2.000 Beschäftigte kritisieren Büropflicht: „SAP, wie wir es kannten, ist vorbei“
Der IT-Konzern SAP hat in den vergangenen Wochen für Aufsehen gesorgt: CEO Christian Klein plant ein Mitarbeiterbewertungssystem, die ein Jahr zuvor angekündigte Väterzeit ist kassiert und auch eine Präsenzpflicht will der Spitzenmanager einführen. Damit unternimmt der deutsche Softwareriese eine Kehrtwende hinsichtlich der Unternehmenskultur. In einem internen Brief an den SAP-Vorstand kritisiert der europäische Betriebsrat jetzt die geplante Büroanwesenheitsregel mit drastischen Worten.
Interne E-Mail: SAP-Betriebsrat kritisiert Büropflicht
„SAP, wie wir es kannten, ist vorbei“, heißt in der E-Mail vom vergangenen Freitag, die der Wirtschaftswoche exklusiv vorliegt und die 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterzeichnet haben. „Wir fühlen uns von einem Unternehmen verraten, das uns bis vor kurzem dazu ermutigt hat, von zu Hause zu arbeiten“, heißt es weiter. „Die Prioritäten der Kollegen liegen aktuell nicht auf den Zielen des ersten Quartals, sondern auf der Suche nach einem stabilen Job, in dem sie sich wertgeschätzt und respektiert fühlen.“
SAP wollte die interne E-Mail auf Anfrage der Wirtschaftswoche nicht kommentieren. Bereits zur Ankündigung des Vorhabens hat Christian Klein zu Beginn des Jahres gesagt: „Wir wissen, wie wichtig und bereichernd es ist, persönlich zusammenzuarbeiten. Künftig sind drei Tage pro Woche im Büro und bei Kunden/Partnern vorgesehen.“ Regelmäßige Büropräsenz trüge entscheidend dazu bei, neue Ideen zu generieren und so den Wettbewerbsvorteil zu sichern, heißt es in der Begründung.
Bei SAP galt unter Personalchef Deutschland Cawa Younousi eine „Work from Anywhere“-Regel. Die Mitarbeitenden konnten im Team selbst entscheiden, für welche Aufgaben sie ins Büro kommen oder ob die Erledigung von daheim sinnvoller ist. „Bei den meisten SAP-Mitarbeitern spielt es keine Rolle, von wo aus sie arbeiten. Wenn es die Tätigkeit nicht zwingend verlangt, an einem bestimmten Ort präsent zu sein, haben die Mitarbeiter bei der Wahl ihres Standorts alle Freiheiten“, so Younosi noch 2021.
Cawa Younosi hat im Oktober 2023 jedoch überraschend das Unternehmen verlassen. Als Grund gab er persönliche Gründe an. Branchenkenner mutmaßen jedoch, dass es zum Bruch mit dem Vorstandsvorsitzenden Christian Klein kam – auch aufgrund der Abkehr der maßgeblich von Younosi errichteten Unternehmenskultur. Für Spitzenmanager gelten bei Trennungsvereinbarungen in der Regel strenge Verschwiegenheitsklauseln. Als Nachfolge wechselt Gina Vargiu-Breuer von Siemens Energy zu SAP.
Kleiner aber wichtiger Fehler im Artikel: Cawa war nie Personalvorstand, sondern HR Leiter für Deutschland. Letztes Jahr war Sabine Bendiek Personalvorstand und Gina Vargiu-Breuer ist ihre Nachfolgerin.
Passend dazu der Business Insider. Die HR Beiträge sind hier leider sehr oft zu ideologisch und
wenig gut informiert.
“Machtmissbrauch und Angstkultur? Warum der Star-Personaler Cawa Younosi SAP wirklich verlassen musste”.