Blizzard-Manager muss gehen, weil er Angestellte zu gut bewertete
Die meisten Angestellten werden es kennen: Nicht alle Chefs sind nett und stehen für ihre Mitarbeiter:innen ein. Ein leitender WoW-Entwickler des Videospielentwicklers Blizzard Entertainment wurde nun gekündigt, nicht nur, weil er zu nett war, sondern auch, weil er seine Mitarbeiter:innen schützen wollte.
Wer die Quote nicht erfüllt, muss gehen
Wie „BNN Bloomberg“ berichtet, wurde Brian Birmingham gefeuert, weil er das Richtige tun wollte. Die Geschäftsleitung soll von ihm verlangt haben, einem/r Angestellten eine niedrige Bewertung zu geben, die er/sie seiner Meinung nach nicht verdient hatte – und das alles nur, um eine Quote zu erfüllen.
Blizzard, eine Einheit von Activision Blizzard Inc., hatte das sogenannte Stack Ranking 2021 eingeführt, bei dem Mitarbeiter:innen auf einer Glockenkurve eingestuft werden sollen. Konkret bedeutet das, dass nur ein geringer Prozentsatz eine sehr positive Bewertung bekommen kann. Im gleichen Atemzug bedeutet es aber auch, dass etwa fünf Prozent aller Teammitglieder garantiert eine schlechte Bewertung bekommen müssen.
Stack Ranking soll größere Zahlungen verhindern
Der Grund dafür ist ganz einfach: Damit soll verhindert werden, dass diese Angestellten einen größeren Bonus bekommen und auch, dass sie in naher Zukunft eine Gehaltserhöhung oder eine Beförderung erhalten.
Seinen Unmut über das Geschehene drückte Brian Birmingham in einer E-Mail aus. Darin erklärte er, dass es ihm und anderen leitenden Entwickler:innen des WoW-Teams möglich gewesen sei, das System in den letzten zwei Jahren zu umgehen, doch kürzlich sei er dazu gezwungen worden, eine/n Mitarbeiter/in von der durchschnittlichen Bewertung „erfolgreich“ auf die unterdurchschnittliche Bewertung „sich entwickelnd“ zurückzustufen, um die Quote von fünf Prozent zu erreichen.
Als Grund für diese Anforderung gab das Management an, dass es wichtig sei, „die leistungsschwächsten Mitarbeiter unter Druck zu setzen, um sicherzustellen, dass alle weiter wachsen“.
Firmenpolitik „untergräbt das Vertrauen“
„Diese Art von Firmenpolitik fördert den Wettbewerb zwischen den Beschäftigten, die Sabotage der Arbeit der anderen, den Wunsch, leistungsschwache Teams zu finden, in denen sie die beste Leistung erbringen können, und untergräbt letztendlich das Vertrauen und zerstört die Kreativität“, schrieb Birmingham weiter.
„Wenn diese Richtlinie nicht rückgängig gemacht werden kann, existiert Blizzard Entertainment, für das ich arbeiten möchte, nicht mehr, und ich muss mir einen anderen Arbeitsplatz suchen“, erklärte der Manager außerdem.
Als er einer Gruppe von Kolleg:innen mitgeteilt hatte, dass er zurücktreten werde, sei er ins Personalbüro gerufen worden. Zwar sei es nicht Birminghams Absicht gewesen, umgehend zu kündigen, doch das musste er auch nicht. Als er der Personalleitung sagte, dass er so lange nicht arbeiten würde, bis das Stack-Ranking-System aufgehoben wird, wurde er vom Unternehmen entlassen.
Kündigung auf Twitter bestätigt
Auf Twitter hat Brian Birmingham inzwischen bestätigt, nicht mehr für Blizzard Entertainment tätig zu sein. Er würde aber gerne zurückkehren, wenn er dürfte, um gegen die Stack-Ranking-Politik von innen heraus anzukämpfen.
Ein Blizzard-Sprecher sagte, der Mitarbeiterbewertungsprozess des Unternehmens sei darauf ausgelegt, „exzellente Leistung“ zu fördern und „sicherzustellen, dass Mitarbeiter, die die Leistungserwartungen nicht erfüllen, ehrlicheres Feedback, differenzierte Vergütung und einen Plan erhalten, wie sie ihre eigene Leistung am besten verbessern können“.
Blizzard Entertainment ist übrigens nicht das einzige Unternehmen, das Stack-Ranking benutzt. Das Verfahren wird auch von Technologieunternehmen wie Amazon verwendet.
Das ist auch hier er zu Lande absolut üblich.
Bei Behörden ist die Glockenkurve sogar zwingende Vorgabe.