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Ratgeber

Besser entscheiden: Dieser Geheimtipp wird unterschätzt

„Da muss ich noch einmal in mich gehen“, sagte man früher über Entscheidungen – und es funktionierte. Heute passiert eher das Gegenteil. So gelingt die innere Ruhe beim Entscheiden.

Von Isabell Prophet
3 Min.
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In der Ruhe liegt die gute Entscheidung. (Foto: Fizkes / Shutterstock)

Entscheidungstrainings boomen. Am Weiterbildungsmarkt stehen sie in einer Reihe mit Verhandlungstechniken ganz vorn. Denn wer entscheidet, der verhandelt mit sich selbst – und hat damit einen würdigen Gegner.

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Teams entscheiden besser – das wurde in einer klassischen Studie der Ökonomie beobachtet und seither häufig bestätigt. Doch nicht für jede Entscheidung haben Menschen das geeignete Team. Kündigen oder nicht? Neue Abteilung oder bleiben? Oder, wenn es ernst wird: Solltest du ethische Verstöße und Straftaten melden? Wenn ja, wem?

In der Ruhe liegt die gute Entscheidung

Der Volksmund sagt: „Der sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“, wenn jemand nicht erkennt, was direkt vor ihm liegt. Und das gilt auch in Entscheidungsprozessen. Ungeordnete Denkprozesse führen nicht zur Entscheidung, sondern ins Chaos. Soll ich? Soll ich nicht? Aber was, wenn …? Die Wissenschaft sagt: Die Aufregung muss aus dem Entscheidungsprozess raus. Wer klug entscheiden will, der braucht dafür Ruhe – auch im Kopf.

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„Viele unethische Entscheidungen resultieren aus einem Mangel an Bewusstsein“, schreiben die Management-Forscher:innen Nicole Ruedy und Maurice Schweitzer. Der Begriff des Bewusstseins verdient einen zweiten Blick. „Awareness“ heißt es im englischsprachigen Original. Direkt übersetzen können wir ihn nicht, aber irgendwo zwischen Bewusstsein, Wahrnehmung und Achtsamkeit liegt seine Bedeutung.

Ruedy und Schweitzer haben beobachtet, dass Menschen mit größerer Wahrscheinlichkeit ethisch vertretbare Entscheidungen treffen, wenn sie eher achtsam sind. Gemeint ist die wissenschaftliche Version von Achtsamkeit, bei der die Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt ruht. Achtsame Menschen nehmen mehr wahr und bewerten weniger, sie spüren ihre Emotionen, ihren Körper und ihre Impulse, sie nehmen ihre Gedanken bewusst wahr. Das hilft ihnen dabei, bessere Entscheidungen zu treffen, weil sich nicht selbst ablenken. Wer – bis zu einem gewissen Grad – weniger denkt, denkt klarer.

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Wer meditiert, entscheidet rationaler

Es gibt eine Reihe von Fehlern, die Menschen beim Entscheiden klassischerweise machen. Zum Beispiel: Sie bewerten frühere Investitionen zu hoch, deshalb fällt es so schwer, ein Projekt zu beenden, in das sie schon viel Zeit und Mühe gesteckt haben.

In einem Experiment haben Psycholog:innen einer großen Gruppe von Menschen nun eine Meditation vorgespielt (und einer Kontrollgruppe nicht). Dann sollten sie über etwas entscheiden, in das sie schon Energie gesteckt hatten. Die Wissenschaftler:innen beobachteten: Wer meditiert hatte, traf die besseren Entscheidungen. Besser bedeutet in in diesem Fall, dass die Entscheidungen nach objektiven Kriterien rational überlegen waren.

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Wann ist mentale Stärke zu hart?

Achtsamkeit und Meditation sind noch immer etwas, das belächelt wird – oder direkt als Selbstoptimierung verschrien. Andere kritisieren, dass sie dabei helfe, Emotionen auszublenden, sodass Entscheidungen härter werden. Die Kritik lautet also wahlweise, dass Meditierende zu weich seien – oder eben zu hart. Was stimmt nun?

Die Antwort liegt in der Zielsetzung. Achtsamkeit tut nämlich vor allem eines: Sie bringt uns in Verbindung mit der Person, die wir gern wären. Sie gibt die Ruhe, die wir brauchen, um auf uns selbst zu hören.

Wer Meditation nutzen will, um kühler zu entscheiden, der hat dafür das richtige Unterstützungsinstrument gewählt. Wer Meditation nutzen will, um Entscheidungen am Gemeinwohl auszurichten, für den gilt das Gleiche. Anders gesagt: Wer gern ein eiskaltes Arschloch sein will, der kann sich das herbeimeditieren. Wer kluge und sozial und ökonomisch ausgewogene Entscheidungen treffen will, der kann auch das.

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Gelassener werden? Meditation ist dein Hilfsmittel. Die Karriere an den eigenen Bedürfnissen ausrichten? Augen zu und lausche deinem Atem. Aber überlege dir vorher, was genau diese Bedürfnisse sind. Meditation macht niemanden zu einem besseren Menschen. Sie zentriert. Was du im Zentrum findest, ist dann deine Sache.

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Kommentare (1)

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Harald Kretzschmar

Danke für den Artikel. Ich gebe zu, dass man bei dieser Zielgruppe mit dem Adjektiv „rational“ punkten kann. Letztlich ist aber die bessere Entscheidung gerade nicht rational, sonden intuitiv. Um die Intuition zu schärfen, eignet sich Mediation hervorragend. Insbesondere mit der Achtsamkeitsmeditation wird die „innere Stimme“ besser hörbar. Schade, dass man immer alles „business stylish“ verpacken muss.

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