Man hat oftmals den Eindruck, dass Amazon in vielen Fällen die günstigsten Preise bietet – und eine aktuelle Untersuchung vom E-Commerce-Dienstleister Profitero kommt jetzt ebenfalls zu dem Schluss. Demnach ist amazon.de der günstigste Online-Händler mit einem durchschnittlichen Preisvorteil von 14 Prozent gegenüber dem Wettbewerb. Im Rahmen der „Price Wars“-Studie hat Profitero, die die Studie schon seit fünf Jahren in anderen Ländern durchführen, erstmalig neben dem US-amerikanischen und dem britischen auch den deutschen Markt untersucht.
Für die Studie verglich Profitero systematisch die Preise von fast 15.000 Produkten in 16 Produktkategorien bei den führenden Online-Händlern amazon.de, DM, Media Markt, My Toys, Otto und Saturn. Vergleichbare Studien führt das Unternehmen bereits seit fünf Jahren erfolgreich in Großbritannien und den USA durch.
Amazon am günstigsten, Otto oft am teuersten
Dabei ist amazon.de mit durchschnittlich 14 Prozent niedrigeren Preisen gegenüber den untersuchten Wettbewerbern der günstigste Händler. Einzig My Toys in der Kategorie Baby sowie DM in der Kategorie Gesundheit und Körperpflege können mit einem Preisunterschied von jeweils plus vier Prozent annähernd mithalten. Die Preisrange war dabei unterschiedlich groß – besonders groß mit über einem Fünftel bei Mode und Accessoires sowie Haustierbedarf, eher gering bei Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Gesundheitsprodukten (jeweils sieben Prozent durchschnittliche Preisdifferenz).
Otto ist dagegen laut der Studie der teuerste Händler mit Artikelpreisen, die im Durchschnitt 17 Prozent, in der Kategorie Spielwaren sogar 25 Prozent, über denen von amazon.de liegen. Am wettbewerbsfähigsten ist Otto gegenüber amazon.de bei Haushaltsgeräten und Elektronik, allerdings liegen die Artikelpreise auch hier immer noch neun beziehungsweise elf Prozent über denen von amazon.de. Andererseits ist Otto oftmals mit dem durchaus marketingtechnisch vernünftigen Mittel des Bestandskundenguthabens (oftmals gibt es befristete Gutscheine über zehn Euro) am Start oder rabattiert ganze Abteilungssortimente (etwa Mode oder Haushaltsgeräte).
Ein Blick in die USA zeigt die Perspektive auf
Dass Amazon so klar vorne liegt, überrascht die Experten von Profitero zwar nicht, uns aber schon. Warum kommt es uns aber dennoch so vor, als sei Amazon eben gerade in vielen Fällen nicht der günstigste Anbieter? Das hat zum einen damit zu tun, dass es natürlich weit mehr als die genannten Anbieter gibt und dass wir inzwischen mit Hilfe von Preissuchmaschinen und Schnäppchen-Plattformen eine deutlich größere Auswahl und Transparenz haben. Und zum anderen funktionieren die dynamischen Bepreisungen bei Amazon so gut. Denn bei sehr vielen Aktionspreisen zieht der Online-Konzern aus Seattle im Rahmen seiner Dynamic-Pricing-Bemühungen sehr schnell mit, wenn ein anderer großer Händler gefragte und beliebte Produkte reduziert hat. Genauso schnell ist Amazon dann aber auch wieder bei einem höheren Preis, wenn die Ware beim Mitbewerber nicht mehr verfügbar ist. Dabei orientiert sich Amazon erfahrungsgemäß am Preis inklusive Versandkosten, sodass man oft sehr schnell herausfinden kann, welchen Händler Amazon jeweils anvisiert.
In den USA, so hat die Studie ermittelt, ist Amazon dagegen nicht überall der günstigste Anbieter, sondern verliert den Preiskampf zuweilen rubrikübergreifend. Dass auch bei uns viele Kund:innen bei Amazon kaufen, auch wenn der Preis nicht der allergünstigste ist, dürfte mit dem Gesamtpaket aus den Faktoren Preis, schnelle Lieferung und Servicequalität zu tun haben – kaum ein Händler ist hier so kulant wie Amazon. Und weil Amazon weiß, dass Kund:innen auch bei einem halbwegs attraktiven Preis, der nicht der niedrigste ist, mitziehen, werden sie wohl auch in Deutschland nach und nach an der Preisschraube drehen. Preise zu vergleichen lohnt also dennoch.