Dass anlässlich der CES in Las Vegas alle Unternehmen darüber sprechen, wie künstliche Intelligenz ihr Geschäft verändert, ist naheliegend. Dass auch Amerikas größte Einzelhandelskette Walmart das KI-Thema im Gepäck hat und gleichzeitig für eine CES-Keynote nach Las Vegas gereist war, hat aber dennoch Neuigkeitswert.
Walmart-CEO Doug McMillon kündigte am Dienstag an, in Kooperation mit Microsoft an einem KI-gestützten neuen Einkaufserlebnis zu arbeiten, das die Art des Einkaufens nachhaltig verändern könnte. Sowohl auf der Website als auch in den Unternehmens-Apps unter Android und iOS wolle man ein Mashup aus den Walmart-eigenen Funktionalitäten und Microsofts Azure-Open-AI-Technik vorstellen.
Für Deutschland schwierig wegen Datenschutz
Erklärtes Ziel ist es dabei, das Kaufverhalten der Kund:innen zu untersuchen und künftige Einkäufe vorzuschlagen. Damit rückt Walmart ein ganzes Stück näher an die Verbraucher:innen und ihre Vorlieben heran – und benötigt eine große Zahl an Daten. In Deutschland ist, anders als in den USA, die Skepsis vieler Anwender:innen, wenn es darum geht, den eigenen Datenschatz zu teilen, stärker ausgeprägt, weswegen fraglich wäre, ob eine solche Lösung in absehbarer Zeit auch hierzulande erfolgreich wäre.
Dabei ist die Art der Suche, so erklärt McMillon, eine andere als man sie bisher kennt. Kund:innen können beispielsweise situativ suchen, etwa angeben, dass eine größere Einladung zu einem bestimmten Anlass bevorsteht, für den ein bestimmtes Essen geplant ist oder bestimmte Speisen ausgeschlossen werden sollen.
Für Walmart ist das Konzept, das die kontenbasierte Nutzung voraussetzt, aber vor allem eins: die Möglichkeit, besser als je zuvor die Kundschaft zu vermessen. Denn ein umfassender Einblick und treffsichere Tipps ergeben sich bekanntermaßen erst dann, wenn das Unternehmen auch die gesamte Kaufhistorie der Vergangenheit kennt, also etwa um bestimmte Vorlieben und Abneigungen der Haushaltmitglieder weiß. Informationen, die vor allem dann ein schlüssiges Bild zeichnen, wenn ein Haushalt stets bei derselben Lebensmittelkette einkauft.
Von KI-Predictions profitieren Händler:innen und Kund:innen
Dabei kommt ein solches Programm nicht nur den Händler:innen im Großen zugute, sondern auch den Mitarbeitenden der Filialen bei der Planung und Bevorratung. Umfassende Predictions bezüglich Warensortiment und Akzeptanz bestimmter Produkte werden dadurch möglich sein.
Außerdem hat Walmart ein Feature namens Walmart Inhome Replenishment angekündigt, das ebenfalls künstliche Intelligenz nutzt, um vorherzusagen, welche Artikel im Einkaufswagen der Kund:innen rechtzeitig aufgefüllt werden müssen.
Die Algorithmen sollen nach einer Suche relevante Produktkategorien hervorheben und „eine kuratierte Liste der besten Artikel liefern“, erläuterte McMilon in seiner Keynote. Diese neuen algorithmischen Shopping-Initiativen sind direkte Wettbewerber von Googles KI-Suchtool SGE und Amazons umfassendem Produktlistenprogramm, das auf Sprachmodellen basiert.
McMillon erklärte außerdem, man wolle das Einkaufserlebnis der Kundschaft mithilfe von Augmented Reality verbessern und ein Social-Media-Angebot namens Shop with Friends einführen, das es erlaubt, virtuelle Outfits mit Freunden zu teilen und ihnen beim Einkaufen Feedback zu geben. Das ist wenig überraschend, denn mit derartigen Funktionen experimentieren Handelsketten weltweit – auch wenn es noch keine publizierten Erkenntnisse über Erfolge und Conversions diesbezüglich gibt.