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Kolumne

Wenn der kalte Cyber-Krieg heiß wird, ist das Internet am Ende

Einen echten Cyber-Weltkrieg haben wir noch nicht erlebt. Sollte es dazu kommen, wäre das Internet, wie wir es kennen, zerstört. Die Neuland-Kolumne von Stephan Dörner.

Von Stephan Dörner
3 Min.
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Wenn der kalte Cyber-Krieg heiß würde, wäre das Internet insgesamt gefährdet. (Foto: enzozo/Shutterstock)

Stell dir vor, es ist Cyber-Krieg und alle machen mit

Hinter den Kulissen findet seit vielen Jahren ein Wettrüsten der Cyber-Waffen statt – der kalte Krieg des Internet-Zeitalters. Gesehen hat die Öffentlichkeit davon immer nur kleinste Ausschnitte – anhand von extrem ausgefeilten, maßgeschneiderten Cyber-Waffen wie Stuxnet, die chirurgisch präzise einzelne Infrastrukturen angegriffen haben. Im Falle von Stuxnet beispielsweise das iranische Atomprogramm.

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Bei Stuxnet und ähnlich präzisen Cyber-Waffen hatten die Angreifer kein Interesse an der breitflächigen Verbreitung der Schadsoftware, denn das hätte nur die Chance auf ihre Entdeckung vergrößert. Weniger zielgenaue Cyber-Waffen wie groß angelegte Distributed-Denial-of-Service-Angriffe (DDoS), die breitflächig Internet-Infrastruktur lahmlegen, sind langfristig viel gefährlicher. Statt chirurgisch präziser Angriffe und der Spionage an individuellen Einrichtungen gehen DDoS-Angriffe mit roher Gewalt vor und überfluten die Opfer mit sinnlosen Anfragen, was ganze Server-Netzwerke in die Knie zwingt. Dadurch wird das Internet insgesamt in Mitleidenschaft gezogen.

Alles, was DDoS-Angreifer dafür benötigen, sind riesige Bot-Netzwerke aus mit dem Internet verbundenen Geräten. Es ist nicht schwer, solche Netzwerke zu rekrutieren – Millionen von Geräten, die am Netz hängen, sind schlecht oder gar nicht abgesichert. Bei einigen billigen IP-Kameras made in China ist beispielsweise sogar das allgemein bekannte Standard-Passwort hardwareseitig festgelegt und lässt sich nicht ändern.

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DDoS: Schon „Skript-Kiddies“ können große Schäden anrichten

Leicht lassen sich die Angriffe so konfigurieren, dass die Anfrageflut von verschiedenen gefälschten IP-Adressen zu kommen scheint, was die Abwehr des Angriffes erschwert. Noch sind DDoS-Angriffe das Spielfeld vor allem von kriminellen Erpressern und wütenden „Skript-Kiddies“, also meist pubertierenden Jugendlichen, die zu nicht viel mehr in der Lage sind als bereits fertige, aus dem Internet heruntergeladene Malware zum Laufen zu bekommen.

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Trotz der häufig relativ geringen technischen Kenntnisse innerhalb dieser Milieus sind die Schäden von DDoS-Angriffen schon heute enorm. Die wenigstens davon sind sichtbar. Wer sich unter Betreibern größerer Webauftritte umhört, weiß, dass regelmäßige DDoS-Angriffe zum Alltag vieler System-Administratoren gehören. Oft ist dabei völlig unklar, warum sie passieren. In den meisten Fällen halten die Server stand – auch wenn jeder DDoS-Angriff Kosten verursacht, allein durch den höheren Datenverbrauch im Rechenzentrum. Manchmal wie jüngst beim Angriff auf den DNS-Provider Dyn aber werden solche DDoS-Angriffe auch für normale Internetnutzer sichtbar. In diesem Fall waren zahlreiche Dienste von Twitter über Netflix bis zu Amazon vorübergehend schwer oder gar nicht erreichbar.

Wenn schon technisch oft nicht besonders versierte Kriminelle und Skript-Kiddies in der Lage sind, ein solches Internet-Erdbeben auszulösen, bekommen wir eine Ahnung davon, wozu staatliche Angreifer in der Lage wären, sollte der kalte von Spionage und Sabotage geprägte Cyber-Krieg einmal heiß werden. Ausgeschlossen ist das nicht: Nach dem Hack von E-Mails der Demokratischen Partei in den USA, hinter der die US-Regierung staatliche russische Hacker vermutet, drohte das Weiße Haus ganz offen mit dem Einsatz einer solchen Cyber-Waffe auf Russland als Racheakt.

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Ein Cyber-Weltkrieg wäre das Ende des offenen globalen Internets

Die grundlegende Natur des Internets macht ein Eskalations-Szenario leider wahrscheinlich. Damit das Internet als das große, innovative und demokratische Medium, das es ist, funktioniert, muss jeder Teilnehmer Daten senden und empfangen können. Als offenes Netz, an dem grundsätzlich jedes Gerät teilnehmen kann, wird das Internet damit immer verwundbar für solche Angriffe bleiben.

Die USA wären vermutlich schon heute in der Lage, weite Teile der Internet-Infrastruktur eines riesigen Landes wie Russland oder China lahmzulegen. Es ist anzunehmen, dass die Antwort auf einen solchen Cyber-Angriff nicht lange auf sich warten lassen würde. Das globale Internet würde als Kollateralschaden zwei sich bekriegender Nationen vermutlich schnell aufgrund der Last der Daten zusammenbrechen. Nur Abschottung und Ausschließen großer IP-Adressbereiche böte dann noch Schutz – das Internet würde fragmentiert, in viele kleine Netze zerbröseln.

Ein Cyber-Erstschlag, wie er von den USA kürzlich öffentlich angedroht wurde, könnte daher das Ende des Internets bedeuten, wie wir es kennen. Ob mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten dieses Internet-Horrorszenario wahrscheinlicher oder weniger wahrscheinlich geworden ist, bleibt bei einem so wenig berechenbaren Mann zunächst offen. Gegenüber Putins Russland fiel Trump eher durch milde Worte auf, gegenüber Wirtschaftskonkurrent China hingegen durch harsche.

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Ist die Eskalationsspirale staatlicher DDoS-Angriffe erst einmal in Gang gesetzt, gibt es es kaum einen Weg zurück zu einem globalen Internet. Daher wäre es nun wichtig, dass sich die Uno-Staaten endlich zu Regeln und Einschränkungen beim Einsatz von Cyber-Angriffen verpflichten. Kommt ein internationaler DDoS-Krieg erst einmal in Gang, kann es schon zu spät sein.

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Kommentare (2)

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Brech

Ach, herrjeh, war das auch eines von diesen „Skript-Kiddies“, das diesen Text verfasst hat?!

Karl Marks

Durchaus eine sehr reale Gefahr, funktioniert in der Wirtschaft heut zu Tage doch so gut wie gar nichts mehr ohne Internet; es herrscht eine extrem hohe Abhängigkeit.

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