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Ratgeber

Das Ende des visuellen Designs oder: Wer schreibt, der bleibt

Das Zeitalter des visuellen Designs bewegt sich auf sein Ende zu. In der Zukunft besteht die Schönheit eines Designs nur noch in seiner Bedienbarkeit, nicht mehr in seiner Optik. Designer werden dennoch weiterhin gebraucht.

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Völlig unterschätzt - Stift und Papier. (Foto: GH Studio / Shutterstock)

Allerdings werden es keine Grafik-Designer mehr sein, sondern reine UX-Designer. Dass sie nicht mehr mit dem Medium Grafik, sondern mit Worten arbeiten werden, ist dabei nur ein Detail. Sie werden sich daran gewöhnen.

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Grafik-Designer sollten sich beeilen, auf den bereits gestarteten Zug aufzuspringen oder ihr Heil in den Printmedien suchen. Webdesign, wie wir es aus den letzten fünfundzwanzig Jahren kennen, wird weitgehend verschwinden.

Conversational Interfaces sind die Schnittstelle der Zukunft

Das ist im Grunde wenig überraschend, wenn wir uns anschauen, wohin die Reise geht. Die Zukunft liegt nämlich eindeutig bei den sogenannten Conversational Interfaces, also Benutzerschnittstellen, die auf der Basis eines Gesprächs funktionieren. Hier kommen Apps ins Spiel, die in der Lage sind, direkt auf Nutzereingaben zu reagieren.

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Dabei kann es sich um Schnittstellen handeln, die auf getippte Eingaben in natürlicher Sprache reagieren oder solche, die direkt natürliche Sprache in gesprochener Form verstehen. Das Gerät, das diesen Paradigmenwandel als Erstes erleben und beschleunigen wird, ist das Smartphone.

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Chat-Bots und Sprach-Assistenten: Visuelle Interfaces sind überflüssig

Hier verwenden wir bereits Apps wie WhatsApp. Die gute alte SMS haben diese modernen Messenger längst hinter sich gelassen. Der nächste Schritt auf diesem Weg sind die bereits vielfach verfügbaren Chatbots.

Dabei handelt es sich um Programme, die auf eure Eingaben reagieren und sie in Handlungen umsetzen. Hier fühlt sich die Interaktion an wie eine Konversation. Es gibt keine Schwellen mehr. Wir können unsere älteste Interaktionsmöglichkeit nutzen. Wann immer wir das tun können, werden wir es auch tun.

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Ebenfalls im Aufwind befinden sich die sich rasant fortentwickelnden Sprachassistenten. In ihren neuesten Generationen bieten sie schon Funktionen, für die wir vormals einen Reigen von Apps bemühen mussten. Heutzutage könnt ihr schon Taxis per Siri bestellen oder eure Lieblings-Fitness-App steuern.

Nachdem Apple seinen Sprachassistenten für Dritt-Anbieter via Sirikit geöffnet hat, sollte mit einem rasant steigenden Skillset des kleinen Sprachverarbeiters zu rechnen sein. In die gleiche Kerbe schlagen der Google Assistant und Alexa von Amazon. Ein Eldorado lauert hier indes nicht. Andere Assistenten wie Cortana von Microsoft oder Samsungs Bixby etablieren sich eher schlecht als recht. Microsoft will Cortana-Ansätze jetzt nur noch für Business-Anwendungen nutzen, nicht mehr als eigenständigen Assistenten.

Dass die Erfolgskurve auch nach oben zeigen kann, zeigt allerdings das Alexa-Ökosystem, dem bereits mehr als 20.000 unterschiedliche Skills, also Funktionselemente, die per Sprache genutzt werden können, zur Verfügung stehen.

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Leuchtet der Ring blau, wartet Alexa auf euren Sprachbefehl. (Foto: t3n)

Leuchtet der Ring des Echo Studio blau, wartet Alexa auf euren Sprachbefehl. (Foto: t3n.de)

Egal ob Chat oder Sprache oder beides –  Grundlage der Aktion ist das geschriebene oder gesprochene Wort. Ein visuelles Interface ist dafür nicht nur nicht erforderlich, es existiert gleich gar nicht.

Schnelles Internet und schnelle Prozessoren beschleunigen die Entwicklung

Wieso jetzt und nicht schon früher? Diese Frage ist berechtigt, denn immerhin sprechen wir schon viel länger als wir Apps benutzen. Die Antwort ist indes recht einfach. Um Interaktionen auf der Basis von Sprache auszulösen, sind leistungsfähige Rechner und schnelle Internet-Verbindungen erforderlich.

