Apple schießt gegen Facebook: Safari soll Privatsphäre von Nutzern schützen
Im Rahmen der WWDC-Keynote fand Craig Federighi, Senior VP für Software-Entwicklung bei Apple, ungewöhnlich deutliche Worte für die Tracking-Industrie. Der hauseigene Safari-Browser soll Facebook und Co. das Leben erheblich erschweren. Die Privatsphäre des Nutzers soll durch einige Verbesserungen, die auf dem 2017 vorgestellten Ad-Tracking-Blocker basieren, besser geschützt werden.
Apple will in Safari vor Social-Buttons schützen
Der Like-Button von Facebook, den viele Websites einbauen, ist bekannt dafür, eine wahre Datenkrake zu sein. Ähnliches gilt für Kommentarfelder, die sich mittels Facebook-Login nutzen lassen. Seiten, die Traffic von Facebook erhalten wollen, kommen nicht umhin, den Button einzubinden. Selbst wenn ein Nutzer einen Social-Button nicht anklickt, weiß Facebook, dass der Browser des Nutzers den Button geladen hat. Auf diese Weise ist das soziale Neztwerk genau im Bilde darüber, welche Seiten, die den Like-Button eingebunden haben, der Nutzer besucht hat. Für diese Daten bezahlen Marketer gerne, um auf deren Basis Werbung auszuspielen.
Auf der WWDC hat Apple neue Anti-Tracking-Features für Safari angekündigt und dabei einen sehr deutlichen Seitenhieb auf Facebook abgegeben: „Wir kennen alle den Like- und Share-Button“, erklärte Craig Federighi während der Keynote. „Diese Buttons können verwendet werden, um euch zu tracken – egal, ob ihr sie anklickt oder nicht. Diese Praxis werden wir dieses Jahr stoppen!“
Federighi zeigte, wie das aussehen soll: Besucht ein Nutzer eine Website mit integriertem Like-Button, wird er von Safari durch ein Pop-up mit dem Inhalt „Möchtest du facebook.com erlauben, Cookies zu verwenden?“ gewarnt.
Derartige Spitzen gegen Android sind keine Seltenheit in der Keynote der WWDC. Diese Form der offenen Kritik an Facebook hat es in der Form bisher allerdings nicht gegeben. Nach dem Cambridge-Analytica-Skandal ist Facebook natürlich ein dankbares Ziel, das sich gut für das Marketing instrumentalisieren lässt, aber die neuen Privatsphäre-Features in Safari könnten auch für andere Unternehmen unangenehme Folgen haben – insbesondere dann, wenn auch andere Browser-Hersteller auf den Zug aufspringen.
Ad-Tracking in Safari: Gut für Nutzer, aber auch gut für Apple
Zu den Features der neuen Browser-Version gehört auch weiterhin die auf der WWDC 2017 eingeführte Intelligent-Tracking-Prevention, bei der Safari Cookies auf Basis der Häufigkeit der Interaktion des Nutzers mit einer Website einschränkt. Hat der Nutzer eine Seite zum Beispiel 30 Tage nicht besucht, löscht Safari die entsprechenden Cookies komplett. ITP 2.0, die neue Version der Intelligent-Tracking-Prevention, geht noch deutlich weiter. In einem Beitrag auf dem Webkit-Developer-Blog gibt Apples Security-Engineer John Wilander detaillierte Einblicke in die Neuerungen von ITP 2.0.
In der Keynote wurden auch weitere Neuerungen für den Schutz der Privatsphäre der Nutzer angekündigt. So beinhaltet Safari in Zukunft auch eine Funktion, die das sogenannte Fingerprinting erschweren sollen. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um eine Technik, mit der sich einzelne Charakteristika des vom Besucher einer Website genutzten Rechners – etwa verwendete Plugins, installierte Software, eingestellte Zeitzone, Größe des Bildschirms und mehr – auslesen lassen, um den Nutzer anhand dieser spezifischen Informationen identifizieren und somit auch wiedererkennen zu können.
Federighi erklärte das so: „Unternehmen, deren Geschäft Daten sind, gehen sehr clever und unerbittlich vor. Wenn ihr im Web unterwegs seid, lässt sich das von euch verwendete Gerät anhand unterschiedlicher Charakteristika identifizieren. Mit Mojave machen wir Trackern das Leben viel komplizierter, indem wir es erschweren, einen einzigartigen Fingerprint zu erstellen.“ Unter dem kommenden macOS Mojave erstellt Safari eine vereinfachte Systemkonfiguration, die beim Surfen an Websites ausgeliefert wird. So werden zum Beispiel nur System-Fonts offenbart und ältere Plugins werden nicht mehr unterstützt, sodass sie nicht zum Erstellen eines eindeutigen Fingerprints missbraucht werden können.
Damit hatte sich Apple bereits vor Cambridge Analytica gut positioniert und kann nach dem Datenskandal jetzt davon profitieren, dass sich die Öffentlichkeit immer mehr darüber bewusst wird, wie im Hintergrund Daten über sie gesammelt werden. Mit dem aktuellen Vorstoß bricht sich das Unternehmen keinen Zacken aus der Krone, denn Tracking gehört bei Apple im Gegensatz zu anderen Größen aus dem Silicon Valley nicht zum Geschäftsmodell. Ein verstärkter Fokus auf die Privatsphäre der Nutzer gehört zu den USP des Konzerns.