Bewerbung: Ein Drittel sucht das Weite, wenn ein Anschreiben verlangt wird

Fachkräfte haben auf dem Arbeitsmarkt eine selbstbewusstere Ausgangslage. Daran müssen sich Unternehmen anpassen. (Symbolfoto: Ground Picture/Shutterstock)
Die Ergebnisse einer neuen Studie der Königsteiner Gruppe sprechen eine deutliche Sprache: Viele Bewerber:innen fühlen sich von althergebrachten – und oftmals sinnfreien – Anforderungen in Stellenanzeigen abgestoßen und lassen Arbeitgeber:innen mit solchen Stellenausschreibungen lieber links liegen.
Aufgrund des Fachkräftemangels hat sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt radikal verändert. Gut ausgebildete Arbeitnehmer:innen, die lange Zeit in der Bittstellerposition waren und jede Schikane der Arbeitgeber:innen mitmachen mussten, um an einen Job zu kommen, haben jetzt eine deutlich gestärkte Ausgangslage und können sich aussuchen, wem sie ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen wollen. Eine durchaus positive Entwicklung, auf die viele Unternehmen aber noch nicht so recht zu reagieren wissen.
1026 Beschäftigte hat die Königsteiner Gruppe im Mai 2023 befragt. Die Proband:innen mit einem Durchschnittsalter von 39,8 Jahren und einer Geschlechterverteilung von 51 Prozent weiblich zu 49 Prozent männlich mussten sich in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal auf eine Stelle beworben haben.
Rund ein Drittel der Befragten gab an, sich auf eine Stellenanazeige nicht zu bewerben, wenn ein Anschreiben verlangt werde. Fas genauso viele verzichteten auf eine Bewerbung, wenn Arbeitgeber:innen ein Foto verlangen. In vielen Ländern ist diese Praxis aufgrund der Gefahr von Diskriminierung nicht mehr erlaubt, in Deutschland allerdings teilweise immer noch Usus.
Für 28 Prozent der Arbeitnehmer:innen kommuniziert das Vorgehen wohl hauptsächlich, dass das ausschreibende Unternehmen sich nicht mit den neuen Standards der Arbeitswelt auseinandergesetzt hat.
27 Prozent der Befragten finden eine:n direkte:n Ansprechpartner:in bei der Bewerbung wichtig. Ist keine persönliche Kontaktadresse angegeben, verzichten sie auf das Einsenden der Bewerbungsunterlagen.
Fehlt bei einer digitalen Stellenanzeige der Link zu einer Online-Bewerbung, nehmen 32 Prozent Abstand, bei den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 37 Prozent.
Dabei ist die Stellenanzeige nach wie vor das wichtigste Instrument, um an neue Arbeitskräfte zu kommen. Immerhin 87 Prozent nutzen sie hauptsächlich auf der Suche nach einer neuen Stelle. 84 Prozent lesen das Anforderungsprofil aufmerksam durch, wobei auch ein besonderes Augenmerk darauf liegt, welche Benefits von dem:der Arbeitgeber:in angeboten werden.
Wie Nils Wagner von der Königsteiner Gruppe gegenüber der Computerwoche angibt, haben viele große Unternehmen die Situation bereits erkannt und verzichten auf überholte Methoden wie Bewerbungsbilder und Anschreiben. Im Mittelstand sei dieses Vorgehen aber oft noch weit verbreitet.
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Ich persönlich finde die Verwendung von Bewerbungsportalen furchtbar. Meine Bewerbungsunterlagen gibt es in 2 Formen: als einzelnes PDF < 4MB (das war tatsächlich schwierig hinzubekommen) oder aufgesplittet in Anschreiben, tabellarischer Lebenslauf + Profil, Zeugnisse+Zertifikate. Wenn ich den ganzen Krempel dann für ein Bewerbungsportal weiter aufsplitten und zusätzlich am besten noch ein "Motivationsschreiben" hinzufügen soll – nö.