Immer wieder machen Meldungen die Runde, dass Amazon seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genau beobachte und unter Druck setze. Dabei geht es einerseits um Armbänder und andere Devices, die kontrollieren, wie produktiv die Arbeitsleistung ausfällt und die das Optimierungspotenzial ausloten sollen. Etwa bei den Laufwegen oder der Lagerbestückung. Andererseits sollen mutmaßlich auch die Bildung von Betriebsräten und Gewerkschaftsaktivitäten verhindert werden.
Amazon überwacht Mitarbeitende umfassend …
Der Vice-Ableger Motherboard ist in den Besitz von zahlreichen Dokumenten und E-Mails aus Amazons „Global Security Operations Center“ gelangt. Aus ihnen geht hervor, dass Analytiker des Onlinehändlers die Aktivitäten der Mitarbeitenden in Gewerkschaften und Betriebsräten europaweit überwachen. Auch Facebook- und Instagram-Accounts von Umweltschützern und Aktivistinnen und Aktivisten für soziale Gerechtigkeit würden ausgewertet. Zudem soll die Detektei Pinkerton, die nicht gerade gewerkschaftsfreundlich eingestellt ist, im Auftrag von Amazon die Angestellten in den Lagern überwacht haben.
Amazon soll zu Arbeitnehmertreffen auch genaue Daten wie Ort, Zeit und Datum, aber auch, wer etwas gemeldet hat, speichern. Das geht laut Vice aus internen E-Mails hervor. Auch ob gestreikt wurde oder beispielsweise Flyer verteilt wurden, werde vermerkt, ebenso die Kritikpunkte, die bei solchen Treffen diskutiert würden. Amazon betrachte solche Aktivitäten generell als Gefahr, so impliziert auch eine Studie der US-amerikanischen Organisation Open Markets Institutes. Vermeintlich unbequeme Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden mutmaßlich versetzt, um gewisse Aktivitäten zu unterbinden.
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… und präventiv
Die Überwachungsmechanismen werden laut Vice auch präventiv eingesetzt. Man beobachte gesamtgesellschaftliche Bewegungen in den sozialen Medien, etwa die der französischen Gilet Jaunes, der Fridays for Future und Greta Thunbergs Aktivitäten. Hintergrund dafür sei, „potenzielle Risiken/Gefahren zu erkennen, die Pläne von Amazon beeinträchtigen könnten“, um die Kundenzufriedenheit nicht zu gefährden.
Gegenüber Vice sagte eine Amazon-Sprecherin, dass man „wie jedes andere verantwortungsbewusste Unternehmen auch“ ein gewisses Maß an Sicherheitsüberwachung einsetze, um Mitarbeitende, Gebäude und Inventar zu schützen. Das schließe ein internes Untersuchungs-Team ein, das bei Bedarf mit Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeite. Man wolle so sicherstellen, dass alle Vorgänge mit dem jeweiligen Recht vereinbar und den örtlichen Behörden bekannt seien. Jeder Versuch, diese Aktivitäten hochzuputschen oder Amazon unübliches oder falsches Verhalten zu unterstellen, sei unverantwortlich und nicht korrekt.
Die Vorwürfe gegen Amazon sind, wie bereits gesagt, nichts Neues und werden immer wieder in solcher oder ähnlicher Form vorgebracht. Auch Versuche der Politik, den Onlinehändler in die Schranken zu weisen, fruchten bislang nicht. Was auch daran liegen mag, dass ein offener Brief an Gründer Jeff Bezos ein denkbar mildes Mittel ist.