- Kreative Bewerbung: So klappt’s
- Schreib auf, was du nicht kannst
- Cliffhanger im Anschreiben nutzen
- Feurig beginnen!
- Nutze eine horizontale Timeline als Lebenslauf
- Verpasse dir einen eigenen Slogan
- Gestalte die Bewerbung im Corporate Design
- Vorab-Projekt einreichen – ungefragt
- Andere für sich sprechen lassen
- Mach klar, was du noch lernen willst
- Passend dazu: Lücke im Lebenslauf – 20 schlagfertige Antworte
Außergewöhnliche Bewerbungen: Mit diesen Tricks überrascht ihr Personaler
Beginnen wir mit einer kleinen Schätzfrage: Wie lange nehmen sich Personaler:innen wohl Zeit für die Sichtung der Bewerbungsunterlagen? Zwanzig, zehn oder fünf Minuten?
Alles falsch: Deutlich weniger! Im Durchschnitt sind es gerade einmal 48 Sekunden, wie eine Umfrage der Online-Stellenbörse Stepstone unter Personaler:innen bereits vor einigen Jahren ergab. Die Zahl zeigt: Bewerber:innen müssen auf Anhieb aus dem Stapel an Bewerbungsmappen hervorstechen – andernfalls ist jede Mühe umsonst.
Kreative Bewerbung: So klappt’s
Selbst wer ins Suchprofil passt, Berufserfahrung vorweisen kann und mehrere Jahre im Ausland gewesen ist, hat die Einladung zum Vorstellungsgespräch noch lange nicht sicher. Das Salz in der Suppe ist deshalb die Kreativität, die Bewerber:innen bei der Formulierung und Gestaltung ihrer Unterlagen an den Tag legen. Worauf es ankommt? Wir haben neun nützliche Tipps zusammengetragen.
Schreib auf, was du nicht kannst
Bewerber:innen wollen sich nur von ihrer Schokoladenseite zeigen. Karriereratgeber predigen schließlich immer wieder, im Lebenslauf nur die fachlichen und persönlichen Stärken in den Vordergrund zu stellen. Statt „Mir kommt kein gerader Satz auf Englisch über die Lippen“ schreiben wir brav: „Ich verfüge über gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift“. Dabei kann auch die Angabe von Schwächen wertvolle Pluspunkte einbringen.
Karriereberaterin Svenja Hofert beispielsweise wagte mit einem Kunden, einem kaufmännischen Leiter Mitte 40, ein Experiment: Die im Lebenslauf dargestellte Rubrik „Was ich kann“, die die Stärken auflistete, wurde vom Bewerber zusätzlich um den Abschnitt „Was ich nicht kann“ ergänzt. „Selbstdarstellerisch präsentieren, programmieren, verhandlungssicher Französisch sprechen“, gab er dort an.
Das Ergebnis: Rund 25 Prozent der insgesamt 50 adressierten Personaler:innen luden Hoferts Kunden zum Vorstellungsgespräch ein. Im Vergleich mehr als bei klassischen Bewerbungen mit der alleinigen Angabe von Stärken (15 bis 20 Prozent). Zudem habe es im späteren Gespräch durchweg positive Reaktionen gegeben, sagt Hofert: „Die Personaler waren über so viel Ehrlichkeit überrascht.“
Cliffhanger im Anschreiben nutzen
Cliffhanger kennen wir normalerweise aus Kriminalromanen: Mit ein oder zwei kurzen, aber knackigen Sätzen am Kapitelende wird der:die Leser:in zum Umblättern genötigt. Aber in einer Bewerbung? Was hat der Unfug dort bitte verloren? Immerhin wird uns in Ratgebern immer wieder vorgebetet, uns an formale Standards zu halten.
Dennoch lassen sich auch Personaler:innen mit einem Cliffhanger verblüffen. Wie wäre es zum Beispiel mit folgendem Satz: „Sie wollen wissen, wie ich mein China-Projekt in einer kritischen Phase doch noch zum Erfolg gelenkt habe? In meiner anhängenden Projektliste erfahren Sie mehr.“ Der Clou: Vor allem im Anschreiben, wo auf wenig Platz möglichst viel Informationen untergebracht werden müssen, kann solch ein Satz überzeugen. Er stärkt das eigene Profil und bleibt im Gedächtnis. Zwei entscheidende Voraussetzungen für eine Einladung zum Vorstellungsgespräch.
Feurig beginnen!
