Apple bereitet angeblich Öffnung von iOS für alternative App-Stores und Sideloading vor
Einem Bericht von Bloombergs gut vernetztem Reporter Mark Gurman zufolge plant Apple, Nutzer:innen die Installation alternativer App-Stores auf iPhones zu ermöglichen. Dieser Schritt wäre komplette Kehrwende zu Apples bisheriger Software-Politik, die es iPhone- und iPad-Nutzer:innen nur erlaubt, Apps aus dem kontrollierten App-Store herunterzuladen.
Laut Gurman könnte Apple sein Ökosystem noch in weitere Richtungen öffnen.
Alternative App-Stores: Apple muss sein Ökosystem in Europa öffnen
Diese Entwicklungen kommen indes nicht aus freien Stücken, sondern stehen in Verbindung zum europäischen Digital Markets Act (DMA), das 2024 in Kraft treten soll. Mit dem DMA will die EU „Regeln für digitale Torwächter zur Gewährleistung offener Märkte“ umsetzen und die größten Gatekeeper wie Apple und Google in ihre Schranken weisen.
Durch die Öffnung des Ökosystems für alternative App-Stores könnte Apple ein relevanter Umsatzgarant streitig gemacht werden. Denn der Konzern erhebt für jeden Kauf eine Provision von 30 Prozent, der von App-Entwickler:innen durch alternative App-Stores umgangen werden kann, so Bloomberg.
Dass die Öffnung des Ökosystems für App-Stores Dritter Apple finanziell stark treffen könnte, glaubt Angelo Zino, Aktienanalyst bei CFRA, nicht. Er geht laut Reuters davon aus, dass weniger als 0,2 Prozent des Gesamtumsatzes von Apple durch konkurrierende App-Stores in Europa beeinflusst werden.
„Die endgültigen Auswirkungen werden minimal sein, da die meisten Verbraucher Gewohnheitstiere sind und mit der Plattform sehr zufrieden sind“, so Zino. „Wir gehen davon aus, dass die Mehrheit der Verbraucher den Status quo beibehalten und (Apples) bestehenden App-Store nutzen wird.“
DMA: Apple müsste auch Sideloading zulassen
Der DMA bedeutet ferner, dass Apple nicht nur App-Stores von Drittanbietern zulassen muss, sondern auch Sideloading. Dabei können Nutzer:innen aus dem Internet heruntergeladene Apps auf ihren iPhones installieren, wie es auch unter Android möglich ist.
Dass Apple nicht sonderlich erfreut über diese Option für iPhone-User:innen ist, zeigte Apples Software-Chef Craig Federighi schon 2021. Damals hatte er sich zu Sideloading geäußert und es als „den besten Freund der Cyberkriminellen“ bezeichnet.
Aber auch wenn Apple die Zügel ein Stück weit aus der Hand geben muss, kann der Konzern auch beim Sideloading offenbar weiterhin bestimmte Sicherheitsmaßnahmen einsetzen, um Nutzer:innen vor etwaiger Schadsoftware zu schützen. Laut Bloomberg wird Apple „bestimmte Sicherheitsanforderungen vorschreiben“, um so externe Apps in irgendeiner Weise zu überprüfen – und möglicherweise sogar eine Gebühr zu erheben.
Wie wir schon in einem älteren Artikel festgehalten haben, spielen die App-Store-Reviews hinsichtlich der App-Sicherheit eine untergeordnete Rolle. Relevanter sind dabei die in iOS integrierten Sicherheitsfunktionen wie App-Sandboxing, Speichersicherheit, die Aufforderung zur Erteilung von Berechtigungen und weitere Faktoren. Das bedeutet letztlich, dass im Grunde auch per Sideload installierte Apps nicht sofort eine Gefahr für iPhones darstellen.
Apple erwägt Öffnung von NFC-Schnittstelle und weiteren Teilen des Ökosystems
Laut Bloomberg hat Apple noch nicht entschieden, ob der Konzern Entwickler:innen erlauben wird, Zahlungssysteme von Drittanbietern in Apps zu installieren, was aber laut DMA möglich sein soll. Weiter steht noch die Entscheidung aus, wie Apple seine Messaging-App iMessage mit anderen Diensten interoperabel machen wird. Auch das ist Teil der Bedingungen des DMA.
Weitere anstehende Änderungen betreffen den NFC-Chip und den Zugriff auf die Kamera, so Bloomberg. Ferner muss Apple sein „Find My Network“ für Mitbewerber des Tracking-Gadgets Airtag öffnen.
Zudem müsste Apple auch andere Web-Browsing-Engines zulassen. Zurzeit müssen Browser von Drittanbietern, wie Chrome, Apples eigene Engine Webkit nutzen. Um dem neuen Gesetz gerecht zu werden, erwägt Apple, diese Verpflichtung aufzuheben.