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Analyse

Krypto-Rubel und Bitcoin-Dollar: Blockchain als nationale Währung

Bitcoin-Euro, Crypto-Dollar oder digitaler Yuan – schon bald könnten Regierungen ihre nationale Währung mit Hilfe der Blockchain digitalisieren.

Von Sébastien Bonset
5 Min.
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Foto: Shutterstock / welcomia

Bitcoin, Ethereum und andere Altcoins machen bisher hauptsächlich aufgrund unglaublicher Wertsteigerungen auf sich aufmerksam. Die Medien sind voll von Berichten über Kurssteigerungen von über 2.000 Prozent binnen eines Jahres sowie Sinn und Unsinn eines Investments in Blockchain und Kryptowährungen.

Singapur hat die erste Phase auf dem Weg zu einer Token-basierten Version des Singapur-Dollar bekannt gegeben. Die Digitalwährung setzt auf der Blockchain von Ethereum auf. (Foto: Shutterstock / Krunja)

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Die den digitalen Währungen zugrundeliegende Technologie ermöglicht aber weit mehr als den Handel und das Bezahlen mit Coins. Besonders der Finanz-Sektor stürzt sich auf die Blockchain und lotet unterschiedliche Möglichkeiten aus, die Technologie in der Praxis einzusetzen. Vorne mit dabei sind einige Zentralbanken, die Wege suchen, nationale Währungen mittels Blockchain zu digitalisieren.

Die Blockchain und Digitalwährungen

Die People’s Bank of China gab bereits Anfang 2016 bekannt, dass man mit Hochdruck daran arbeite, eine chinesische Digitalwährung an den Start zu bringen. Auch die russische Zentralbank und die Bank of Canada haben seitdem ähnliche Ziele ausgerufen. Wesentlich weiter als die Zentralbanken von China, England und Kanada ist Singapur, wo kürzlich der Singapur-Dollar mit Hilfe der Ethereum-Blockchain test- und teilweise digitalisiert wurde. Bevor man über eine digitale Nationalwährung und deren Implikation sprechen kann, lohnt sich ein kurzer Überblick zu den unterschiedlichen Formen von Digitalwährungen.

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Digitale Währungen und die Blockchain im Finanzsektor

Allgemein lassen sich digitale Währungen in drei Kategorien unterteilen – je nachdem, wer die jeweilige Währung ausgibt. Zum einen gibt es Währungen, die nicht von Institutionen aus dem Finanzsektor ausgegeben werden. Bitcoin ist in dieser Kategorie der bekannteste Vertreter.

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Die Blockchain lässt sich in drei unterschiedliche Kategorien je nach ausgebender Instanz unterteilen. (Foto: Shutterstock / DearKrisada)

In die zweite Kategorie fallen Digitalwährungen, die von herkömmlichen Banken ausgegeben werden. Der Reiz an der Blockchain ergibt sich für Banken daraus, dass digitale Währungen das Potenzial haben, Kosten zu senken, Transaktionen deutlich zu beschleunigen und die Sicherheit zu erhöhen. Mittlerweile sind viele große Banken in diesem Sektor unterwegs. Mit dabei sind unter anderem die Deutsche Bank, die UBS und Santander. Auch wenn diese Kategorie der digitalen Währungen der ersten ähnelt, ist die Philosophie dahinter eine andere. Während Vertreter ersterer Kategorie oft den Status Quo des Finanzsystems in Frage stellen, werden Vertreter der zweiten Kategorie in erster Linie mit dem Ziel ausgegeben, den Ansprüchen der Banken in Bezug auf schnelle und sichere Abwicklung von Transaktionen zu genügen. Ein Beispiel für eine Währung aus dieser Kategorie ist Ripple.

Bei Digitalwährungen, die von einer Zentralbank ausgegeben werden, spricht man von Central-Bank-Issued Digital Currencies, kurz CBDCs. (Foto: Shutterstock / Phongphan)

Bei der dritten Kategorie der digitalen Währungen geht es schließlich um Central-Bank-Issued Digital Currencies (CBDCs) – also digitale Währungen, die von einer Zentralbank ausgegeben werden und um die es im Folgenden geht. Diese Kategorie wird sich deutlich von der ersten Kategorie abheben, denn es ist beispielsweise davon auszugehen, dass eine auf einer Blockchain aufsetzende und von einer Zentralbank ausgegebene Digitalwährung keine anonymen Zahlungen ermöglichen wird.