Immerhin erfolgt das Processing der Eingaben bislang stets in der Cloud. Ohne eine schnelle Anbindung braucht die Sprache schlicht zu lange für die Übertragung und ohne schnelle Prozessoren dauert es viel zu lange, um eine sinnvolle Antwort zu berechnen.

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Hinzu kommt immer mehr künstliche Intelligenz, da sich die Systeme per Machine Learning stetig selbst verbessern. Auch für diese Technologien kann der Rechner nicht schnell genug sein. In der Vergangenheit hatten wir schlicht die Kapazitäten nicht.

Nicht zu vergessen ist zudem der Aspekt, dass mit zunehmend besseren Bedingungen auch die, etwa für Deep Learning, zur Verfügung stehenden Datenmengen stark steigen. Dennoch wird in nicht allzu ferner Zukunft das Sprachprocessing direkt auf dem Gerät abgewickelt werden können. Die Cloud wird dann nur noch der Speicherplatz für aktualisierte Sprachbibliotheken sein.

Visuelles Design ist für die Interfaces der Zukunft unwichtig

Was also bleibt vom konventionellen Design unserer Tage? Nicht viel. Und wenn wir ehrlich sind, wissen wir das schon seit einiger Zeit. Wieso werden Designs immer ähnlicher, während sie Anfang der Nuller noch maximal unterschiedlich waren?

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Das liegt daran, dass wir uns heutzutage nicht mehr über das Design voneinander abgrenzen, sondern über die Funktionalität.

Design ist quasi eine Selbstverständlichkeit geworden. Schon jetzt kann Differenzierung nur noch über besonders ausgefeilte Usability, etwa über durchdachte Mikrointeraktionen erfolgen. Auch dieser Trend wird sich indes überflüssig machen, wenn sich Conversational Interfaces auf breiter Front durchgesetzt haben.

Ein Zwischenschritt ist das automatisierte Design, an dem sich die Homepage-Baukastenanbieter versuchen. Dabei übergeben wir dem System Inhalte und es erstellt eine grafische Repräsentation derselben. Das funktioniert nicht total schlecht, wird sich aber voraussichtlich aufgrund des generischen Charakters des Erzeugten nicht in der Breite durchsetzen.

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Dennoch könnten automatisierte Designs auch auf Dauer eine Dienstleistung sein, die bestehen bleibt. Immerhin ist nicht jede Website sinnvoll konversationell zu betreiben, respektive dürfte der Aufwand sich für etliche Anbieter gar nicht rechnen.

Screenshot aus dem Otto-Conversational-Commerce-Skill „Otto Action“ für den Google Assistant. (Foto: Otto)

Wörter waren schon immer und sind künftig erst recht unverzichtbar

Wer schreibt, der bleibt. Das trichterte mir schon meine Oma zu Grundschulzeiten ein. Ich hätte damals nicht gedacht, dass sie sich damit zukünftig noch einmal als visionärer Geist erweisen würde.

Fakt ist jedoch, dass es Wörter und Worte sind, die die Interfaces der Zukunft formen werden, und zwar ganz ohne schmückendes Beiwerk.

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Zum einen wird es darum gehen, wie gut der Input interpretiert werden kann. Zum anderen werden sich moderne Interfaces aber auch über ihren Output beurteilen lassen müssen.

Wenn ihr davon einen Eindruck bekommen wollt, dann sprecht einfach einmal eine beliebige komplexere Anweisung in Siri und danach in den Google Assistant. Schon da liegen Welten zwischen.

Klar ist, hier muss noch viel passieren, um auch nur zu akzeptablen Ergebnissen zu gelangen, bei denen der Begriff Conversational Interface nicht zu hochtrabend klingt. Erstaunlicherweise ist es nicht die ältere Siri, die diesen Wettbewerb aktuell gewinnt. Ebenso erstaunlich ist, dass Apple auf deren Fortentwicklung kaum einen Fokus zu legen scheint.

Beschränken wir uns aber nicht auf Computer und Smartphones. In Kürze werden wir mit noch weitaus mehr Geräten interagieren können. Mit visuellen Mitteln ist diesem Fortschritt nicht mehr beizukommen. Sprache hingegen funktioniert überall.

