Einschlag der Nasa-Sonde Dart schleudert rund 1.000 Tonnen Asteroidenmaterial ins All
Am 26. September kollidierte die Dart-Sonde mit dem Asteroidenmond Dimorphos und schleuderte mehr als 1.000 Tonnen an Gestein und anderen Bestandteilen des Asteroiden ins All. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Nasa gefällt es indes besser, von „sechs oder sieben Eisenbahnwaggons“ voller Material zu sprechen, die sich in den Weltraum verteilten.
Mittelbarer Impuls stärker als Einschlag selbst
Die absichtlich herbeigeführte Kollision sollte Erkenntnisse bringen, wie eine Technik zur Planetenabwehr in Zukunft aussehen könnte. Dabei stellten weder Dimorphos noch der größere Asteroid Didymos, den er umkreist, eine Bedrohung für die Erde dar. Die beiden Felsbrocken waren gewählt worden, weil sie sich nicht zuletzt wegen ihrer Erreichbarkeit hervorragend für derartige Zielübungen eignen.
Neue Erkenntnisse und Bilder des Einschlags wurden am Donnerstag auf der Herbsttagung der American Geophysical Union in Chicago im US-Bundesstaat Illinois vorgestellt.
„Was wir von der Dart-Mission lernen können, ist Teil der übergreifenden Arbeit der Nasa, Asteroiden und andere kleine Körper in unserem Sonnensystem zu verstehen“, schreibt Nasa-Wissenschaftler Tom Statler in einer Erklärung und ergänzt: „Der Einschlag auf dem Asteroiden war nur der Anfang. Jetzt nutzen wir die Beobachtungen, um zu untersuchen, woraus diese Körper bestehen und wie sie entstanden sind – und auch, wie wir unseren Planeten verteidigen können, sollte jemals ein Asteroid in unsere Richtung fliegen.“
Bilder, die von Weltraum- und Bodenteleskopen vor und nach dem Einschlag aufgenommen wurden, zeigen, was geschah, als die Sonde mit einer Geschwindigkeit von etwa 22.000 Kilometern pro Stunde auf Dimorphos aufschlug. Dabei wird klar, dass der Impuls, der entstand, als das Oberflächenmaterial von Dimorphos in den Weltraum geschleudert wurde, mehr zur Bewegung des Asteroiden beitrug als der Aufprall der Raumsonde allein, so die Forscher.
Kurz nach dem Aufprall waren zwei Staubschweife entstanden, die auf neuen Bildern des Hubble-Weltraumteleskops zu sehen sind. Sie dokumentieren die durchaus unerwarteten Nachwirkungen des Einschlags. Denkbar wäre schließlich auch gewesen, dass der Asteroid die Sonde geradezu absorbiert.
Flugbahn des Asteroidenmondes deutlicher als erhofft verändert
Dart-Untersuchungschef Andy Cheng vom Johns Hopkins Applied Physics Laboratory in Laurel im US-Bundesstaat Maryland hat daraus einen klaren Fokus entwickelt: „Zu verstehen, wie der Einschlag eines Raumfahrzeugs den Impuls eines Asteroiden verändert, ist der Schlüssel zur Entwicklung einer Strategie zur Abschwächung der Bedrohung in einem planetarischen Verteidigungsszenario“.
Im ersten Versuch überhaupt, die Bewegung eines Flugkörpers im All absichtlich zu verändern, konnte die Dart-Mission direkt ihr Planziel erreichen. Vor dem Einschlag benötigte der Asteroiden-Mond Dimorphos 11 Stunden und 55 Minuten, um Didymos zu umkreisen. Jetzt sind es nur noch 11 Stunden und 23 Minuten, also 32 Minuten weniger als zuvor. Die Astronomen hatten es bereits als Erfolg definiert, wenn es gelingen würde, die Umlaufzeit um 10 Minuten zu verkürzen.
Ob die Technologie sich im Ernstfall wirklich eignen wird, die Erde vor einem Aufprall eines herannahenden Asteroiden zu schützen, hängt von vielen Faktoren ab und soll weiter untersucht werden.