Corporate Radio und Audio-Drop-in: Zum Schnack in die virtuelle Kaffeeküche
Kleinere Pausen – und sei es ein kurzes Gespräch mit dem geschätzten Büronachbarn – sind ganz einfach gut für die Konzentration. Also mitnichten bloße Ablenkung. Nun sind in vielen Unternehmen neue Formen der Zusammenkunft gefragt. Eine spannende Option, das Miteinander in den Teams wieder anzukurbeln und gleichzeitig der internen Kommunikation einen frischen Sound zu geben, ist Corporate Radio.
Mitmischen statt Mittagsschlaf
Egal, ob Heimarbeitsplatz oder Headquarter-Büro: Spätestens um die Mittagszeit reiben sich die meisten Menschen, die vorm Monitor arbeiten, die Augen. Die Konzentration lässt nach – und mit ihr oft auch die Motivation. Kein Wunder bei den mannigfachen Informationen, die aus PC und Notebook täglich auf unsere Seh- und Denkorgane einprasseln. Gut kommt es dann, wenn’s zwischendurch ein bisschen Entspannung für die Augen gibt – und dafür die Ohren gefordert werden.
Das ist genau der Grund, warum immer mehr Unternehmen Corporate Audio für ihre interne Kommunikation entdecken. Von gestern ist dabei allerdings die Radioshow im drögen Nachrichtenstil. Wer heute von Unternehmensradio spricht, meint abwechslungsreiche und interaktive Formate. Will heißen: authentisch, spontan und zum Mitmachen. Die Mitarbeiter:innen können per Audio-Drop-in einsteigen, wann immer es ihnen gefällt, und sich persönlich am Audio-Geschehen beteiligen.
Bloß kein durchgestylter Hochglanz!
Wer für seine Unternehmenskommunikation auf Corporate Radio setzt, kann aus den Vollen schöpfen: Die möglichen Formate reichen von der Morning-Show über das News-Update bis zur lockeren Kolleg:innengesprächsrunde à la Kantinen-Talk. Besteht für die Zuhörer:innen die Option, sich per Drop-in spontan in den Audioraum einzuschalten, kann aus dem Interview mit dem neuen Kunden ganz entspannt und ungeplant eine kleine Expertenrunde werden. Der Clou liegt im Unmittelbaren. Unternehmen können mit Corporate Radio den offenen Austausch fördern und ihre Leute bei Laune halten. Mit spontanen Formaten zum Mitmachen zeigt sich zudem eine authentisch gelebte Unternehmenskultur. Authentizität ohne Hochglanz – ein Merkmal, das sicherlich nicht nur in der Belegschaft, sondern auch bei Kunden, Partnern und Nachwuchskräften Sympathiepunkte einbringt. So gewinnen heiß gehandelte Aktionsfelder wie Employer-Branding und Recruiting mit externen Formaten im Stil von „Ask me anything“-Sessions an Reichweite. Schließlich können Kandidat:innen durch den direkten, ungezwungenen Austausch mit ihren Kolleg:innen in spe besser einschätzen, ob sie zum Unternehmen passen. Außerdem zeigt der neue Arbeitgeber damit, dass er in Sachen Kommunikation und Medien nicht zum alten Eisen gehört.
Wer sich fragt, warum denn nicht gleich Video, wenn der Ton doch eh schon da ist: Gerade für videoscheue Zeitgenossen hat Corporate Audio mit Drop-in-Option deutlich mehr Charme als die Diskussionsrunde im Vollbildmodus. Wenn es allerdings ans Eingemachte geht und erklärungsintensive oder möglicherweise sogar brisante Themen aus der Kommunikationsabteilung aufs Tapet kommen, dann stößt Corporate Radio mit Drop-in ganz klar an seine Grenzen. Auch Informationen, die für alle Mitarbeiter:innen gleichermaßen relevant sind, sollten über einen Kanal verteilt werden, auf den alle zeitlich unabhängig zugreifen können.
Social-Media-Plattformen werden hörbar
Ein Tool, das vor allem zu Beginn des Jahres in aller Ohren war, ist Clubhouse. Die App zeigt, was passieren kann, wenn statt einer straffen Sendeagenda Spontaneität ins Zentrum des Sound-Geschehens rutscht. Das zugrunde liegende Prinzip ist unkompliziert und technisch keine bahnbrechende Neuheit: Auf der Plattform können sich Menschen in unterschiedlichen digitalen Räumen treffen und miteinander diskutieren. Ein Moderator schaltet Sprecher frei und steuert damit die Gesprächsrunden. Ein einfaches Konzept, das – mit Einfallsreichtum umgesetzt – große kommunikative Wirkung entfalten kann. Neben dem Marktneuling bieten übrigens auch bekannte Größen inzwischen integrierte Audio-Funktionen an, allen voran Twitter Spaces, Facebook Live Audio Rooms und Spotify Greenroom.
Während beim Corporate Radio der Fantasie inhaltlich keine Grenzen gesetzt sind, sind die technischen Rahmenbedingungen etwas enger gesteckt. Das Wichtigste vorab: Das unternehmensinterne Radio-Tool sollte in bestehende Anwendungen eingebunden sein. Wer seinen Mitarbeiter:innen noch eine extra Anwendung aufs Auge drückt, läuft Gefahr, dass die Kolleg:innen streiken. Die App-Landschaft um uns herum ist inzwischen unübersichtlich genug. Die gute Nachricht ist, dass Corporate Radio je nach Plattform in bestehende Kanäle und Anwendungen integriert werden kann: Von der Mitarbeiter-App übers Intranet bis hin zu Slack und Teams können Unternehmen Bestehendes nutzen, um den spontanen Drop-in in den betriebseigenen Funk so bequem wie möglich zu machen.
Datenschutzfragen klären
Wer den Hype um Clubhouse ein wenig mitverfolgt hat, dem ist nicht entgangen, dass die App durchaus auf kritische Stimmen gestoßen ist. Der zentrale Stein des Anstoßes lautete Datenschutz. In der Tat gibt es auch für die unternehmensinternen Audio-Räume ein paar Dinge zu beachten, um rechtlich sauber zu bleiben. Ein empfindlicher Aspekt liegt darin, dass einsehbar ist, wer wann und wie lange teilgenommen hat. Um sicherzugehen, dass diese Transparenz kein daten- und arbeitsschutzrechtliches Problem wird, sollte unbedingt der Betriebsrat in die Planungen eingebunden werden. So kann vor der Implementierung geklärt werden, welche Anforderungen eine Corporate Audio-Anwendung erfüllen muss.
Zudem empfiehlt sich ein zeitlich begrenzter Pilot, in dem nicht nur die generelle Begeisterung im Unternehmen abgeklopft werden kann, sondern auch technische und rechtliche Rahmenbedingungen quasi in freier Wildbahn auf den Prüfstand gestellt werden können.
Ein Corporate Radio ist eine spannende Möglichkeit für Unternehmen, mit ihren Mitarbeiter:innen ins Gespräch zu kommen und untereinander wieder stärker zu vernetzen. Und das nicht nur über verteilte Standorte und von Homeoffice zu Homeoffice: Kolleg:innen, die bisher nur schwer erreichbar waren, etwa in der Produktion oder an der Ladentheke, haben nun auch die Chance, sich am spontanen Schnack in der virtuellen Kaffeeküche zu beteiligen.