Bitcoin-Fan liefert krude Begründung für Krypto-Optimismus
1,9 Millionen Twitter-Accounts – so muss man es wohl in Zeiten des Bot-Regimes ehrlich bezeichnen – folgen Kiyosaki auf dem Kurznachrichtendienst. Denen hat der Finanzexperte nun einen positiven Ausblick auf den Bitcoin geliefert – verbunden mit der Erwartung weiterer Schocks.
Alle korrupt, außer Krypto
So ist Kiyosaki überzeugt, dass der Bitcoin langfristig erfolgreich sein wird, selbst wenn der Kurs gegenüber dem aktuellen Stand weiter massiv fallen sollte:
„Ich bleibe optimistisch in Bezug auf die Zukunft von Bitcoin. Warten auf den Test des neuen Bodens. $20.000? $14.000? $11.000? $9.000? Warum bleibe ich optimistisch? (Die US-Notenbank) und (das Finanzministerium) sind korrupte Organisationen. Sie werden sich selbst zerstören, bevor sie Ehrlichkeit, Integrität und moralischen Kompass wiedererlangen. Pass auf. Sei vorsichtig.“
In Bitcoin-Kreisen wird Kiyosakis Argumentation womöglich Land gewinnen. Objektiv betrachtet ist die Begründung für den Bitcoin-Optimismus allenfalls als dünn zu bezeichnen. Ob dem Bitcoin mit populistischer Kampfrhetorik zu helfen ist, mag jeder für sich selbst beurteilen.
Bitcoin ohne positive Signale
Am Samstagvormittag wird der Bitcoin für rund 29.400 Dollar bei sinkender Tendenz gehandelt. Das Allzeithoch von rund 68.800 Dollar scheint unerreichbar, obwohl es erst vor sechs Monaten erreicht worden war. Das entspricht einer Wertreduktion um über 57 Prozent.
Noch Anfang Mai tendierte der Bitcoin um 38.000 Dollar. Die um Kurzzeitschwankungen bereinigte Tendenz zeigt seit Ende März strikt nach unten. Der Tiefpunkt des Jahres vor diesem Termin war Ende Januar bei rund 35.000 Dollar erreicht worden. Die aktuellen Werte erinnern an das Jahresende 2020. Der Unterschied: Da bedeutete das Erreichen der Marke von 29.000 bis 30.000 Dollar einen massiven Aufschwung.
Stablecoins nicht stabil
Zu Beginn dieser Woche hatte sich Kiyosaki zu Stablecoins im Allgemeinen geäußert. Aufhänger war natürlich der Terra-Crash, der zu einem fast vollständigen Wertverlust des Luna-Tokens und einigen noch immer nicht voll aufgeklärten Vorgängen im Inneren des Netzwerks geführt hatte:
Der Crash hatte deutlich gezeigt, dass die angebliche 1:1-Anbindung an den Dollar eine widerlegbare Vermutung ist – eine Anlegerfantasie. Vor der Möglichkeit des Auseinanderfallens sogenannter Stablecoins hatte Kiyosaki schon früher gewarnt. Er hatte darauf hingewiesen, dass es bei Stablecoins – wie bei strukturierten Anlageprodukten im Allgemeinen – stets das sogenannte Gegenparteirisiko gebe:
„Einer der Gründe, warum ich Goldmünzen habe, und ich meine echte Goldmünzen, und echte Silbermünzen, ist, dass es kein Gegenparteirisiko gibt. Ich meine, sie sind das Geld. Wenn Sie also sagen, dass es einen Dollar gibt, erklärt ihn jemand zu einem Dollar und so weiter. Wer ist die Gegenpartei im Falle von Stablecoins? Ist es der Zauberer von Oz?“
Investitionen mit frischer Luft gesichert
Das Gegenparteirisiko beschreibt das Problem, dass die Gegenpartei, also die Ausgeberin des Produkts, in das der Kunde investiert, möglicherweise nicht in der Lage sein könnte, das Geld wieder zurückzugeben, wenn der Kunde es erwartet. Das kann bei klassischen Anlagen etwa im Konkursfall problematisch werden.
Bei Kryptoanlagen indes ist es von Beginn an problematisch, weil es teils noch nicht einmal eine klare Gegenpartei gibt und gerade bei Stablecoins die Rückbesicherung teils unklar, teils – wie beim Terra-USD – schlicht nicht vorhanden ist.
So musste sich etwa Tether schon mehrfach vor Gericht behaupten, weil es Zweifel an genau dieser Leistungsfähigkeit gibt. Das letzte Verfahren endete mit einem Vergleich. Nur klärt der nichts.
Erstaunlich, dass Kiyosaki diese Einschränkung bei Stablecoins klar erkennt und benennt, bei frei volatilen Krypto-Assets wie dem Bitcoin darin aber kein Problem sieht. So gilt wohl: Erst, wenn es zum Crash kommt, wird unweigerlich klar werden, wie viele Investoren mit leeren Händen dastehen werden. Das ist die Kehrseite der Krypto-Medaille.