
Um die Sicherheit von Smartphones zu erhöhen, hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) einen Forderungskatalog veröffentlicht. Dieser soll als Grundlage für einen öffentlichen Diskurs mit Herstellern und Erstausrüstern (Original Equipment Manufacturer, OEM), Netzbetreibern und der Zivilgesellschaft darstellen, erklärt die Behörde.
„Smartphones haben sich in den letzten Jahren zur Schaltzentrale entwickelt, über die wir immer mehr Alltagsvorgänge steuern und abwickeln. Unsichere Smartphones können somit sehr schnell sehr reale negative Auswirkungen haben“, sagt Behördenchef Arne Schönbohm. Weiter erklärt er: „Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich darauf verlassen können, dass ein Smartphone bereits beim Kauf eine Grundausstattung an IT-Sicherheit enthält.“ Der Forderungskatalog soll als ein „Wegweiser zu mehr Security-by-Design und Security-by-Default“ verstanden werden, erklärt der Behördenchef.
Android-Smartphones mit Nachholbedarf
Viele Aspekte des BSI-Katalogs in Sachen Sicherheit wie Verschlüsselung, sicherer Bootprozess und Verriegelungsmechanismen erfüllt die Vielzahl der in Deutschland verkauften Geräte bereits. Auf der Softwareseite müssen Hersteller von Android-Smartphones sowie der Entwickler des Betriebssystems Google noch nachlegen. Apple hingegen verhält sich mit seiner Updatepolitik vorbildlich, schaut man auf die Anforderungen des BSI.

Apples iPhones erhalten in der Regel vier bis fünf Jahre Udpates. (Bild: Apple)
Unter anderem verlangt die Behörde, dass Smartphone-Hersteller ihre neuen Geräte mit der aktuellen Betriebssystemversion ausliefern soll. Während Apple seine Geräte stets up-to-date hält, verkaufen manche Android-Smartphone-Hersteller ihre Geräte teils mit einer veralteten Android-Version. Google hat immerhin seit Anfang Februar 2020 den Riegel vorgeschoben und verlangt, dass Smartphones, die ab diesem Stichtag angekündigt wurden, auf Android 10 laufen müssen.
Weiter fordert das BSI: „Steht zum Zeitpunkt der Geräteinbetriebnahme ein neueres Betriebssystem zur Verfügung, muss dieses zur Installation angeboten werden.“ Diese Forderung können Hersteller von Android-Smartphones nicht ohne Weiteres erfüllen, da sie das System ihrer Geräte oftmals noch mit ihrer Nutzeroberfläche und weiteren Funktionen versehen müssen. Allerdings zeigt sich mit dem Update-Zyklus auf Android 10, dass Hersteller etwas schneller mit der Bereitstellung geworden sind. Das ist unter anderem Google zu verdanken, die das Betriebssystem kontinuierlich umstrukturieren, um die Anpassungen für Hersteller zu vereinfachen.
5 Jahre Sicherheitsupdates für Android-Smartphones derzeit nur ein frommer Wunsch

Googles Pixel 4 und ältere erhalten maximal drei Jahre Updates. (Foto: t3n)
Eine weitere Forderung des BSI ist die Bereitstellung von Sicherheitsupdates über einen Zeitraum von fünf Jahren nach Geräteveröffentlichung. Aus der Gerätebeschreibung müsse „klar ersichtlich sein, ab wann ein Gerät aus der Versorgung mit Sicherheitsupdates herausfällt.“ Was diese Anforderungen angeht, gibt es kein Android-Gerät, das sie erfüllen kann. Die derzeit maximale Bereitstellungsdauer von Sicherheitspatches liegt bei drei Jahren.
Weiter verlangt das BSI, dass die Sicherheitspatches binnen eines Monats nach Veröffentlichung ausgeliefert werden sollen. Einige Hersteller wie Samsung oder Google erfüllen die Anforderung bereits, andere Hersteller liefern oftmals zeitverzögert und nur alle drei Monate Patches aus. Das entspricht den Mindestvorgaben Googles.

Samsung und andere Herstellen liefern für viele ihrer Geräte monatliche Sicherheitspatches. (Foto: t3n)
Transparent mit den Updates und Patches ist nur Google: Das Unternehmen verspricht einen Update-Zeitraum von drei Jahren, sowohl für große Android-Versionen als auch für Sicherheitspatches. Der BSI-Forderung von fünf Jahren für Sicherheitspatchs kommt aber leider nicht einmal Google nach. Das ist einerseits aus sicherheitstechnischer Sicht problematisch, andererseits bei Geräten mit Preisschildern von über 1.000 Euro nicht nur ärgerlich, sondern, wie es NTV-Kollege Klaus Wedekind zurecht beschreibt, regelrecht indiskutabel.
Durch eine längere Updatezeitspanne bleiben Smartphones logischerweise länger sicher nutzbar, was sich auch auf die allgemeine Lebenszeit des Geräts positiv auswirken dürfte. Der Trend geht derzeit schon dahin, dass Smartphones länger genutzt werden. Gartner prognostiziert, dass die derzeitige Nutzungsdauer von 2,6 Jahren bis 2023 auf knapp drei Jahre ansteigt. Eine längere Smartphone-Lebenszeit bringt nicht nur Entspannung für den Geldbeutel, sondern auch eine Entlastung für die Umwelt mit sich.
Nicht nur das BSI macht sich für eine längere Lebensdauer von Smartphones stark, sondern auch die EU: Einem der niederländischen Zeitung Het Financieele Dagblad (Paywall) vorliegenden Dokument zufolge arbeitet die EU daran, Smartphone-Hersteller dazu zubringen, Akkus wieder leichter auswechselbar zu machen. Darüber hinaus wolle man die Recyclingquote erhöhen und Garantiezeiten verlängern. Wie aussichtsreich das Ganze ist, bleibt abzuwarten – die Diskussion um einheitliche Ladekabel für Smartphones zieht sich schon zehn Jahre hin.
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