Corona-Ärger: Amazon-Mitarbeiter streiken in den USA, Italien und Frankreich

Was tut E-Commerce-Riese Amazon für die Gesundheit seiner Mitarbeiter in den Auslieferungszentren und Lagerhäusern? Eine Reihe von Streiks deutet auf Unzufriedenheit der Mitarbeiter hin. Immer wieder wenden sich Amazon-Mitarbeiter gegen die Arbeitsbedingungen unter den Auswirkungen der Coronakrise. Die konkreten Fälle im Überblick.
In New York City weigerte sich am Donnerstagabend eine Schicht, den Dienst im Auslieferungszentrum Queens anzutreten. Ihnen war offenbar zugesagt worden, dass der komplette Arbeitsbereich mitsamt aller Pakete einmal durchdesinfiziert werde, nachdem ein Mitarbeiter positiv auf das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 getestet worden war.
Dass dieser Vorgang nur insgesamt vier Stunden gedauert haben soll, ließ die Mitarbeiter an der korrekten Durchführung der zugesagten Maßnahme zweifeln. Das Auslieferungszentrum wurde daraufhin bestreikt und konnte nicht weiter betrieben werden. Amazon stellt die Situation anders dar und behauptet, die Schicht wäre ohnehin freigestellt gewesen und hätte gar nicht zur Arbeit erscheinen müssen.
Für die amerikanischen Amazon-Mitarbeiter erweist sich vor allem die teils fehlende Lohnfortzahlung im Krankheitsfall als Problem. Immerhin hatte Amazon allen Mitarbeitern, die wegen der Corona-Situation nicht arbeiten können oder wollen, angeboten, unbezahlt der Arbeit fernzubleiben. Viele können sich die Annahme dieses Angebots allerdings nicht leisten, weil sie auf die Einnahmen angewiesen sind.
Die Zusage Amazons, Covid-19-Erkrankten zwei Wochen Lohnfortzahlung zu garantieren, trifft ebenso auf Kritik in der Belegschaft. Da in den USA kaum getestet werden kann, werde nicht jeder Erkrankte korrekt erfasst, was den Nachweis erschwere. Amazon solle daher allen Erkrankten die Lohnfortzahlung garantieren, fordern die Amazonians United NYC neben einigen weiteren Unterstützungsmaßnahmen.
Auch in Troutdale im US-Bundesstaat Oregon klagen Amazon-Mitarbeiter über steigenden Arbeitsdruck durch die Verlagerung des Einkaufsverhaltens ins Netz durch weite Teile der Bevölkerung. Das Unternehmen soll das Arbeitspensum von 40 auf 50 Stunden pro Woche angehoben haben. Zudem sollen viele zusätzliche Zeitarbeiter die hygienischen Zustände im Logistikzentrum weiter belasten.
In Spanien sind mindestens drei Covid-19-Fälle in den Logistikzentren bei Madrid und Barcelona aufgetreten. Dennoch will Amazon die Zentren geöffnet lassen und sogar mit zusätzlichen Zeitarbeitern verstärken. In dem Logistikzentrum San Fernando bei Madrid arbeiten bereits jetzt über 3.000 Mitarbeiter. Die Region gilt als Hochrisikogebiet nach der Einschätzung des Robert-Koch-Instituts. Anstelle eines Streiks will die spanische Gewerkschaft CCOO zunächst auf gerichtlichem Wege versuchen, den Betrieb der Logistikzentren einstellen zu lassen.
Am vergangenen Dienstag waren Amazon-Mitarbeiter an den französischen Standorten Montélimar, Chalon sur Saône und Douai in den Streik getreten. Sie beklagten die Nichteinhaltung der Abstandsregeln, den Mangel an Desinfektionsmittel und eine nicht stattfindende Reinigung der Arbeitsbereiche.
Im italienischen Mailand streikten am vergangenen Mittwoch Lagerarbeiter, weil der Betrieb aufrechterhalten werden sollte, obwohl zwei Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt waren.
Ebenfalls am Mittwoch legten bis zu 300 Lagerarbeiter im französischen Saran die Arbeit nieder. Sie hielten die Hygienemaßnahmen für nicht ausreichend und sahen sich schlecht gegen Sars-CoV-2 geschützt. Amazon soll den Mitarbeitern mit einem Verdienstausfall gedroht haben, sollten sie nicht zur Arbeit erscheinen. Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire nannte das Ausüben derartigen Drucks inakzeptabel und versprach gegenüber dem Sender France Inter, Amazon „dies wissen zu lassen“.
Amazon selbst sieht sich zu Unrecht unter Feuer. Man halte sich strikt an die Empfehlungen und Richtlinien der jeweiligen Regierungen und lege die oberste Priorität auf die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter, ließ das Unternehmen laut dpa verlauten.
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