Was ist da eigentlich los auf Linkedin? Ist das Netzwerk noch zu retten oder bereits kaputt? An dem einen Tag lese ich, wie sich jemand selbst zum Geburtstag gratuliert und für seine Privilegien auf die Schulter klopft, an dem anderen Tag, wie jemand über einen stinknormalen Urlaub schreibt, der eine lebensverändernde Erfahrung gewesen sein soll, weil man ganz allein gefahren ist. Mega, wir alle haben Geburtstag, wir alle fahren mal allein irgendwohin – das ist nichts Besonderes, das ist einfach nur geltungsbedürftiger Nonsense.
Happy Birthday to me?!
Ganz ehrlich, Freunde, dieser Experience-Bullshit ist das „Ich fotografiere mein Essen“ auf Instagram – nur auf Linkedin. Aber nicht das selbstgekochte Dinner für zehn Personen, das tatsächlich eine Herausforderung darstellt und das dutzende Male vorher geübt wurde, damit es an dem einen Abend wirklich schmeckt, sondern der aufgerissene Curryking, der vom Fließband kommt – und dessen Inhalt nur noch runtergeschluckt werden muss.
Versteht mich nicht falsch, es ist ein Vorteil von Karriere-Netzwerken, dass Menschen sich verbinden können, um sich darin persönlich und inhaltlich über Jobthemen auszutauschen. Aber es ist auch ein gewaltiger Nachteil, dass ständig versucht wird, alle stets mit diesem Personal-Branding-Junkfood satt zu machen. Wir alle lernen ständig dazu: Davon gibt es Offensichtliches, das man still abnickt (Nicht die Herdplatte anfassen!) und Tiefergehendes, über das es sich zu reden lohnt (Diese Beilagen machen den Hauptgang erst richtig lecker!).
Was bringt denn ein Post a la: „Vor 35 Jahren bin ich geboren. Mit sechs Jahren hab ich die Herdplatte angefasst, ganz schön dumm. Haha. Aber der Schmerz, den ich da empfunden habe, Leute, ich sag euch, der hat aus mir einen anderen Menschen gemacht. Ich habe nie wieder eine Herdplatte angefasst. Jede:r macht mal Fehler, aber manche Patzer auch nur einmal. Schon Liza Minelli hat gesagt: ‚Man muss durch schlechte Erfahrungen hindurchgehen und nicht drumherum!‘ Ich wünsche euch einen schönen Tag!“
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Beiß nicht in den Köder!
Wie klingt das für euch? Ziemlich bekloppt, oder? Aber so viele Postings laufen inzwischen genauso ab. Das Muster ist immer gleich. Man nimmt eine alltägliche Situation, lädt sie emotional auf, leitet in eine lebensverändernde Zäsur und beendet mit einem vermeintlich inspirierenden Allgemeinplatz. Das ist Convenience-Müll aus der Tankstelle. Kurz mal anhalten, reinstellen, ciao! Ich wünsche mir so sehr, dass Content-Creatoren wieder mehr auf die Qualität ihrer Beiträge achten und vor allem auch Content-Follower ihre Likes als Support für Substanzielles nutzen. Langfristig ist es besser, diesen Linkedin-Flexes zu widerstehen und das selbstgekochte Dinner statt den Curryking anzusteuern.
Aus Sicht der Content-Follower ist es nämlich ganz einfach: Wer es Bullshit-Content-Creatoren so leicht macht, wird bald nur noch dieses Junkfood aufgetischt bekommen. Warum auch anstrengen? Du kriegst, was du klickst. Oder um in der Metapher zu bleiben: Sie servieren, was du bestellst! Das ist auch der Grund, warum du überall im Netz nervtötenden Clickbait findest. Du klickst es, also kriegst du es. Wenn es dich nervt, beiß nicht in den Köder. Ganz einfach!
Klar, macht der Curryking kurz mal satt und natürlich weiß auch jede und jeder, dass die eklige Wurst manchmal sogar happy macht. (After-Party-Mitternachtssnack, I see you!) Natürlich muss auch nicht immer alles ein selbstgemachtes Zehn-Gänge-Gourmet-Menü sein, aber die fließbandabgefüllte Convenience-Wurst ist definitiv kein Gaumenschmaus. Vor allem nicht auf Dauer. Ich frage jetzt mal frei heraus: Wie wollen wir denn an diesem Tisch künftig zusammenkommen?
Zum Essen oder zum Fressen?
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Sehr schöner Beitrag, spricht mir förmlich aus der Seele :)
Dieser Artikel spricht mir aus der Seele! Bin regelmäßig echt auch erschrocken wie viele Leute so ein Müll auch noch liken.
Linked ist nicht die einzige Plattform mit diesem Problem.
Entweder geht es um content Müll oder um oberflächliche Empörung.
Meist Gender und diversity Zeugs.
Ich kann das hier nur empfehlen über 8 Mio Klicks
Quit social media | Dr. Cal Newport | TEDxTysons
https://www.youtube.com/watch?v=3E7hkPZ-HTk
Eine Ego-Selfie-Maschine in der sich Menschen selbst zum Geburtstag gratulieren und sich und ihre Arbeit oft zu wichtig nehmen. Eine Bubble @ its best. Null divers! Fremde feiern Fremde ohne sich und deren tatsächliche Leistung zu kennen.