Auch sonst kann man sich für eine kreative Bewerbung wunderbar an literarischen Handwerkszeugen bedienen. Idealerweise gleich im ersten Satz des Anschreibens. Schon der Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider riet: Beginne feurig!
Also: Statt Personaler:innen mit Floskeln wie „Mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige im Wittlager Kreisblatt gelesen“ oder „Hiermit bewerbe ich mich um eine Stelle als Bürokauffrau“ zu langweilen, sollten Bewerber:innen lieber direkt mit der Tür ins Haus fallen und zeigen: Ich weiß alles über das Unternehmen und passe perfekt auf die gesuchte Stelle!
Ein tolles Beispiel liefert Nora Feist von der PR-Agentur Mashup Communications: Auf eine Stellenausschreibung antwortete eine Bewerberin im ersten Satz des Anschreibens so: „Facebook-Junkie? Head of Headlines? Social-Media-Addict? Bingo! Begeisterungsfähig und neugierig wie ich bin, fühle ich mich vom innovativen und wegweisenden Profil von Mashup magisch angezogen und bin hochmotiviert, ein Teil Ihres Teams zu werden.“ Ach ja: Wichtig ist, bei den Formulierungen authentisch zu bleiben und die eigene Motivation im späteren Vorstellungsgespräch glaubhaft herüberzubringen.
Nutze eine horizontale Timeline als Lebenslauf
Eine kreative Bewerbung geht über Cliffhanger und feurige erste Sätze hinaus. Vor allem der sonst so standardisierte Lebenslauf bietet dank unzähliger Vorlagen und Templates viele Möglichkeiten zur kreativen Gestaltung. Wie wäre es statt einer schlichten Tabelle zum Beispiel mit einer Infografik, die bisherige Stationen stilvoll visualisiert?
Die Dienste Resume.up und Prezume etwa verwandeln den Lebenslauf in einen horizontalen Zeitstrahl. Einmal mit dem Facebook- oder Linkedin-Account verknüpft, werden die einzelnen Stationen und Qualifikationen als bunte Balken illustriert. Gerade in der Kreativbranche lassen sich so wertvolle Pluspunkte sammeln.
Der Bewerbungsexperte Branko Woischwill rät aber dazu, einen solchen Zeitstrahl nur bei Initiativbewerbungen zu nutzen, um sich eine erste Tür zu öffnen. Der Hinweis, dass man die klassischen Unterlagen gerne noch nachreiche, reicht dann aus.
Verpasse dir einen eigenen Slogan
„Bewerben ist Werben“ ist ein unter Karriereberatern verbreiteter Leitsatz. Und das stimmt: Immerhin gilt es den:die Wunscharbeitgeber:in bestmöglich davon zu überzeugen, die ausgeschriebene Stelle mit keiner anderen Arbeitskraft außer der eigenen zu besetzen. Bewerber:innen sollten also nicht davor zurückschrecken, sich in der Bewerbungsmappe als Marke zu präsentieren – idealerweise mit einem Slogan.
Die Erklärung ist ganz einfach: Dreiklänge wie „Freude am Fahren“, „Vorsprung durch Technik“ oder „Nichts ist unmöglich“ sind jedem von uns im Gedächtnis geblieben. Diesen Trick können sich auch Bewerber:innen zunutze machen. Der Slogan muss widerspiegeln, was Bewerber:innen zu verkaufen haben und was sie dem Wunscharbeitgeber bieten können. Der Slogan sollte einprägsam, aber keineswegs abgehoben klingen.
Beispiel: „Koch – Hausmannskost – kostenbewusst“ oder „Macher, Leitwolf, Mensch“. Idealerweise platzieren Bewerber:innen den Slogan prominent auf dem Deckblatt, und zwar direkt neben einem schicken Foto. Wichtig ist, dass man die kommunizierten Werte auch wirklich vertritt und verkaufen kann.
Gestalte die Bewerbung im Corporate Design
Er nannte sie die beste Bewerbung, die er je gesehen habe. Als Airbnb-Gründer Brian Chesky die Bewerbung von Nina Mufleh zu Gesicht bekam, kannte seine Begeisterung keine Grenzen. Die Bewerberin hatte sich initiativ für einen Job beim Zimmervermittlungsportal beworben und dazu einen Online-Lebenslauf veröffentlicht, der optisch an die Airbnb-Nutzerprofile erinnerte. Dort erklärte die Bewerberin bis ins kleinste Detail, warum sie für das Unternehmen arbeiten will.
