Anzeige
Anzeige
Kommentar

Kein Lohn am ersten Krankheitstag: Warum der Allianz-Chef an der Realität vorbeidenkt

Der Krankenstand in Deutschland ist angestiegen. Der Allianz-Chef glaubt, dass Arbeitnehmer simulieren, und möchte den Lohn für den ersten krankheitsbedingten Fehltag einbehalten. Doch er ist uninformiert und reagiert unüberlegt. Ein Kommentar.

2 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Krankentage zu teuer: Oliver Bäte will Lohn einbehalten. (Foto: picture alliance/dpa | Thomas Banneyer)

Allianz-Chef Oliver Bäte hat ein Problem mit Fehlzeiten: „Ich schlage vor, den Karenztag wieder einzuführen. Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen“, sagte der Vorstandschef dem Handelsblatt. Grund für diesen Vorstoß: Die krankheitsbedingten Ausfälle in deutschen Unternehmen sind ihm zu hoch und er will dafür nicht länger zahlen.

Anzeige
Anzeige

In Deutschland gilt – anders als in einigen anderen Ländern wie den USA, China oder Indien – seit Jahrzehnten die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag.

Anstieg der Krankentage geht auf eAU zurück

Immerhin 15,1 Tage waren deutsche Arbeitnehmer nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2023 durchschnittlich krank. Einige Krankenkassen vermelden sogar höhere Krankenstände ihrer Versicherten: Die TK spricht von 19,4 Tagen und die DAK von 20 Tagen pro Kopf im Jahr 2023.

Anzeige
Anzeige

Dass die Krankentage im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen sind, ist richtig. Dass die Gründe aber weniger in der Faulheit der Deutschen liegen – das suggeriert Bäte mit seinem Vorstoß –, ist schnell erklärt: Mit dem 1. Januar 2023 ist die sogenannte elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) in Kraft getreten.

Seitdem übermitteln Arztpraxen Fehltage direkt an die Krankenkassen; eine Dunkelziffer – wenn etwa Arbeitnehmende die AU-Bescheinigung nicht an die Kasse weiterleiten – soll es so nicht mehr geben.

Anzeige
Anzeige

Dabei haben die Kassenchefs über eine solche Fehlinterpretation der Daten schon in einem anderen Zusammenhang aufgeklärt: Andreas Storm von der DAK forderte im Oktober 2024 mit Blick auf unsinnige Kommentare von FDP-Chef Christian Lindner eine „seriöse und gründliche Debatte über die wirklichen Ursachen“. Lindner implizierte, die telefonische Krankschreibung verleite dazu, sich eher krankzumelden.

Krankentage: Mehr Objektivität in der Sache

Die Zeiten sind hart für deutsche Unternehmen. Die Bundesrepublik sieht sich mit einem wirtschaftlichen Abschwung konfrontiert. Nicht nur die Rezession, sondern auch die Strukturkrise nagt am deutschen Wohlstand. Derzeit wird um jedes Prozent an Wachstum und jedes Stündchen mehr Arbeitszeit gekämpft. Krankheit ist da kontraproduktiv.

Anzeige
Anzeige

Genau deshalb sind Aussagen wie die von Oliver Bäte oder auch Christian Lindner nicht zu Ende gedacht. Wer krank ist, ist in den allermeisten Fällen auch krank. Wer sich ausruht, genest schneller. Und wer sich nicht aufgrund von finanziellem Druck (Herr Bäte) oder bürokratischen Hürden (Herr Lindner) in die Öffentlichkeit schleppt, steckt auch weniger Menschen an.

Neue Arbeitswelt: 9 (+1) deutschsprachige Podcasts zum Folgen

Neue Arbeitswelt: 9 (+1) deutschsprachige Podcasts zum Folgen Quelle:
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige