Berufsunfähigkeit: Was du über diese wichtige Versicherung wissen musst
Der Job finanziert unseren Alltag, irgendwann kommt dann die Rente: So sieht die klassische Erwerbsbiografie auf dem Papier aus. Nur – das Leben läuft selten klassisch. Was, wenn ein Bandscheibenvorfall, eine Depression oder eine Krebserkrankung langfristig dafür sorgen, dass wir nicht mehr so funktionieren, wie es die Gesellschaft vorsieht?
Zugegeben, kein schöner Gedanke. Aber umso mehr einer, mit dem wir uns beschäftigen sollten. Denn, so Beate-Kathrin Bextermöller von der Stiftung Warentest im Interview mit t3n : „Das Geld, das man dann vom Staat bekäme, reicht in der Regel nicht aus, um den eigenen Lebensstandard zu halten“.
Berufsunfähigkeitsversicherung: 38 schneiden bei Stiftung Warentest „sehr gut“ ab
Bextermöller leitet bei der Stiftung Warentest den Bereich Versicherungen und Recht. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie insgesamt 67 für sich stehende Berufsunfähigkeitsversicherungen untersucht. Die sind nämlich, so erklärt sie, für Menschen, „die keinen besonders vermögenden Hintergrund haben, sondern ausschließlich von ihrem monatlichen Einkommen leben, eine extrem wichtige Absicherung“.
Wir haben bei der Expertin nachgefragt, welche Tipps auf der Suche nach einer guten Versicherung helfen.
Der Preis: Sparen auf den Jahresbeitrag
Wer sich nach einer Berufsunfähigkeitsversicherung umschaut, wird ganz unterschiedlich bepreiste Angebote finden. Im Test der Stiftung Warentest heißt es dazu: „Der 30-jährige Controller aus unserem Test kann für eine Monatsrente von 2.000 Euro, die bis zum Alter 67 Jahre vereinbart ist, zwischen Tarifen mit einer Preisspanne von 643 Euro bis 3.071 Euro Jahresbeitrag wählen“.
Unterschieden wird bei den Versicherungen zwischen Zahl- und Tarifbeitrag. Zwar müssen Kund:innen eigentlich den Zahlbeitrag an die Versicherung überweisen; weil der aber schwanken kann, sollte man sich laut Stiftung Warentest grundsätzlich am Tarifbetrag orientieren und entscheiden, ob man den theoretisch stemmen könnte.
Bextermöller rät außerdem, einen Jahresbeitrag zu zahlen – der ist nämlich meist günstiger als die zusammengerechneten Monatsbeiträge: „Den Betrag sollte man ansparen, also monatlich ein Zwölftel, möglichst auf einem Konto, auf dem man Zinsen erhält“.
Wer früh anfängt, einzuzahlen oder sogar schon durch die Eltern versichert wird, kann dadurch außerdem oft besonders günstige Konditionen abstauben.
Anpassungsgarantie: Flexibel versichern
Insgesamt 38 Versicherungspolicen schnitten im Test der Stiftung Warentest „sehr gut“ ab, 19 bekamen immerhin das Prädikat „gut“. Zu den elf Testkriterien zählten beispielsweise die rückwirkende Leistung für mindestens drei Jahre, wenn der:die Versicherte die Berufsunfähigkeit verspätet meldet, und die Möglichkeit zur Tarifüberprüfung nach einer Veränderung in der Karriere ohne erneute Gesundheitsprüfung.
Besonders wichtig ist laut Beate-Kathrin Bextermöller die Möglichkeit, im Versicherungszeitraum flexibel nachzusteuern – zum Beispiel, wenn sie die Familiensituation ändert oder eine drastische Inflation eintritt. Im Fachjargon spricht man hier von einer Nachversicherungs- oder Anpassungsgarantie. Einige Versicherungen bieten die Anpassung unter bestimmten Voraussetzungen ohne erneute Gesundheits- und/oder Risikoprüfung an.
Berufsunfähigkeitsversicherung trotz Therapie? Ja, das geht!
Bextermöller und ihr Team prüfen die Angebote zur Berufsunfähigkeitsversicherung schon seit Jahren. Dabei beobachten sie: Die Angebote „verändern sich sehr zum Positiven“, greifen mehr Aspekte auf, werden flexibler. Veränderung gibt es auch bei einem bisher sehr kritischen Thema: Absicherung, auch oder gerade nach einer Psychotherapie.
Denn während Therapieerfahrung lange als kategorischer Ablehnungsgrund für eine Berufsunfähigkeitsversicherung galt oder mindestens zehn Jahre in der Vergangenheit liegen musste, gibt es mittlerweile immer mehr Anbieter, bei denen eine Versicherung wieder schneller zur Option wird. „Mittlerweile gibt es mehr Erfahrungen mit psychischen Vorerkrankungen. Die Versicherer fragen eher nach, weshalb etwa eine Therapie gemacht wurde. Der Abfragezeitraum hat sich in den letzten Jahren in vielen Anträgen auf fünf Jahre verkürzt“.
Ebendiese fünf Jahre nach Ende einer ambulanten Therapie hat die Stiftung Warentest in ihrem Test dementsprechend als Messlatte für eine gute Versicherung festgelegt. Die kürzeste Frist für eine Versicherung nach Therapieende lag allerdings schon bei drei Jahren.
Gut zu wissen: Beratung und Schlichtung
Wer sich bei der Suche nach einem passenden Versicherungsangebot unsicher ist, kann sich anderem bei vielen Verbraucherzentralen entsprechend beraten lassen. Das ist in den meisten Fällen zwar nicht kostenlos, dafür aber besonders unabhängig.
Ist die Police abgeschlossen, und es kommt zum Streit mit dem Versicherer, verweist die Stiftung Warentest an kostenlose Schlichtungsstellen, wie beispielsweise Versicherungsombudsman.de.