
Laserkommunikationssysteme könnten den Datenaustausch zwischen Satelliten und der Erde bewerkstelligen. Das bayrische Unternehmen Mynaris stellt zum Beispiel welche her. (Bild: Mynaric)
Aus Klimagründen will die Europäische Union energieintensive Rechenzentren in den Orbit auslagern. Ein Konsortium unter der Führung des französischen Raumfahrtunternehmens Thalis Alenia Space soll nun prüfen, wie das realisiert werden kann. Mit im Boot sitzen unter anderem Airbus, Arianespace, HP und das deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Die Datenübertragung per Laser könnten Systeme des bayrischen Startups Mynaric übernehmen.
Aufgestockter EU-Forschungstopf unterstützt Projekt Ascend
Die Machbarkeitsstudie läuft bei der EU unter dem Namen „Advanced Space Cloud for European Net Zero Emission and Data Sovereignty“, kurz Ascend. Ascend ist eines der Projekte des EU-Forschungsprogramms Horizont Europa.
Die EU hat die Neuauflage von Horizont 2021 mit der Rekordsumme von 95,5 Milliarden Euro ausgestattet, um Lösungen für den grünen und digitalen „Wiederaufbau“ nach der Corona-Krise zu finden. Weitere 1,3 Milliarden fließen in die Kernkraftforschung.
Projekt Ascend: Solarbetriebene Cloud im Weltraum
Die Rechenzentren in der Umlaufbahn sollen von orbitalen Solarkraftwerken gespeist werden – dort herrscht in etwa zehnmal so intensives Sonnenlicht wie an der Erdoberfläche. Außerdem ist es durchgehend verfügbar und nie verschattet.
Thalis Alenia Space schreibt, die Solaranlagen sollen eine Leistung von mehreren Hundert Megawatt besitzen. Das Projekt könne ein wichtiger Baustein im Green Deal werden, da die Digitalisierung nach immer mehr Rechenkapazität verlangt, aber die Klimakrise nach niedrigen Emissionen. Die Ankündigung hält die orbitale Solarcloud für die richtige Lösung.
Einzige Verbindung zum Boden: Laserstrahlen
Die Rechenzentrums-Satelliten sollen auf der Grundlage von optischer Kommunikation mit der Erde verbunden sein. Das erinnert an das bayrische Startup Mynaric (vormals Vialight Communications), das aus der DLR entstanden ist. Das mittlerweile im Nasdaq geführte Unternehmen produziert Hochgeschwindigkeitslaserkommunikation unter anderem für Satelliten.
Erster Schritt: Emissionen berechnen
Zunächst besteht die Aufgabe für das Konsortium darin, festzustellen, ob die Emissionen für Herstellung und Start der fliegenden Rechenzentren tatsächlich deutlich geringer ausfallen als bei den bodengestützten Pendants. Dazu sollen sowohl Produktionskosten als auch der komplette Aufwand, die Anlagen ins All zu schießen und dort zu warten, einberechnet werden.
Startlösung mit Roboterhilfe
Im nächsten Schritt erarbeitet das Konsortium ein Konzept für eine Startlösung, um die weltraumgestützten Datenzentren zu installieren und zu warten. Dabei soll Roboterunterstützung etwa aus dem Eross-Projekt (European Robotic Orbital Support Service) zum Einsatz kommen. Das Programm koordiniert ebenfalls Thales Alenia Space.
Rechtfertigt Ascend die Entwicklung einer neuen Trägerrakete?
Die Verfasser:innen der Ankündigung denken noch einen Schritt weiter: Wenn die Studie zu dem Schluss kommt, dass man mit den externen Datenzentren massiv CO2 einsparen könnte, würde das höhere Investitionen im Zuge des Green Deals ermöglichen.
Am Ende könnte dabei die Entwicklung einer neuen klimafreundlichen und wiederverwendbaren Trägerrakete stehen, die Europa wieder an die Spitze in Sachen Weltraumtransport und -Logistik bringen könnte. Dasselbe gelte für das Errichten und Betreiben großer Infrastrukturen im Orbit, sind sich die Autor:innen sicher.