Bono zu Megafail um Gratis-U2-Album: Ich habe Apple zu der Aktion überredet
Die meisten der damals rund 500 Millionen iTunes-Nutzer:innen staunten wohl nicht schlecht, als ihnen im September 2014 auf einmal ein kostenloses U2-Album in ihre Musikbibliothek flatterte – und bei vielen wertvollen Speicher belegte.
Kritik an U2-Album: Apple bringt Löschtool
Die Gratis-Werbeaktion für „Songs of Innocence“ ging phänomenal nach hinten los. Das Netz tobte. Ein Spaßvogel etwa ließ wissen: „Das kostenlose U2-Album ist zu teuer“. Die Kritik an der Zwangsbeglückung war so groß, dass Apple eigens ein Löschtool herausbrachte, mit der sich das Album wieder entfernen ließ.
In einer am 1. November 2022 erscheinenden Autobiografie gibt US-Sänger Bono jetzt zu Protokoll, dass nicht Apple, sondern vielmehr er selbst für die Aktion verantwortlich war. Er habe den mittlerweile verstorbenen Apple-Chef Steve Jobs dazu gedrängt, heißt es in Auszügen aus dem Buch, die der Guardian abgedruckt hat.
U2-Frontman übernimmt „volle Verantwortung“
Er übernehme die „volle Verantwortung“ für den Marketing-Fail, so Bono. Konkret soll Apple in Person von Tim Cook zunächst skeptisch gewesen sein, was die kostenlose Verteilung des Albums anging und ob denn auch alle Fans von U2 seien. Bono will geantwortet haben, dass es ja die Entscheidung der Nutzer:innen sei, ob sie sich das Album anhören wollen.
Allerdings ließ Apple bei der iTunes-Aktion die Nutzer:innen eben nicht in vollem Umfang darüber entscheiden, ob sie das Album überhaupt haben wollten. Vom Anhören einmal ganz abgesehen.
Wer automatische Downloads zugelassen hatte, bekam das Album auf seinen iPod oder sein iPhone heruntergeladen, wo es wertvollen Speicher raubte. Zunächst war es nicht ohne Weiteres möglich, die Songs wieder zu löschen.
Bono 2014: „Größenwahn“, „Großzügigkeit“ und „Eigen-PR“
Der U2-Frontman hatte sich auch schon vor acht Jahren, wenige Wochen nach dem Start der Aktion, bei Fans und iTunes-Nutzer:innen entschuldigt. Damals sprach er von „Größenwahn“, „Großzügigkeit“ und „Eigen-PR“ als Grund. Die Band habe sich hinreißen lassen.
Aber Bono sagte auch, dass vor allem der Ablauf der Aktion unglücklich gewesen sei. Die Nutzer:innen hätten schlicht nicht kapiert, was U2 und Apple getan hätten, wie Spiegel Online Bono im Oktober 2014 zitierte.
Im Rückblick gibt sich Bono jetzt deutlich zerknirschter. Man habe die Aufregung im Netz damals unterschätzt. Sie seien sich zunächst vorgekommen wie der Weihnachtsmann, der beim Einstieg durch den Schornstein – mit einem Sack voller Lieder – ein paar Ziegel herausgeschlagen habe.
Subversive Aktion versus Kritik an Tech-Macht
Bono empfand das Ganze sogar als subversive Aktion im Stil von The Clash. Im Laufe der Zeit sei ihm und der Band aber klar geworden, dass sie in eine „ernsthafte Diskussion über den Zugang großer Tech-Firmen zu unserem Leben“ hineingeraten waren.
Und: Man könne nicht behaupten, dass eine gemeinsame Aktion mit einem Konzern, der auf dem Weg ist, das größte Unternehmen der Welt zu werden, irgendwie subversiv sei, so Bono in seiner Autobiografie.
Apple hat U2 „erstklassig“ bezahlt
Einen Vorwurf, den vor allem Künstler-Kolleg:innen wie Herbert Grönemeyer zu der Gratisaktion geäußert hatten, hat Bono übrigens schon 2014 zerstreut. Man sei von Apple „erstklassig“ für das Album bezahlt worden.
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