Die Folgen der Pandemie sind weitreichend: Allein die deutsche Wirtschaft hat 2020 die schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte erlebt. Zwar hat die Bundesagentur für Arbeit durch den massiven Einsatz von Kurzarbeit schlimmere Massenkündigungen verhindern können, jedoch gilt das vor allem für Menschen, die bereits in einem Arbeitsverhältnis waren. Schwieriger war es für Schul- und Studienabgängerinnen und -abgänger, die aufgrund der Sparpläne in Unternehmen keine Ausbildungs- oder Berufseinstiegsstellen bekamen. Weltweit haben es junge Menschen besonders schwer gehabt. Der Begriff „Generation Lockdown“ ist fest etabliert und fasst zusammen, wer im Job heftig betroffen ist.
Arbeitslosigkeit unter jungen Frauen höher
Aufgrund der Pandemie haben viele junge Menschen den Job verloren oder den Berufseinstieg gar nicht erst geschafft. Das zeigt eine von der Internationalen Arbeitsorganisation beauftragte Studie der University of Cambridge. Untersucht haben die Forschenden die Daten aus 132 Ländern. Global betrachtet dürfte ein Sechstel der Berufseinsteigenden pandemiebedingt den Job verloren haben, so die Forscher. Das hänge vor allem damit zusammen, dass 40 Prozent der jungen Menschen in besonders betroffenen Branchen wie dem Tourismus, der Gastronomie und dem Handel beschäftigt waren. Allein der Tourismus verzeichnete elfmal größere finanzielle Verluste als beim Finanzcrash von 2008.
„Junge Menschen stehen vor besonderen Herausforderungen.“
Die weltweite Jugendbeschäftigung fiel deshalb im Jahr 2020 mehr als doppelt so stark, wie die Beschäftigungswerte älterer Erwachsenen. Die Forschenden nennen 8,7 Prozent gegenüber 3,7 Prozent, wobei sich die Arbeitslosigkeit insbesondere auf junge Frauen in Ländern mit mittleren Einkommen konzentriert. Die weltweite Beschäftigungsquote von ihnen sei im letzten Jahr um fünf Prozent gesunken, verglichen mit 3,9 Prozent bei den Männern. Allen Betroffenen sei gemein, dass normale, teils ohnehin mäßig wirksame, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen oft nichts gebracht hätten und die Politik in vielen Ländern darauf wenig bis gar keine Rücksicht nahm, heißt es in der Cambridge-Studie.
Für die „Generation Lockdown“ müsse deshalb dringend mehr getan werden. Die Forschenden sprechen von schnellen Maßnahmen wie individuelle Beratung für Jobsuchende, berufliche Weiterbildungen sowie die Förderung der psychischen Gesundheit. Vor allem Letzteres gilt als dunkler Fleck in sämtlichen Arbeitsmarktstudien. Zwar wisse man, wie viele junge Menschen von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit betroffen sind, doch wie es ihnen damit geht, wird in den Statistiken in der Regel nicht behandelt. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse berichten fast 40 Prozent der jungen Erwachsenen in Deutschland von depressiven Symptomen.
Lage auch nach der Pandemie schwierig
„Neue Schulabgänger haben oft keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld oder Kurzarbeitsregeln. Dies führte dazu, dass viele junge Menschen durch das Raster politischer Interventionen fielen“, so der Cambridge-Soziologe Adam Coutts zur globalen Lage. Auch wenn viele Staaten entsprechende Regelungen nachgebessert hätten, so hat sich die Situation der jungen Menschen oft kaum verbessert. Nur in wenigen Ländern habe die Politik mit Maßnahmen reagiert, die wirklich auf die Anforderungen junger Erwachsener zugeschnitten waren. Doch selbst mit dem nahenden Pandemieende würde die Lage schwierig bleiben, wenn die Politik sich nicht um Verbesserungen bemüht, so der Forscher weiter.
„Junge Menschen stehen vor besonderen Herausforderungen, durch die sie im Vergleich zu älteren Erwachsenen im Nachteil sind, wenn sie nach der Pandemie nach Arbeit suchen“, warnt Adam Coutts. Ihnen fehle es an Arbeitserfahrung, zudem hätten sie weniger finanzielle Mittel und schlechtere berufliche Netzwerke, um aus eigener Kraft die Nachteile abzufedern. Daher werde diese Altersgruppe nicht zuletzt viel eher genötigt sein, sich entweder mit schlechteren Arbeitsbedingungen abzufinden oder schlimmstenfalls Gefahr zu laufen, in die Langzeitarbeitslosigkeit abzurutschen. Die Cambridge-Studie warnt, dass aus der „Generation Lockdown“ keine verlorene Generation werden dürfe.