Natürlich müssen Bewerber:innen jetzt nicht gleich eine aufwendige Website programmieren. Oft genügt es schon, die Bewerbung an das entsprechende Corporate Design anzupassen. Ein Freund bewarb sich kürzlich bei einem Marktforschungsunternehmen und orientierte sich bei der Gestaltung von Deckblatt, Lebenslauf und Anschreiben an der Website der Firma. Die Unternehmensfarben und Teile der Typografie wurden übernommen und sogar der Slogan auf die eigene Person zugeschnitten. Die Einladung zum Vorstellungsgespräch hat er bekommen.
Vorab-Projekt einreichen – ungefragt
Mit einer Initiativbewerbung lässt sich oft schon viel Aufmerksamkeit erregen – das ist jedoch nichts im Vergleich zur Vorgehensweise, die Karrierecoach Raghav Haran empfiehlt. Sein Tipp: Statt sich mit seitenlangen Bewerbungsunterlagen um ein Vorstellungsgespräch zu bemühen, sollten Bewerber:innen ein eigenes Projekt passend zur ausgeschriebenen Stelle einreichen.
Ein solches „Pre-Interview-Project“ könnte beispielsweise so aussehen: Wer sich für eine Stelle als Vertriebsmitarbeiter:in bewirbt, könnte einige der Produkte des Unternehmens in Eigenregie verkaufen und die Erfolge inklusive der gewählten Marketing-Strategie in einem Dokument festhalten. Bei einer Stelle im Designbereich könnte der:die Bewerber:in vorab einige Konzeptzeichnungen anfertigen und erklären, wie er:sie darauf gekommen ist. „Do the job before you get the job“, fasst Haran die ausführlich beschriebene Idee zusammen.
Andere für sich sprechen lassen
In Karrierenetzwerken wie Linkedin gehören sie zu den beliebtesten Funktionen: Referenzen, also kurze Empfehlungsschreiben ehemaliger Arbeitgeber:innen und Kolleg:innen. Sie erhöhen die Glaubwürdigkeit und stellen weitere bisher nicht beachtete Qualifikationen des:der Profilinhaber:in heraus. Wie auf den Profilseiten können Jobsuchende damit auch in der Bewerbung einen guten Eindruck hinterlassen. Bitte dazu einfach einige deiner Ex-Kolleg:innen um einen kurzen Dreizeiler, der deine aus ihrer Sicht größten Stärken herausstellt. Diese Referenzen kannst du dann beispielsweise im Lebenslauf unterbringen.
Mach klar, was du noch lernen willst
Auch wenn es in vielen Stellenausschreibungen anders rüberkommt: Kein:e Arbeitgeber:in erwartet die eierlegende Wollmilchsau. Jede:r Bewerber:in kann sich irgendwo verbessern und sich neue Fähigkeiten aneignen. Das ist aber nichts Schlechtes. Im Gegenteil: Diese vermeintliche Schwäche können Bewerber:innen zu ihrem Vorteil nutzen, wenn sie ihrem:ihrer Wunscharbeitgeber:in schon im Anschreiben deutlich machen, worin sie sich künftig verbessern wollen.
Du wünschst dir noch mehr Kenntnisse im Umgang mit einem Softwareprogramm oder einer Fremdsprache? Du benötigst noch ein besonderes Führungsseminar oder hältst ein Sprech-Coaching für sinnvoll? Dann schreib das in die Bewerbung hinein. Wer sich für Weiterbildungen offen zeigt, sammelt beim Personal weitere Pluspunkte.
Passend dazu: Lücke im Lebenslauf – 20 schlagfertige Antworte
Dieser Artikel wurde am 25. Mai 2022 aktualisiert.
Inhaltlich toller Artikel, jedoch auf Grund der Schreibeise:innen schwer lesbar. Besser wäre es, den Plural zu nutzen – der umfasst nämlich nicht nur Leser und Leserinnen sondern auch Diverse Menschen. Und ist gleichzeitig besser lesbar. Danke.
Sehe ich ganz genauso: Einerseits unkonventionelle Tipps für die ungewöhnliche Bewerbung geben, dabei jedoch gleichzeitig brav den Gender-Einheitsbrei-Soldaten nachtrotten.
=> Wirkt enorm unglaubwürdig, wenn jemand rät: „Sei anders!“ – selbst aber so unreflektiert 08/15-haft agiert wie die graue Journalistenmehrheit…