Stress am Anschlag: Warum unsere To-do-Listen uns vom Arbeiten abhalten

Kosteneinsparung und der Ruf nach mehr Produktivität hinterlassen Spuren. Wie eine Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte unter 13.000 Führungskräften aus 93 Ländern zeigt, arbeiten immer mehr Menschen an der Belastungsgrenze. 68 Prozent der Befragten haben zu wenig Zeit, um sich auf essenzielle Aufgaben zu konzentrieren. 41 Prozent verbringen ihre tägliche Arbeitszeit nicht mit wertschöpfenden Tätigkeiten.
Ein drängendes Problem, das damit einhergeht, besteht darin, dass unter diesen Voraussetzungen kaum mehr echte Innovation entsteht. Dabei wären gerade in Zeiten großer Veränderungen mit gleichzeitigem Kostendruck neue Ansätze umso wichtiger, um Unternehmensstrukturen und Geschäftsmodelle zu transformieren.
Innovation bleibt auf der Strecke
Julian Maulhart, Partner bei Deloitte Österreich, findet deutliche Worte: „Wir kommen vor lauter Arbeit nicht mehr zum Arbeiten.“ Neue Lösungen und Ideen würden in diesem Umfeld völlig auf der Strecke bleiben.
Dabei ändert sich gerade alles gleichzeitig: „Märkte, Kundenbedürfnisse, Technologien. Um dafür Lösungen zu finden, braucht es an vielen Stellen der Organisation einen freien Kopf, Zeit und Energie. Doch dafür ist im Alltag der Arbeitnehmenden kein Platz – auch weil viele mit überbordender Bürokratie, Reporting und administrativen Aufgaben beschäftigt sind.“
Von diesen Zeitfressern müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befreit werden, lautet eine zentrale Aussage der Studie. Eine Methode, die zu mehr Freiräumen führen kann, sei der sogenannte Zero-Based-Work-Ansatz. Dabei werden Arbeitsprozesse von Grund auf neu bewertet, um Ineffizienzen abzubauen und Kapazitäten freizusetzen. Was nicht zum direkten Zweck des Jobs beiträgt, schafft es nicht in die Aufgabenliste.
Doch auch hier mahnt Maulhart: „Wichtig dabei ist, die geschaffenen Freiräume nicht sofort wieder mit neuen Aufgaben zu füllen. Nur so können innovative Lösungen entstehen.“
Mittleres Management stärken
Eine besondere Rolle kommt der Deloitte-Studie nach dem Mittelmanagement zu: „Das mittlere Management wurde lange Zeit unterschätzt, dabei ist es der Schlüssel zur dezentralen Organisation“, so Julian Maulhart. „Dank der Nähe zum operativen Kerngeschäft sind diese Führungskräfte nicht nur in der Lage Ressourcen richtig zu verteilen, sondern haben auch die entsprechende Expertise, wenn es um Agilität, Problemlösung und Innovation geht.“
Das funktioniere allerdings nur, wenn Unternehmen im mittleren Management auch tatsächliche Entscheidungsmacht ansiedeln und die überbordenden Administrationsaufgaben streichen.