„Gemeinsam mit dem RMV wollen wir schon im kommenden Jahr die weltweit erste autonome On-Demand-Flotte im Regelbetrieb des ÖPNV auf die Straße bringen. Denn erst mit fahrerlosen Shuttles, die mit normaler Geschwindigkeit unterwegs sind, schaffen wir einen ÖPNV, in den die Menschen überall und zu jeder Zeit einsteigen können.“ Mit diesem Statement kündigt Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender bei DB Regio, die neuen Pläne der deutschen Bahn an.
Autonomer On-Demand-Verkehr bei der DB: Das sind die Pläne
Das Ziel: Ab 2023 sollen in der Rhein-Main-Region in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Verkehrsverbund RMV autonome On-Demand-Fahrzeuge eingesetzt werden, um das „ÖPNV-Angebot in der Fläche“ zu verstärken. Sowohl On-Demand-Angebote also auch Praxistests mit autonomen Fahrzeugen stehen bei der Bahn schon seit Jahren auf der Agenda, jetzt kommt ein weiteres Pilotprojekt hinzu. Im kommenden Jahr sollen einige Fahrzeuge im autonomen Level 4 – also grundsätzlich komplett eigenständig fahrtüchtig, aber weiterhin menschlich überwacht – durch Darmstadt und den Kreis Offenbach fahren.
Vor allem im ländlichen Bereich und in Kleinstädten werden On-Demand-Angebote derzeit eingesetzt. Laut einer Untersuchung durch den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) findet dort 47 Prozent des gesamten On-Demand-Verkehrs statt. 26 Prozent spielt sich in Mittel- und Oberzentren ab, 14 Prozent im suburbanen und 13 Prozent im urbanen Raum.
Wie bereits bei bisherigen Projekten mit fahrerlosen Bussen kommt auch bei den RMV-Plänen die benötigte Software von der DB-Tochter Ioki, der Betrieb vor Ort wird von Clevershuttle gemeinsam mit den regionalen Partnern Heag Mobilo und KVGOF geregelt. Die Shuttles sollen über die zentrale RMV-On-Demand-App buchbar sein.
Autonome Fahrzeuge auf Abruf: Kosten und Hoffnungen
Es gibt aber auch einige Punkte an den Plänen, die für Kritik sorgen könnten. Die On-Demand-Transporte ergänzen zwar teilweise das reguläre ÖPNV-Angebot, sollen künftig aber auch einige Linienverkehre ersetzen, wenn die aus Sicht der Bahn zu schwach ausgelastet sind. Außerdem können nicht alle On-Demand-Angebote mit einem einfachen Verbundticket oder Abo genutzt werden, „bei 24 Prozent der Angebote ist zusätzlich ein Komfortzuschlag (in der Regel ein Euro) fällig, bei 26 Prozent wird der Tarif gesondert über digitale eTarife abgewickelt“, so die Bahn.
Warum es aus Sicht der Verkehrsbetriebe wichtig ist, dass die On-Demand-Angebote künftig autonom stattfinden, erklärt Knut Ringat, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds, in der Pressemitteilung der DB. Ihm zufolge bieten die On-Demand-Verkehre großes Potenzial für die Mobilitätswende, „großflächig sind sie aber nur im autonomen Betrieb wirtschaftlich darstellbar“. Apropos Wirtschaftlichkeit: Damit On-Demand-Verkehre in Deutschland flächendeckend im Regelbetrieb fahren können, bräuchte es laut dem VDV bis 2030 rund 3,8 Milliarden Euro zusätzlich.
Wäre es nicht leichter das Autonome Zeug auf die Schiene zu packen?
Hi Gunar, eine spannende Frage! Tatsächlich gibt es zum Beispiel in Nürnberg schon seit 2008 eine vollautomatische U-Bahn. Vor großflächigen Projekten auf der Schiene schreckt die Bahn bislang allerdings zurück, und das vor allem aus zwei Gründen: Im Mischnetz aus Nah-, Fern- und Güterverkehr wäre die rechtliche Zulassung und die technische Umsetzung der autonomen Züge eine zu große Herausforderung, heißt es 2019 gegenüber Business Insider. Dazu kommen institutionelle Hürden, wie zum Beispiel die Auseinandersetzung mit dem eher konservativen Eisenbahnbundesamt. Deswegen liegt der Fokus wohl erstmal auf der Straße, statt auf der Schiene.