Um Morgenroutinen geht es oft, wenn von Erfolgsrezepten der Reichen und Schönen gesprochen wird. Da heißt es schnell: Steh um vier Uhr auf, laufe zehn Kilometer um den See und lies ein Kapitel eines neuen Buches. So weit, so gut – Menschen wie Richard Branson, Oprah Winfrey oder Jeff Bezos machen es vor.
Für ganz normale Arbeitnehmer sieht der Start in den Tag oft so aus: Der Wecker reißt einen aus dem Schlaf, dann duschen und Zähne putzen, Kinder anziehen und jetzt schnell raus in den Verkehr. Nicht jeder Berufstätige hat Bedienstete, die morgens Kaffee aufsetzen und die To-do-Liste für den Arbeitstag sortieren.
Doch bedeutet das, dass Menschen sich gar nichts von den Erfolgreichen abschauen können? Doch, meint Benjamin Spall. Er ist der Gründer der Seite Mymorningroutine.com und hat Morgenroutinen zu seinem Beruf gemacht.
„Im Lauf der vergangenen fünf Jahre habe ich mehr als 300 erfolgreiche Menschen zu ihren morgendlichen Abläufen befragt“, berichtet er der New York Times für deren „Smarter Living“-Newsletter. Dazu zählen unter anderem Twitter-Mitgründer Biz Stone und Olympia-Siegerin Rebecca Soni. Zwar gäbe es nicht die eine Morgenroutine, jedoch hätten sich Praktiken bewährt, die jeder für sich nutzen könne.
Morgenroutine: Wir neigen dazu, so lange wie möglich zu schlafen
Die schlechte Nachricht: Laut Benjamin Spall stehen die interviewten Menschen in der Regel wirklich früh auf. Jedoch – die gute Nachricht – läge die durchschnittliche Weckzeit bei 6:27 Uhr. Das sei eine Zeit, zu der sich auch viele Normalsterbliche aus dem Bett bewegen würden. Viel zu oft, so der US-Amerikaner, tendieren wir jedoch dazu, so spät wie möglich aufzustehen.
Den Gesprächen habe er jedoch entnommen, dass erfolgreiche Menschen bereit seien, mit ihrer Aufwachzeit zu experimentieren – also im Falle eines Falles auch früher als nötig aufzustehen. Das hätte großen Einfluss auf den Verlauf des restlichen Tages.
„Zehn Minuten weniger Schlaf sind kaum der Rede wert, jedoch verschaffen sie Luft.“
Laut Benjamin Spall gibt es zwischen „Schlaf“ und „rechtzeitig zur Arbeit kommen“ noch einen dritten Modus, der den Morgen und wie er verläuft, nachhaltig bestimmt. Die Rede ist von einem Freiraum, der dem eigenen Wohlbefinden dient. Ein kleiner Zeitpuffer verbessere den Start in den Tag und die damit einhergehende Lebensqualität enorm.
Spall drückt das wie folgt aus: Zehn Minuten weniger Schlaf seien kaum der Rede wert, jedoch verschaffen sie Luft und erlauben es, stressfreier den Morgen zu starten. Wenn die Morgenroutine zur Belastung wird, sei irgendwas falsch gelaufen, fasst er zusammen.
In den zehn Minuten lässt sich einiges anstellen. Mancher duscht ein wenig länger oder genießt den Kaffee in der Küche für sich alleine. Andere gehen mal raus vor die Tür und atmen durch. Die Aufräumexpertin Marie Kondo beispielsweise, so Spall, öffne morgens zunächst das Fenster weit und brenne Weihrauch ab.
Das klingt jetzt wieder nach Extravaganz à la Richard Branson, Oprah Winfrey und Jeff Bezos. Ist es aber nicht – es ist einfach ein kleines Ritual, das entschleunigt. Welches Ritual in die persönlichen Minuten passt, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Einen positiven Effekt habe das Ganze laut Spall in jedem Fall.