Hat jemand in deinem Umfeld einen Chip unter der Haut? Auch wenn wir uns völlig abseits steiler Verschwörungstheorien bewegen, könnte die Antwort darauf ja lauten – zum Beispiel, wenn man sich in den Haustierbereich begibt. Schon seit Jahren sind viele Vierbeiner wie Hunde und Katzen mit einem kleinen Implantat ausgestattet, das im Zweifel eingescannt werden kann und die Kontaktdaten der Besitzer verrät.
Im menschlichen Bereich sind entsprechende Implantate dann doch noch etwas ungewöhnlicher, doch auch hier gibt es Enthusiast:innen, die beispielsweise per Implantat bezahlen, ihre Kontaktdaten teilen oder ihr Smartphone entsperren. Trotzdem dürfte die Entwicklung, die der Schwede Hannes Sjöbald mit seinem Team jetzt vorgestellt hat, bei vielen für Skepsis sorgen – schließlich bringt sie zur Implantat-Technologie auch noch das brandaktuelle Thema der Corona-Impfung mit ins Spiel.
Impfzertifikat auf dem NFC-Chip: So soll die Entwicklung aus Schweden funktionieren
Sjöbalds Idee: Statt den Impfnachweis auf dem Smartphone herauszusuchen oder in Deutschland gar mit dem gelben Papierbüchlein zu wedeln, soll ein implantierter Chip, kaum dicker als eine Kugelschreiberspitze und wenige Millimeter lang, die Daten zum aktuellen Impfstatus beherbergen und ganz einfach gescannt werden können.
Das geht zum einen mit dem eigenen Handy, zum anderen könnten laut Sjöblad aber auch die Beschäftigten beispielsweise in Restaurants, Kinos oder auf Veranstaltungen das Implantat per Smartphone auslesen, also ganz ohne dass man das eigene Gerät vorzeigt oder überhaupt dabei hat. Chip-Implantate sind in Schweden an sich schon deutlich etablierter als beispielsweise in Deutschland, können unter anderem zum Bahn- und Busfahren genutzt werden – und Sjöbald selbst hat nun auch seinen Impfnachweis per Chip parat.
Angst vorm Implantat? Das sagt der Erfinder der Zertifikats-Implantate dazu
Dass Sjöbald insgesamt eher zu den Implantat-Enthusiasten gehört, verrät allein der Name seiner Firma, mit der er auch die Chipspeicherung der Impfnachweise entwickelt hat: Dsruptive Subdermals ist spezialisiert auf alles, was mit der Entwicklung und Herstellung von sogenannten NFC-Chips zu tun hat, die unter die Haut gesetzt werden.
Das Unternehmen hat unter anderem Implantate entwickelt, die die Körpertemperatur in Echtzeit auslesen sollen und damit in Zukunft beispielsweise Fieberschübe besser dokumentieren könnten. Zu den bisherigen Möglichkeiten, wie ein Chip genutzt werden kann, kommt jetzt also das Abrufen von Corona-Impfzertifikaten hinzu.
Sjöbald sieht in den Implantaten, die rund 100 Euro kosten und eine Lebensdauer von etwa 30 bis 40 Jahren haben, vor allem einen Kostenvorteil gegenüber Wearables, beispielsweise in Armbandform – die seien immerhin deutlich teurer und weniger langlebig.
Was dem Schweden wichtig ist: Die Chips sollen eine freiwillige Option darstellen, für Menschen, die neugierig und offen gegenüber entsprechenden Entwicklungen sind. Er betont außerdem, dass die Funktionsweise der Chips beispielsweise keine Ortungshinweise zulässt, der Chip an sich „passiv“ sei und gespeicherte Informationen nur dann weitergibt, wenn er durch das aufgelegte Smartphone aktiviert wird.