Privatleute als Paketboten: Amazon stellt Lieferdienst Flex in Deutschland ein

Seit 2015 in den USA und seit November 2017 auch in Deutschland liefern mit Gewerbeschein ausgerüstete Privatleute Amazon-Päckchen an Kund:innen des Konzerns aus. Der Amazon Flex genannte Lieferdienst bietet dabei nicht nur den Lieferant:innen Flexibilität, sondern natürlich auch Amazon. Ohne Festanstellung keine Kündigungsfristen, Lohnnebenkosten oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Den Paketbot:innen verspricht Amazon einen Stundenlohn von bis zu 25 Euro, der sich in der Praxis aber wohl kaum erreichen lässt. Jetzt stellt der E-Commerce-Konzern das Liefermodell Flex auf dem deutschen Markt ein – ohne einen Grund zu nennen.
Deutsches Flex-Programm wird eingestellt
Gegenüber dem Handelsblatt hieß es vonseiten Amazons dazu lediglich: „Wir evaluieren regelmäßig unsere verschiedenen Programme und haben die schwierige Entscheidung getroffen, das Amazon Flex-Programm in Deutschland einzustellen“. An mangelnder Nachfrage dürfte es kaum liegen. Der Umsatz des US-Unternehmens allein auf dem deutschen Markt ist 2021 um 26 Prozent auf knapp 35 Milliarden Euro gestiegen. Weltweit stand im ersten Quartal 2022 immerhin ein Plus von sieben Prozent auf 116,44 Milliarden US-Dollar – nach einem Rekordumsatz von 137,41 Dollar im Schlussquartal 2021.
Allerdings scheint sich das Geschäft nach dem absoluten Onlinehandelsboom während der Coronakrise wieder etwas zu beruhigen. Dem Logistik-Beratungsunternehmen MWPVL zufolge hat Amazon die Zahl seiner Lieferstationen seit Beginn der Pandemie von zehn auf über 67 ausgebaut. Die Lagerkapazität soll während der Pandemie verdoppelt worden sein, wie das Handelsblatt schreibt, nachdem gerade im Frühling 2020 Angebot und Liefergeschwindigkeit begrenzt werden mussten.
Partnerfirmen übernehmen Flex-Lieferungen
Darüber hinaus setzt Amazon bei der Lieferung schon seit einiger Zeit auf Subunternehmen, die es als Delivery-Service-Partner bezeichnet. Auf diese Partnerfirmen verweist der Konzern auch die im auslaufenden Flex-Lieferdienst arbeitenden Lieferant:innen. Einige von ihnen sollen immerhin eine Einmalzahlung in der Höhe eines Monatseinkommens bekommen, wie Bloomberg herausgefunden hat. Die Partnerunternehmen sollten in der Lage sein, den Anteil des Flex-Lieferdienstes mit zu übernehmen, so Amazon. Denn dieser umfasse nur einen „sehr kleinen Teil der Lieferungen“. Letzteres dürfte zugleich einer der Gründe für die Einstellung sein.