„Revolutionärer“ Bluttest: Hunderte Patienten bekommen falsche Krebsdiagnose

Ein wenig Blut soll ausreichen, um Krebs zu erkennen. (Foto: Grail)
Erst vor wenigen Tagen kam eine neue Studie zu dem Schluss, dass der sogenannte Galleri-Test des US-Startups Grail die Diagnose von Krebs beschleunigen könne. Demnach habe der Bluttest bei Patient:innen, die mit Symptomen zu ihrem:ihrer Hausärzt:in kamen, in 75 Prozent der Fälle eine korrekte Krebsdiagnose erstellt.
In 85 Prozent der richtig erkannten Erkrankung konnte der Test sogar die Stelle im Körper feststellen, an dem der Krebs sich ausgebreitet oder an der Tumore aufgetreten waren.
Der Test, der laut Angaben von Grail rund 50 verschiedene Krebsarten schon im Frühstadium erkennen soll, ist in den vergangenen Monaten in Großbritannien in großem Umfang erprobt worden. Für die Untersuchung, die auch mit Machine-Learning-Support durchgeführt wird, sollen 20 Milliliter Blut ausreichen.
Interne Unterlagen, die der Financial Times vorliegen, zeigen jetzt allerdings, dass Grail in den vergangenen Wochen Hunderten Personen falsche Krebsdiagnosen geschickt hat. Sie mussten also denken, dass sie Krebs hätten, obwohl das nicht stimmte.
Das wäre im Normalfall bei einer großen Anzahl an Tests eigentlich keine Nachricht wert. Denn der als „revolutionär“ beschriebene Test gibt in rund fünf Prozent der Fälle ein falsch-positives Ergebnis aus. Wichtig ist also so oder so, eine:n „echte:n“ Ärzt:in die abschließende Diagnose übernehmen zu lassen.
Das Problem bei den verschickten falschen Krebsdiagnosen ist derweil, dass laut den internen Dokumenten über die Hälfte der Menschen, die die erschreckende Nachricht erhalten haben, gar keine Blutprobe abgegeben hatten.
Das Problem lag entsprechend nicht in falschen Laborergebnissen. Grail, das 2020 von dem Gensequenzierungskonzern Illumina aufgekauft wurde, machte einen Softwarefehler seines Telemedizinanbieters PWN Health verantwortlich für die Panne. Mitarbeiter:innen sollen innerhalb von 36 Stunden nach dem Versand der Nachrichten alle Betroffenen kontaktiert und über den Fehler aufgeklärt haben.
Der Softwarefehler habe zu keinem schlechteren Zeitpunkt für Grail kommen können, wie Futurism meint. Denn das Unternehmen wollte seinen Test am kommenden Wochenende auf einer großen Krebskonferenz in den USA präsentieren. Jetzt haben Versicherungsunternehmen und Geldgeber:innen verständlicherweise Bedenken.
Auch die erwähnte Studie wird von manchen Expert:innen eher kritisch gesehen. Die Technologie erfordere noch mehr Arbeit und sei nur ein erster Schritt in die richtige Richtung, heißt es.
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