Windows, Mac oder Linux? Alles eine Frage der Philosophie und der Technikblase, in der man sich aufhält. Außerhalb all dessen etabliert Google seit Jahren mit steigendem Erfolg seine Chromebooks. Dabei handelt es sich um an das Web angebundene Rechner, die mit dem Betriebssystem Chrome OS, einer Art aufgebohrter Chrome-Browser, laufen. Der Haken: Das System gab es nur vorinstalliert und konnte nicht auf anderen Geräten installiert werden.
Google kauft Anbieter einer Chrome-OS-Alternative für Drittgeräte
Das galt jedenfalls, bis das Unternehmen Neverware den Markt betrat und mit Cloudready erfolgreich ein Betriebssystem zur Nachinstallation an den Markt brachte, das auf dem Chrome OS basierte. Statt der acht Support-Jahre, die Google seinen Chromebooks garantiert, kam Cloudready mit einem Support über 13 Jahre. So kamen Chromebooks, die nach den acht Update-Jahren weiterverwendet werden sollten, ebenfalls als Zielrechner für Cloudready infrage.
Im Dezember 2021 kaufte dann Google den Anbieter Neverware auf. Spekulationen über den Grund der Übernahme reichten bis in beide Enden des denkbaren Spektrums. Während manche glaubten, Google wolle einen unliebsamen Wettbewerber abschießen, hielten andere es für wahrscheinlicher, dass Google Cloudready nehmen und unter eigenem Namen auf den Markt bringen würde, um die Adoption von Chromebooks insgesamt nach vorne zu bringen.
Kostenloses Chrome OS für alle
Es erweist sich – letztere hatten recht. Denn am Dienstag hat Google offiziell das neue Betriebssystem Chrome OS Flex vorgestellt und mit sofortiger Wirkung zum Download freigegeben. Das basiert auf dem übernommenen Cloudready und soll, wie der Vorgänger, Menschen ermöglichen, Geräte, die nicht als Chromebooks geboren wurden, zu eben solchen zu machen.
Das ist kostenlos und soll es bleiben. Die aktuell verfügbare Version ist allerdings eine frühe und noch nicht für die produktive Nutzung zu empfehlen. Google verspricht indes, die Vorversion per Backend durch die stabile Version zu ersetzen – vollautomatisch.
Und genau an diesem Punkt wird der Vorteil der Chrome-OS-Lösung noch einmal besonders deutlich. Chromebooks und nun auch Geräte mit Chrome OS Flex benötigen weder einen Virenschutz noch sonstige Systempflege durch ihre Nutzenden. Sie funktionieren einfach. In größeren Organisationen gibt es zentrale Verwaltungsfunktionen, die aus einer Admin-Konsole ausgelöst werden können.
Obschon Chrome OS Flex auf Cloudready basiert, unterscheiden sich die Version in einigen Punkten. Welche das sind, könnt ihr hier nachlesen. Wenn ihr Chrome OS Flex nun selbst ausprobieren wollt, solltet ihr die Download-Seite besuchen. Ein Wermutstropfen, der schon Cloudready etwas bitter schmecken ließ, bleibt auch in Chrome OS Flex unangenehm. Der Google Play Store läuft nicht und damit auch keine Android-App.
Das ist eigentlich ganz einfach: das „alte“ Chrome OS als reines Cloud-System, das eigentlich nur sinnvoll genutzt werden kann, wenn das Ding ständig mit dem Internet verbunden ist, kommt auf diesem Umweg wieder.
Den Googlern schmeckt der eigenständige Pfad von Chrome OS als quasi-erwachsenes Android für alle auf Intel- und ARM-Plattformen nicht so recht.