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Darum interessieren sich Regierungen für CBDC und Blockchain

Regierungen haben ein Interesse daran, dem Bargeld den Garaus zu machen. Die Blockchain und CBDCs könnten diesbezüglich der schnellste Weg sein. Solange die Bürger eines Staates ihr Geld bei einer Bank haben und Überweisungen tätigen, ist alles in Butter. Sobald aber Bargeld abgehoben wird, fällt es schwer, den Fluss der Finanzmittel zu kontrollieren.

Der Staat mag Bargeld nicht, unter anderem weil sich damit Steuern hinterziehen, illegale Geschäfte abwickeln und sogar terroristische Aktivitäten finanzieren lassen. Dazu kommt, dass der Staat auch nicht die volle Kontrolle über das eigene Finanzsystem hat, solange Bargeld existiert – Stichworte „Negativzins“ und „Bargeld unter dem Kopfkissen“. Wird eine nationale Währung allerdings auf eine digitale von der Zentralbank kontrollierte Währung umgestellt, lösen sich all diese Probleme in Luft auf. Der Staat kann theoretisch jede einzelne Transaktion nachverfolgen und die Bürger können kein Bargeld mehr abheben, so dass die Regierung stets die volle Kontrolle über das Finanzsystem behält.

Die bargeldlose Gesellschaft ist ein Traum vieler Staaten. Die Blockchain könnte den Traum Realität werden lassen. (Foto: Shutterstock / Syda Productions)

So fasziniert viele Regierungen von den Möglichkeiten der Blockchain sind, so groß dürfte auch die Angst vor Bitcoin und anderen „privat“ ausgegebenen Digitalwährungen sein. Immerhin erfreuen sich die Cryptocoins einer wachsenden Beliebtheit und haben gleichzeitig das Potenzial, das komplette Finanzsystem vom Kopf auf die Füße zustellen. Es dürfte kaum einen Staat geben, dem wohl bei dem Gedanken ist, die Kontrolle über das eigene Finanzsystem abzugeben.

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Bitcoin, Ethereum und andere Ansätze zeigen, dass eine Reform des Geld- und Finanzsystems möglich ist. Staaten könnten daher versuchen, die öffentliche Aufmerksamkeit mit einer selbst ausgegebenen Digitalwährung vom Bitcoin-Hype abzulenken.

Public Blockchain vs. Private Blockchain

So spannend die Technologie hinter der Blockchain und digitalen Währungen auch ist, sie kann – wie jede andere Technologie auch – auf die eine oder andere Art eingesetzt werden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die großen Kryptowährungen der ersten Stunde in ein paar Jahren mit neuen von nationalen Zentralbanken ausgegebenen Digitalwährungen konkurrieren werden. Die Voraussetzungen dafür bringt die Technologie mit, denn schon heute existieren drei mögliche Formen der Blockchain: öffentliche Blockchains, Konsortium-Blockchains und private Blockchains.

Künftige staatliche Regulierung könnte private Blockchains bevorzugen. (Grafik: Shutterstock)

Eine öffentliche Blockchain wie bei Bitcoin kann jeder Interessent einsehen und lesen. Validierte Transaktionen sind somit öffentlich sichtbar. Diese Blockchains sind völlig dezentral. Eine Konsortium-Blockchain wird dagegen von einer bestimmten Zahl von Teilnehmern – beispielsweise 50 Finanzinstitutionen – kontrolliert. Diese Art der Blockchain kann zwar auch von anderen Teilnehmern genutzt werden, kann aber in Bezug auf die Lesbarkeit auf die kontrollierenden Teilnehmer beschränkt werden. Die private Blockchain geht noch einen Schritt weiter und ist die zentralisierteste Form. Mehr zu diesem Thema findet sich in dem Post „On Public and Private Blockchains“ von Vitalik Buterin im Ethereum-Blog.

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Es ist zu befürchten, dass künftige staatliche Regulierungen die Grundidee der öffentlichen Blockchain und eines Public Distributed Ledgers angreifen könnten, um diese mit einer zentral kontrollierten Spielart zu ersetzen. Das wäre nicht nur im Sinne von Staaten, sondern auch im Interesse vieler Unternehmen. Immerhin dürften die wenigsten Firmen wollen, dass jeder einen tiefen und detaillierten Einblick in die Bilanzen und Bücher erhält.

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