Amazon vermittelt jetzt freie LKW-Ladeflächen an alle
Amazon wird zum Frachtmakler und startet jetzt in den USA seine Frachtvermittlungsbörse freight.amazon.com. Dort vermittelt der US-Konzern an Kunden den Transport kompletter LKW-Ladungen, laut dem Branchenmedium Freightwaves zu Preisen, die 20 bis 30 Prozent unter den Marktstandard liegen. Dieser unspektakulär anmutende Schritt ist in Wirklichkeit ziemlich beachtlich und legt das Fundament für den weiteren Ausbau von Amazons Logistiknetzwerk.
Amazon Full Truckload Services, die neue Frachtmakler-Börse
Da Amazon sein Frachtnetzwerk zu einem großen Teil mit Drittunternehmen wie Speditionen und unabhängigen Fahrern betreibt, hat das Unternehmen eine eigene Infrastruktur aufgebaut, die jetzt zweitverwertet wird.
Frachtmakler sorgen für Auslastung von Speditionen und Fahrzeugen. Fährt beispielsweise ein LKW Bierdosen aus Philadelphia nach New York City, dann vermittelt der Frachtmakler eine Fracht für die Rückfahrt, damit der LKW nicht leer zurückfährt.
Amazon vermittelt in einer Beta-Phase jetzt Sattelzüge mit einer Länge von 16,5 Metern (53 Fuß) in den US-Bundesstaaten Connecticut, Maryland, New Jersey, New York und Pennsylvania. Es handelt sich um geschlossenen Lastwagen (Dry Van Shipping) deren komplette Ladefläche genutzt werden kann – Teilladungen vermittelt Amazon aktuell nicht.
Amazon erhält sich Kapazitäten
Nur bei Bedarf Kapazitäten anzumieten hat einen Nachteil: In Spitzenzeiten stehen die Kapazitäten dann nicht zur Verfügung. Also baut Amazon sein eigenes Logistik-Netzwerk aus und sichert sich Kapazitäten, die auch in weniger betriebsamen Zeiten ausgelastet sein sollten. So kann der Handelszweig von Amazon auch an Weihnachten auf Kapazitäten zurückgreifen, das an Drittfirmen vermittelte Volumen wird in dieser Zeit vermutlich zurückgehen.
Amazon drückt die Marktpreise
Die Tatsache, dass Amazon Frachtraum stark unter dem Marktpreis vermittelt, wird für sinkende Preise am Markt sorgen. Im Gegensatz zum herkömmlichen Frachtmakler, der eine Marge braucht, kann Amazon zum Selbstkostenpreis, wenn nicht sogar darunter anbieten.
Frightwaves hat Frachtkosten bei Amazon Freight ermittelt, die knapp mehrere Hundert Dollar unter dem Marktpreis liegen.
Um da mitzuhalten müssen Mitbewerber ihre Preise senken. Das kann dann letztlich dafür sorgen, dass Amazon selbst von sinkenden Marktpreisen profitieren wird. Im Prinzip eine klassischer E-Commerce- und Amazon-Taktik: den Zwischenhandel ausschalten. Alles unterbieten, bis es keinen Zwischenhandel mehr gibt.
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