Bereite dich jetzt schon auf die Zukunft vor

Noch sind wir nicht an dem Punkt, an welchem Sprachsteuerungs-Design zu den Grund-Skills gehört. Auch dabei kann man eine Menge falsch machen. Um Designer kommen wir auch zu diesem Zeitpunkt nicht herum.

Dennoch solltet ihr euch schon ein bisschen auf die kommenden Herausforderungen vorbereiten. Das bedeutet zum einen, dass ihr lernen müsst, wie man schreibt. Keine Sorge, dass erfordert lediglich viel Praxis. Dass euer Intellekt nicht das Problem ist, leitet ihr schlicht aus der Tatsache ab, dass visuelles Design auch nicht ohne Gehirn zu machen ist.

Beginnt euer nächstes Design nicht ohne, dass ihr zuvor den Content habt. Lasst das Erstellen grafischer Schablonen einfach mal komplett sein. Baut das visuelle Design ganz konsequent aus den zu kommunizierenden Inhalten. So ändert ihr schrittweise euer Mindset, das dann lautet:

Ohne Inhalte geht gar nichts.

Und nicht mehr: Ich baue schon mal die Optik.

Ich schätze, wir haben noch rund zehn Jahre, um den Umstieg zu gestalten. Innerhalb dieser zehn Jahre werden wir immer öfter Sprach-Technologien zumindest integrieren müssen. Aber, was sind schon zehn Jahre?

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Tim

Ich kann bestätigen, dass wir als Entwickler inzwischen heilfroh sind, wenn sich kein Webdesigner in das Projekt einschaltet. Aber eine Person, die sich inhaltlich mit den Zielen des Kunden / Projekts beschäftigt, ist dafür um so wichtiger geworden – Ich betrachte Websites eher wie ein (Verkaufs)-Gespräch und damit steht die Sprache tatsächlich an erster Stelle. Am liebsten sind mir fertig getextete Wireframes :)

Es ist allerdings stark anzunehmen, dass den reinrassigen Entwickler ein vergleichbares Schicksal erwartet, nur wird er sich vermutlich leichter mit den Veränderungen abfinden können – am Ende dreht es sich immer um Algorithmen. Ob ein visuell veranlagter Gestalter sein Glück darin finden wird, Gesprächsleitfäden für Siri zu konzipieren, wage ich zu bezweifeln. Aber ich finde, es lohnt sich, das für sich selbst herauszufinden, solange man nicht auf vorzeitigen Ruhestand spekuliert ;)

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George

Was für ein realitätsferner Schwachsinn – bitte entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise!

Ihre Behauptung impliziert, dass jegliche Kommunikation auf eine sprachliche Ebene zu reduziert werden kann. Dabei ist die Fähigkeit des Menschen, Informationen visuell zu erfassen und zu verarbeiten, seine wohl größte Sinnesleistung und wird es auch immer bleiben. Nie waren wir von mehr Interfaces umgeben als heute, Tendenz steigend.

So lange unsere intelligenten Gesprächspartner nicht in der Lage sind visuelle Informationen, also auch Bildmaterial, genauso schnell und präzise zu vermitteln wie Projektionen jeglicher Art, werden sie diese auch nicht ersetzen.

Die Annahme Chatbots seien in der Lage jede kommunikative Leistung eines Displays zu reproduzieren ist eine konzeptionelle Sackgasse. Und das hat weniger mit ihrer derzeit noch mageren Intelligenz zu tun, als mit den evolutionär bedingten Denk- und Sichtweisen des Menschen.

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Johannes

Auch ich möchte da teilweisen Einspruch erheben. Warum sollte ich mich denn in Zukunft nicht mehr in ein Portal vertiefen wollen, dass mir schön aufbereiteten Lesegenuss bietet? Warum soll ich immer erst etwas fragen müssen anstatt durch kluges Webdesign auf den ersten Blick präsentiert zu bekommen, was mich vermutlich interessiert? Die Thesen des Artikels kann ich mir allenfalls für reine Serviceangebote/-seiten vorstellen, aber das ist ja nur eine Teildisziplin.

Gar nicht berührt wird das Thema Datenschutz, wo ich es noch für offen halte, ob es den Usern irgendwann egal ist, dass ihre Stimmenprofile überall gespeichert sind – oder sie deshalb Abstand nehmen von Sprachdiensten.

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