Ein ChatGPT für die Drogerie: So will DM seine Mitarbeitenden mit KI unterstützen
Die Zeiten, in denen man der Drogeriemarktkette DM nachsagen konnte, im Hinblick auf ihr Digitalgeschäft und Digitalisierungsthemen im Vergleich zum Mitbewerb hintendran zu sein, sind lange vorbei. Und jetzt ist die aus Karlsruhe stammende Kette sogar ziemlich weit vorne mit dabei, wenn es darum geht, künstliche Intelligenz einzusetzen.
Hierfür hat das Unternehmen einen Chatbot auf Basis der Open-AI-Technologie entwickelt, der aber gegenüber ChatGPT einen entscheidenden Vorteil haben soll: Er ist in sich geschlossen, wird auf der unternehmenseigenen Cloudinfrastruktur bereitgestellt und teilt keine Daten nach außen. Der DM-Chatbot basiert auf einer modifizierten Version des KI-Sprachmodells GPT-3.5.
Privacy und Compliance als Herausforderung
Einerseits wird in so ziemlich jedem Unternehmen seit Monaten mit ChatGPT experimentiert und gearbeitet – entweder ganz offiziell oder zumindest in Form einer Art Shadow-IT, also undokumentiert. Andererseits bleibt all das aber in vielen Fällen ein rechtlich fragwürdiges Unterfangen, wenn Unternehmen auf ChatGPT selbst setzen. Mitarbeitende und Unternehmen riskieren viel, denn die dort hinterlegten Informationen landen auf fremden Servern in der Cloud – und das eben nicht DSGVO-konform.
Denn insbesondere die Datenschutzgrundverordnung sei, so urteilen Anwält:innen, mit dem klassischen ChatGPT nicht in Einklang zu bringen, was spätestens dann zum Problem wird, wenn Unternehmen nicht bloß ihre eigenen Daten hierfür verwenden, sondern auch jene von Geschäftspartner:innen und Dienstleister:innen.
Ein Dilemma für so ziemlich jedes größere Unternehmen in Deutschland – denn einerseits bietet ChatGPT eine Vielzahl an spannenden Anwendungen und reichlich Erkenntnisgewinn in der täglichen Arbeit, andererseits ist es eben nicht rechtssicher einsetzbar. Und so arbeiten neben DM als vergleichsweise kleinem Player auch Unternehmen wie Siemens, Bosch und Merck an Generative-AI-Lösungen, die jeweils in einer abgeschlossenen Instanz arbeiten, Daten auch „für sich behalten“ und in einer Art Silo verarbeiten.
DmGPT als Entwicklung innerhalb weniger Wochen
Wie DM gegenüber Wirtschaftsmedien erklärt, habe man den eigenen internen Bot innerhalb nur eines Monats entwickelt. Möglich war dies nur, weil man, wie IT-Bereichsleiter Andreas Gessner gegenüber dem Handelsblatt erklärt, so wenig wie möglich am Grundmodell verändert und zunächst ein Minimum Viable Product geschaffen habe. Mit an Bord bei dem Schnellschuss, der erst im Juni beauftragt wurde, war Microsoft als Technologiepartner. Gestartet mit Tausend Anwender:innen sind inzwischen immerhin 35.000 Prompts zusammengekommen, heißt es.
DmGPT, so der Name des Dienstes, kann von sämtlichen Mitarbeitenden der Unternehmenszentrale genutzt werden und macht das Unternehmen zu einem der ersten E-Commerce-Player in Deutschland, das auf eine solche sprachbasierte, in sich abgeschlossene Technik zur Datenanalyse setzen kann. Die Lösung soll beispielsweise bei der Bearbeitung von Texten, der Erstellung von Social-Media-Beiträgen sowie bei der Programmierung unterstützen und hier beispielsweise Fehler finden und Konzepte mitentwickeln.
Inzwischen ist DmGPT für alle 3.300 Anwender:innen innerhalb der Unternehmenszentrale freigeschaltet und verarbeitet pro Tag mehr als 2.000 Prompts, wobei dem Vernehmen nach sämtliche Abteilungen (in unterschiedlicher Weise) das Tool nutzen. Das Projekt ist gleich aus mehreren Gründen bemerkenswert: Zum einen ist da natürlich die Geschwindigkeit, mit der all das auf die Beine gestellt wurde, zum anderen aber auch die Niederschwelligkeit, mit der man die Mitarbeitenden hier eingearbeitet und mitgenommen hat.