Amazons Sidewalk-System ist im Kern ein Mesh-Netzwerk, dessen Reichweite sich mit jedem neu hinzugefügten Teilnehmer vergrößert. Amazon denkt das Netzwerk auf Nachbarschafts-Ebene. Innerhalb der Reichweite des so gespannten Mesh-Netzes wäre dann die Standortbestimmung von Trägern entsprechender Geräte möglich. Der Ortungschip-Anbieter Tile ist bereits Teil des Projekts, wie Amazon in einem Blogbeitrag verrät.
Sidewalk: Bluetooth statt WLAN
Technische Grundlage des Sidewalk-Konzepts ist nicht WLAN. Vielmehr setzt Amazon auf das im selben Frequenzband funkende Bluetooth Low Energy. Die verschiedenen Smarthome-Geräte verbinden sich per Bluetooth miteinander und bauen so eine Reichweite auf, die durch die Teilnehmer an den Rändern des Netzwerks definiert wird. Je mehr Teilnehmer über die Fläche hinzugefügt werden, desto größer ist die Reichweite des Gesamtnetzwerks.
Entsprechend groß gedacht, erlaubt ein solches Netzwerk fortgeschrittenes Tracking. Amazon experimentiert bereits mit Halsband-Clips für Haustiere. Deren Besitzer könnten über Sidewalk sehen, wann und wo das Tier den Abdeckungsbereich des Netzes verlässt. In einem Projekt mit dem amerikanischen Roten Kreuz will Amazon Sidewalk-Technologie nutzen, um die Bewegungen von Blutspenden zwischen den verschiedenen Abgabestellen und Distributionszentren zu überwachen.
Die Kommunikation zwischen den Geräten, auch solchen außerhalb des eigenen Haushalts, läuft verschlüsselt ab. Nutzer sollen nicht einmal erkennen können, mit welchem konkreten Gerät sie tatsächlich verbunden sind. Das Abgreifen von Daten mit entsprechenden Geräten soll nicht möglich sein.
Peer-to-Peer-System erlaubt weitere Funktionen
Im Grunde ist Sidewalk eine Erweiterung des lokalen WLAN um neue Fähigkeiten mit anderer Technik und auch nur in dieser Form als nützlich wahrzunehmen. Für die klassischen WLAN-Aufgaben gibt es eine breite Vielfalt etablierter Geräte, die den Internetzugang und die lokale Vernetzung zuverlässig abwickeln können. Schon für das Tracking eignet sich WLAN nur eingeschränkt, obschon es hier schnelle Fortschritte gibt.
Der Charme des Bluetooth-Netzwerks liegt darin, dass die Geräte keine zentrale Sicherheitsinstanz benötigen, sondern sich Peer-to-Peer miteinander verbinden. Entsprechend gibt es keinen zentralen Angriffspunkt und auch keinen letztlich verantwortlichen Betreiber. Die Reichweite des Netzes ist nur durch die Zahl seiner Teilnehmer begrenzt. Je mehr Teilnehmer eingebunden sind, desto umfangreichere Tracking-Anwendungen können realisiert werden.
Sidewalk kommt noch in diesem Jahr
Amazon bemüht sich aktiv um Drittanbieter, die ihre Geräte für Sidewalk fit machen wollen. Die eigenen Ring-Überwachungskameras will Amazon ebenfalls Sidewalk-tauglich machen. Käufer von Sidewalk-fähigen Geräten sind natürlich nicht verpflichtet, sich einem bestehenden Nachbarschaftsnetz anzuschließen. Die Kernfunktionalität der Geräte bleibt auch ohne die Teilnahme am Sidewalk-Mesh gewährleistet. Ebenso ist es möglich, Teile der eigenen Internetbandbreite für das Sidewalk-System freizugeben. Auch das ist optional.
Noch im laufenden Jahr will Amazon seine Sidewalk-Technologie in geeigneten Geräten verfügbar machen.
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