BMW-Chef Zipse will sich nicht nur auf Batterien verlassen
Kaum zurück in München steht Zipse wieder auf der Bühne, diesmal beim DLD. Von DLD-Chefin Steffi Czerny wird er angesichts der Reaktionen bei der CES als „real Rockstar“ angekündigt. Sein Thema: „Wie Technologie die Mobilität der Zukunft gestaltet“. Im Grunde die logische Fortsetzung seines Auftrittes in Las Vegas.
Zipse: „Keine Angst vor Tech-Playern“
Überraschend ist die starke Präsenz des BMW-Chefs bei Digitalveranstaltungen nicht. Die Technologie-Branche gewinnt seit Jahren an Einfluss in der Autoindustrie. Beginnend bei der Integration oder Übernahme der Info-Systeme in den Autos via Smartphone bis zur Technologie zum autonomen Fahren.
Zugleich ist das Autogeschäft in einem tiefgreifenden Wandel. Der Übergang zur Elektromobilität bringt neue Fahrzeugarchitekturen – die Hersteller wollen gleichzeitig mehr Geld mit digitalen Diensten über den Autoverkauf hinaus verdienen.
Zipse sieht Grenzen für die Bereitschaft der Kunden, Fahrzeug-Funktionen etwa in einem Abo dazuzukaufen: Wenn diese 50.000 Euro für ein Auto bezahlten, „da können sie nicht sagen, da ist noch nicht alles drin“. Und wenn jemand eine verbaute Technik nicht abonniere, „dann haben sie es ja umsonst eingebaut“.
Das Geschäft seines Unternehmens sieht Oliver Zipse durch den Vorstoß von Tech-Konzernen in die Autoindustrie nicht bedroht. „Wir haben überhaupt keine Angst vor Tech-Playern, weil wir mit allen zusammenarbeiten“, sagte der BMW-Chef schon in Las Vegas. Die Zukunft der Autobranche liege in der Aufgabe, Hardware und Software miteinander zu verbinden.
Dabei müssten die Hersteller die Hoheit über die Daten wahren und „die Kompetenz haben, Systemintegrator zu sein“, betonte Zipse. Die Komplexität der Fahrzeuge sei eine Hürde für die Tech-Konkurrenten: „Das Auto ist kein iPhone auf Rädern.“
Zukunft bei BMW: „Digital, electric and circular“
Diesen Gedanken führt Zipse auch beim DLD in München fort. Bei Digital Leadership in Sachen Mobilität gehe es nicht um die größten Displays, es gehe darum, die Menschen emotional zu erreichen. Das Motto des DLD „Beyond Now“ bedeute für BMW „digital, electric and circular“.
Dazu gehöre für BMW als Autohersteller auch der Aspekt Nachhaltigkeit, von Zipse im Sinne von Kreislaufdesign definiert. Jedes Bauteil sei dabei so konzipiert, dass es die Anforderungen an geschlossene Materialkreisläufe erfüllen könne. Der richtige Weg, sich die Wirtschaft der Zukunft vorzustellen, sei der Weg vom linearen zum zirkulären System, mit Material, das zu 100 Prozent aus Recycling stamme und zu 100 Prozent wiederverwendet werden könne.
Miteinander von Batterie und Wasserstoff
Nach Ansicht von Zipse gilt das auch für die Antriebstechnologie. Das gehe aber über den jetzigen Stand der Technik hinaus. Es sei zu gefährlich, dauerhaft auf einem Bein zu stehen. Der Ansatz des BMW-CEO beim DLD: Hydrogen is the new electric.
Mehr als 40 Länder hätten inzwischen eine Hydrogen-Strategie. Es dürfe deshalb nicht nur die Infrastruktur für Ladestationen aufgebaut werden, sondern auch eine Infrastruktur für Wasserstoff. Davon könnten vor allem die Einsatzbereiche Lkw, Busse, Züge, Flugzeuge und Industrie profitieren, wie Zipse auch auf einer Folie zeigt. Am Ende gelte dies aber auch für den individuellen Verkehr mit Autos.
Es gehe dabei nicht um ein Entweder-Oder bei Thema Batterie und Wasserstoff, sondern um ein Miteinander. Auch Wasserstoff-Fahrzeuge seien elektrische Fahrzeuge. Es gebe ein riesiges Potenzial in der Nutzung von Wasserstoff. Damit werde auch der Kampf um die Ressourcen für Batterien entschärft.
Zwei Säulen des elektrifizierten Antriebsstranges erhöhen nach Ansicht von Zipse die Flexibilität und die Belastbarkeit. Der Brennstoffzellenantrieb spreche Kundengruppen mit Mobilitätsbedürfnissen an, die von batterieelektrischen Fahrzeugen nicht vollständig erfüllt werden könnten.