Apple iPod: So riesig war der Prototyp noch 2 Monate vor Markteinführung
Der iPod war nicht bloß ein MP3-Player – abgesehen davon, dass er ohnehin lieber AAC verarbeitete. Es gelang Apple, mit dem Produkt eine Art Lebensgefühl zu transportieren. Der Player erlangte in rasanter Geschwindigkeit Kultstatus und wurde zum Bestseller, obwohl es zu seiner Zeit eine wahre Vielfalt tragbarer Audio-Player gab.
MP3-Player waren schwer und unkomfortabel – damals
Darunter befand sich etwa die Nomad Jukebox von Creative, die vor dem iPod auf den Markt gekommen war und mit ziemlicher Sicherheit Apples Ingenieure inspiriert haben dürfte. Die Nomad Jukebox funktioniert mit einer Festplatte und war ein ziemlich schweres Gerät – hatte aber Platz für unfassbar viele MP3s. Woher die indes kamen, war Creative wurscht.
Das wusste Apple zu nutzen und neu zu denken. Das Apple, wie wir es heute kennen, hat sich seit der Einführung des ersten iPod konsequent zu einem Anbieter von Online-Services gewandelt. Ein wichtiger Baustein auf dem Weg dahin war iTunes, der Dienst, über den der iPod mit Kaufmusik befüllt werden konnte. Später kam noch iTunes Match dazu, mit dem Nutzende ihre bereits vorhandenen MP3-Sammlungen quasi legalisieren konnten, indem sie sie mit der iTunes-Bibliothek abgleichen und in der Cloud speichern konnten. Das heutige Apple Music als direkter Spotify-Konkurrent kam erst viel später.
Apple denkt Apple-Version des MP3-Players – und hat Erfolg
Wie es seinerzeit Apples Spezialität war, nahm sich der kalifornische Hersteller also um die Jahrtausendwende des MP3-Players an, um daraus eine „Apple-Version“ zu machen. Leicht bedienbar sollte er sein – ein No-Brainer. Und das gelang dem Hersteller sehr gut. Vor allem das digitale Bedienrad, mit dessen Hilfe durch Menüs gescrollt, aber auch Titel und mehr ausgewählt werden konnten, setzte neue Maßstäbe. Der Klang war nicht besser und der Preis war höher – aber dennoch rief der iPod einen „Habenwollen-Effekt“ hervor. Der iPod war sehr schnell mehr als die Summe seiner Spezifikationen.
Inzwischen gibt es die Original-iPods mit dem Klickrad nicht mehr. Wer heutzutage einen iPod kauft, erhält eigentlich ein drastisch abgespecktes iPhone mit einem Vier-Zoll-Display und Speicherausstattungen bis zu 256 Gigabyte und muss dafür im Grunde überhöhte 450 Euro bezahlen. Es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis Apple den iPod endgültig aus dem Sortiment nehmen wird.
Gestatten? Ein seriennaher iPod-Prototyp aus 2001
Zur Feier des zwanzigsten Geburtstags des Kult-Players hat das Software-Haus Panic Bilder eines uralten Prototyps veröffentlicht, die zeigen, wie Apple den iPod noch zwei Monate vor Markteinführung intern getestet hat. Was wir zu sehen bekommen, ist ein ziemlich großer Plastikklotz mit einem winzigen Bildschirm, einem wackligen Steuerring mit Mittel-Pin und vier physikalischen Tasten für die vier Himmelsrichtungen. Das kleine Ding, das an der linken Seite herausragt, ist ein JTAG-Anschluss. Der erleichtert die Fehlersuche am Gerät und ist natürlich am Ende verschwunden, wenn ein Gerät auf den Markt kommt.
Wer nun glaubt, dass diese riesig wirkende Hülle mit allerlei Elektronik und einem dicken Akku ausgestattet sein würde, sieht sich beim Blick ins Innere schwer getäuscht. Denn: Es ist kaum was drin.
Nachdem der Prototyp auf den 3. September 2001 datiert ist und damit nur zwei Monate vor der endgültigen Markteinführung entstanden war, ist klar, dass wir hier die Innereien sehen, die mit ziemlicher Sicherheit in mindestens sehr ähnlicher Form in den endgültigen iPod eingebaut worden sein dürften.
Der iPod-Prototyp ist jedenfalls ein Stück Geschichte. Vorversionen von Apple-Produkten gelangen fast nie ans Licht der Öffentlichkeit. So ist es auch noch ein sehr seltenes Stück Geschichte. Wer von euch hätte sich den iPod gekauft, wenn er in dieser Form auf den Markt gekommen wäre?