Das Niederländische Institut für Forensik (NFI) behauptet, Zugriff auf eine Fülle von Informationen zu Teslas Autopilot, gepaart mit Daten zu Geschwindigkeiten, Gaspedalstellungen, Lenkradwinkel und mehr erhalten zu haben. Per Reverse Engineering soll es ihnen gelungen sein, die Verschlüsselung des Datenspeichers der Modelle S, Y, X und 3 zu knacken, der auf einer zugänglichen SD-Karte im Fahrzeug liege.
Per Reverse Engineering knackt das Labor Teslas Verschlüsselung
Ihre Erkenntnisse haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anlässlich einer Konferenz der Europäischen Vereinigung für Unfallforschung und Unfallanalyse im israelischen Haifa veröffentlicht.
Die Erkenntnisse sollen nun genutzt werden, um es Regierungen zu ermöglichen, „gezieltere Daten anzufordern“, um die Ursache von Unfällen zu ermitteln, so die Forscher. Nach eigenen Angaben wussten die Forschenden schon vor ihrem Reverse-Engineering-Angriff, dass Tesla-Fahrzeuge unfallbezogene Daten verschlüsseln und speichern. Sie wussten lediglich nicht, welche Daten und wie viele.
Offizielle Auskunft Teslas stark beschränkt
Immerhin erlaubt Tesla bereits seit 2018 die Abfrage von Daten aus dem sogenannten „Event Data Recorder“ (EDR), einer Art Blackbox, die „Ereignisse“ speichert. Die Daten, die Tesla auf Anforderung herausgibt, umfassen die letzten fünf Sekunden vor einem Ereignis, etwa einem Unfall. Die Forschenden aus den Niederlanden schlossen daraus, dass der EDR kontinuierlich Daten sammeln musste und vermuteten, dass er auch sehr viel mehr Signale erfassen würde als die kurzen 5-Sekunden-Ausschnitte erfordern würden.
Sie sollten Recht behalten. Nachdem es ihnen gelungen war, die Verschlüsselung zu knacken, führten sie reale Tests mit einem Model 3 durch, um zu schauen, wie sich die aufgezeichneten Protokolle zu den realen Daten verhalten würden. Dabei konnten sie nachweisen, dass die Fahrzeugprotokolle „sehr genau“ waren – mit Abweichungen von weniger als einem Kilometer pro Stunde.
Genaue Unfallanalyse möglich – Messtoleranzen überaus gering
Mit der Sicherheit, einen Weg gefunden zu haben, die Daten verlässlich zu entschlüsseln, nahm sich das NFI-Team mehrere Unfälle vor. In einem Fall war ein Tesla mit Autopilot mit einem vorausfahrenden Auto kollidiert, das plötzlich gebremst hatte. Hier ist der Fahrer gefordert, der dann, wenn der Autopilot nicht rechtzeitig bremst, übernehmen muss.
„In diesem Fall hat die Untersuchung gezeigt, dass der Fahrer tatsächlich eingegriffen hat, und zwar innerhalb der erwarteten Reaktionszeit“, so der Forscher Aart Spek vom NFI. „Die Tatsache, dass es zu einer Kollision kam, lag daran, dass der [vom Autopilot gewählte] Folgeabstand in dem dichten Verkehr zu gering war. Das eröffnet die interessante Frage, wer für den Folgeabstand verantwortlich ist – das Auto oder der Fahrer?“
Mit den nun zugänglichen Daten werde künftig eine detailliertere Unfalluntersuchung „insbesondere im Hinblick auf die Rolle von Fahrerassistenzsystemen“ möglich. Jetzt wollen sich die Forschenden mit der Frage befassen, ob und in welchem Umfang auch andere Hersteller ähnliche Daten speichern. Das diene „letztlich dem Interesse, nach einem Unfall die Wahrheit zu finden.“
Für den Abstand ist immer der Fahrer Schuld! Die Distanz zum vorderen kann selber eingestellt werden!