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EU-Parlamentarier an Jeff Bezos: Spioniert Amazon Politiker und Gewerkschafter aus?

EU-Parlamentarier nehmen Amazon aufs Korn. (Foto: dpa)
Zwei Jobanzeigen von Amazon haben Brüssel aufgescheucht. In denen sucht der E-Commerce-Riese nach „Intelligence Analysts“, die diverse Bedrohungen überwachen sollen. So weit, so uninteressant. Allerdings zählt Amazon zu den Bedrohungen auch Gewerkschaften und entsprechende Bestrebungen, sich zusammenzuschließen. Und: Im selben Atemzug wie Terrorismus und Hassgruppen nennt der Konzern feindlich gesinnte Politiker als Bedrohung, wie es in einem offenen Brief von insgesamt 37 EU-Parlamentariern an CEO Jeff Bezos heißt.
Man sei sehr verwundert und besorgt über die Absichten von Amazon, schreiben die Politiker. Als einzige Vertreterin aus Deutschland hat den Brief übrigens die Linken-Politikerin Özlem Demirel unterschrieben. Die zentrale Frage der Mitglieder des Europaparlaments lautet: „Zielt die Überwachung von Amazon absichtlich auf Gewerkschafter, Amazon-Mitarbeiter sowie politische Vertreter (einschließlich uns selbst) ab, die möglicherweise Kritik an seinen Aktivitäten äußern könnten?“
Amazon hat die beiden in der Kritik stehenden Stellenangebote mittlerweile entfernt und erklärt, dass in den Angeboten die eigentliche Beschreibung der Stellen nicht korrekt gewesen sei. Das Ganze sei ein Fehler gewesen und mittlerweile korrigiert, so Amazon. Die EU-Parlamentarier wollen allerdings von Bezos wissen, warum solche Stellenangebote dann überhaupt erst publiziert würden. Zumal Amazon sich in den vergangenen Jahren nicht unbedingt als Freund von Gewerkschaften und deren Vertretern gezeigt hat.
Erst vor wenigen Wochen war die US-Organisation Open Markets Institutes mit einer Untersuchung an die Öffentlichkeit gegangen, laut der Amazon zu Überwachungsmaßnahmen greifen soll, um Mitarbeiter von der Bildung von Betriebsräten oder Gewerkschaften abzuhalten. Dabei arbeite der Konzern mit sogenannten Heatmaps, in die Daten wie die Stimmung der Mitarbeiter und der Grad der Diversität in den Teams einfließen sollen. Steige die „Gefahr“, dass sich Mitarbeiter organisieren könnten, versetze Amazon die Mitarbeiter.
In Europa, so schreiben die EU-Parlamentarier, hätten Mitarbeiter und Gewerkschafter aus verschiedenen Ländern sich darüber beschwert, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlten. Die Politiker weisen Bezos zudem daraufhin, dass hierzulande kein Unternehmen Demokratie und Meinungsfreiheit in Frage stellen dürfe. Zudem wollen sie noch einmal dezidiert wissen, ob Amazon schon einmal Mitglieder des Europäischen Parlaments ausspioniert habe. Ob Bezos den Brief beantwortet?
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