Corona-Trend: Chef, ich bin dann mal auf Workation!
Viele Menschen sind seit Monaten Corona-bedingt im Homeoffice und möchten das auch in Zukunft tage- oder wochenweise beibehalten. War mobiles Arbeiten bis Anfang 2020 eher die Ausnahme, so wird laut einer repräsentativen Studie des Digitalverbands Bitkom in Zukunft mehr als jeder Dritte den Arbeitsort flexibel wählen können.
„Die Vorteile für mich sind, dass ich dort arbeiten kann, wo ich mich am wohlsten fühle und am produktivsten bin“, sagt Tobias Mende. „Und in meiner Freizeit kann ich die Welt kennenlernen, ohne meinen Job aufgeben zu müssen.“ Er braucht dazu nur seinen Laptop und schnelles Internet.
Das Büro einfach für eine Weile an einen Ort mit Berg-, See- oder Meerblick verlegen – davon träumen viele. Arbeiten, wo andere Urlaub machen, ist angesagt.
Meetings in der Strandhütte dank schnellem Internet
Dabei ist das Konzept der sogenannten Workation nicht neu. Seit vielen Jahren sieht man in Cafés auf Bali, im mexikanischen Cancún oder auf den Kanaren neben cocktailschlürfenden Touristen arbeitende Reisende an ihren Laptops sitzen, sogenannte digitale Nomaden. Nach Freelancern sind es nun auch immer mehr Festangestellte, die die Möglichkeiten zum mobilen Arbeiten nutzen.
Videokonferenztools mit austauschbarem Hintergrund ermöglichen heute professionelle Meetings in der einfachen thailändischen Bambusstrandhütte. Oder eben im Harzer Luxuschalet mit ergonomischer Büroeinrichtung. Um die nötige Infrastruktur, schnelles Netz und mehr Ruhe als im Café zu garantieren, entstehen an vielen Orten auch Coworking Spaces als Gemeinschaftsbüros mit wechselnden Kollegen.
Tourismusforscher Harald Pechlaner von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt glaubt, dass uns der Trend zur Workation auch nach der Pandemie erhalten bleibt und sogar einen Entwicklungsschub erleben könnte. Schon jetzt würden sich klassische Ferienregionen wie die Kanaren damit ein neues Segment aufbauen.
„Aber auch Messe- und Tagungs-Destinationen, Städte wie Nürnberg, wo der Tagungstourismus praktisch zusammengebrochen ist, können davon profitieren“, sagt Pechlaner, der das Zentrum für Entrepreneurship an der Universität im Altmühltal leitet. Er schätzt, dass vor allem Städtetouren künftig öfter mit einem Arbeitsaufenthalt kombiniert und verlängert werden. „In Städten ist die Infrastruktur meist schon vorhanden, die in klassischen Ferienregionen erst aufgebaut werden muss.“
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Dorf für digitale Nomaden auf Madeira
An dieser Infrastruktur arbeitet zum Beispiel Madeira. Die Inselgruppe im Atlantik ist stark vom Tourismus abhängig. In der Coronakrise will die Inselregierung neben klassischen Touristen vor allem langzeiturlaubende Mobilarbeiter ansprechen. Zusammen mit der Initiative Startup Madeira engagiert sich der Portugiese Gonçalo Hall für den Aufbau der größten europäischen digitalen Nomadengemeinschaft in dem malerisch gelegenen Dorf Ponta do Sol.
„Wir bieten nicht nur kostenfreien Internetzugang im gesamten Ort, sondern auch direkten Meerzugang“, sagt Hall, der als selbstständiger Berater für mobiles Arbeiten tätig ist. Fast 5.000 Interessenten aus über 90 Ländern hätten sich bereits auf der Plattform für das Programm des Nomad Village registriert. 75 Telearbeiter seien zum Auftakt im Februar für mindestens vier Wochen zur Workation nach Ponta do Sol gekommen.
Über Partnerprogramme werden Unterkünfte, Mietwagen oder Kontakte zu anderen digitalen Nomaden vermittelt. In Zusammenarbeit mit Restaurants, Hotels und Cafés des 8.200-Einwohner-Ortes soll eine in Europa bislang einzigartige Community entstehen, die den lokalen Tourismus gerade in der Krise, aber auch danach ermöglicht.
Arbeitende Eltern als neue Zielgruppe
Prägen sonst vor allem sonnenhungrige Rentner das Bild der Kanaren im Winter, so haben nach deren Ausbleiben im Coronajahr 2020 die dortigen Hotels die Telearbeiter als neue Klientel entdeckt. Sie locken mit besonderen Angeboten: Das Selbstversorger-Apartment mit Küchenzeile und schnellem WLAN gibt es in einigen Hotels in Corralejo, dem Hotspot für mobile Arbeiter auf Fuerteventura, ab 700 Euro pro Monat. Fitnessraum und Pool inklusive.
Deutlich mehr legt man für die Workation-Pakete der Tui-Tochter Robinson Club hin. Dafür gibt es auf den Zimmern – neben garantiertem Meerblick – auch ergonomische Bürostühle und Monitore für entspanntes Arbeiten. Spanische All-inclusive-Anbieter wie die Hotelkette HD werben außerdem um reisende und arbeitende Familien.
In den HD-Sommercamps auf Teneriffa und Gran Canaria können Kinder mit der Ferienanimation im Pool planschen – während die Eltern in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen. dpa
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Die Preise für Unterkünfte auf Madeira liegen pro Monat bei 1200€+.
Für normales Arbeiten mit einem kleinen Urlaubsanteil nicht gerade wenig Geld.
Je weniger im Heimatland zurückgelassen wird, desto besser.
Nö, es gibt massig normale Ferienwohnungen für 30…60 Euro je Nacht. Ansonsten zieht man halt bei Unge ein.