Corona-Schnelltest per Video: Neue App will Gang ins Testzentrum ersetzen

Die Akzeptanz des Corona-Schnelltests hängt an der Unkompliziertheit seiner Ausführung. Und die lässt derzeit noch zu wünschen übrig. Immerhin ist für jede Person, die nicht über den Arbeitgeber an einen überwachten Selbsttest kommt, stets der Weg ins Testzentrum mit Terminvergabe nötig.
Home-DX: Dein Testzentrum ist jetzt bei dir zu Hause
Deshalb hat das Netzwerk Diagnostik Berlin-Brandenburg e.V. eine neue Telemedizin-App namens Home-DX entwickelt, die das Konzept des Testzentrums digitalisiert. Mit der App filmen sich die Selbsttester bei der Durchführung des Tests und laden den Film anschließend zu einem sogenannten Videobewerter, einem Kooperationspartner des Netzwerks hoch.
Die Videobewerter rekrutieren sich als freie Mitarbeiter aus dem Personenkreis der medizinischen Fachkräfte. Medizinstudenten können sich ebenfalls bewerben.
Die Videobewerter werden für die Kontrolle vergütet und schauen dann anhand ihrer Kriterien, ob die Durchführung des Tests als ordnungsgemäß gelten kann. Im Erfolgsfall erteilen sie ein digitales Zertifikat, das den Testpersonen direkt in die Home-DX-App, mit der sie auch den Testverlauf gefilmt haben, überspielt wird.
Der Inhalt des sogenannten Zertifikats entspricht im Wesentlichen den Testbescheinigungen, die es in den stationären Zentren oder beim Arbeitgeber auch gibt. Selbsttester können das mit einem QR-Code versehene Zertifikat dann an erforderlicher Stelle vorzeigen und so ihren Getesteten-Status nachweisen – theoretisch.
Pilotprojekt Berlin-Mitte ist gestartet
Praktisch geht das flächendeckend so noch nicht. Immerhin ist eine nachträgliche Videoprüfung eines zuvor gefilmten Testablaufs kein überwachter Selbsttest. Hier müssten erst noch Voraussetzungen rechtlicher Art geschaffen werden. Die zu schaffen, ist Ziel eines Pilotprojekts, dass die Berliner Industrie- und Handelskammer angestoßen hat. Vom 29. Mai bis zum 18. Juni 2021 wird Home-DX in Kooperation mit acht Gastronomie-Betrieben, dem Home-DX-Betreiber, dem Bezirksamt Mitte und der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe erprobt.
Das Ziel des Projekts sieht die Handelskammer darin, einerseits eine Perspektive für flächendeckende Öffnungen der Innengastronomie in pandemischen Lagen zu schaffen und andererseits zu verhindern, dass sich potenziell Infizierte auf den Weg ins Testzentrum machen und dort gegebenenfalls Menschen anstecken könnten.
Das Pilotprojekt soll zeigen, ob überwachte Selbsttests tatsächlich eine Alternative zum Testzentrum sind. Als Benchmark für den Erfolg haben die Betreiber den Inzidenzwert gesetzt. Wenn der unter Testteilnehmern gleich oder niedriger sei als in der restlichen Bevölkerung, wäre das digitale Schnelltesten zu befürworten.
Ablauf relativ unkompliziert, Akzeptanz muss sich zeigen
Den Ablauf des Tests beschreibt das Netzwerk Diagnostik Berlin-Brandenburg e.V. ausführlich auf einer eigens eingerichteten Website. Für das Pilotprojekt wird nur ein begrenzter Nutzerkreis zugelassen werden. Die Selbsttests können frei im Handel erworben werden. Jedes beim Paul-Ehrlich-Institut registrierte Testkit darf verwendet werden. Später sollen Nutzer Kits auch bei Home-DX erwerben können.
Vor dem Test steht der einmalige Identitätsnachweis. Nach dem Test steht ein digitales Zertifikat in der App. Das wird vorerst nur von teilnehmenden Gastronomen als Testnachweis akzeptiert.
Gerade für Gastronomie und Einzelhandel sind dringend neue Konzepte erforderlich, denn wie sich zeigt, sind die Menschen nicht in hinreichender Zahl bereit, sich für den Besuch des Biergartens testen zu lassen. Offenbar ist ihnen der Aufwand zu groß. Eine Verlagerung des Prozedere in die eigenen vier Wände könnte diese Bereitschaft steigen lassen. Das ist jedenfalls die Annahme der Projektteilnehmer.