Der vor einer Woche bekanntgewordene Datenskandal rund um Facebook und Cambridge Analytica, bei dem 50 Millionen Nutzerdaten missbräuchlich für den Wahlkampf von Donald Trump eingesetzt worden sein sollen, hat hohe Wellen geschlagen. Nutzer und Firmen wenden sich von dem Social Network ab, Politiker und Aufsichtsbehörden wollen den Fall aufklären. Darüber hinaus interessieren sich jetzt viele Menschen genauer dafür, welche Daten Facebook eigentlich von ihnen sammelt und was es damit anstellt.
Nutzer entdecken, dass Facebook ihre Telefonanrufe protokolliert
Der neuseeländische Entwickler Dylan McKay etwa hat nach der Auswertung seiner Facebook-Daten herausgefunden, dass das soziale Netzwerk offenbar jahrelang seine Telefonanrufe protokolliert hat, wie die Futurezone.at berichtet. Gegenüber Ars Technica bestätigten zahlreiche weitere Nutzer, dass entsprechende Protokolle von Facebook angefertigt und in ihrem Datenarchiv gespeichert wurden – auch Metadaten von SMS und MMS.
Wer sich sein eigenes Datenarchiv anschauen will, geht dazu in seinem Facebook-Account auf „Einstellungen“, klickt im Bereich „Allgemeine Kontoeinstellungen“ auf „Lade eine Kopie deiner Facebook-Daten herunter“ und anschließend auf „Mein Archiv aufbauen“. Dann generiert Facebook das persönliche Archiv des Nutzers und sendet einen Link per E-Mail. Dort kann man sich ein Dutzende Megabytes großes Zip-File mit den eigenen Daten herunterladen.
Laut den Daten von McKay hat Facebook über zwei Jahre hinweg die Metadaten seiner Telefonanrufe gespeichert, inklusive der Namen, Telefonnummern und der Länge jedes Anrufs, den er getätigt oder der bei ihm eingegangen ist. Auch SMS, die nicht über den Facebook-Messenger getätigt worden sind, sollen gespeichert worden sein.
Der Hintergrund: Die Aufzeichnung der Daten wird möglich, wenn Facebook-Nutzer der Android-App die Berechtigung erteilen, auf Telefonkontakte zuzugreifen. Bis zur Android-Version 4.1 Jelly Bean war es möglich, auch Anrufe und Nachrichten auszulesen. Mit neueren Android-Versionen war das zwar direkt nicht mehr erlaubt. Entwickler konnten die Sperre aber umgehen, indem sie Apps in früheren Versionen der entsprechenden Android-API geschrieben hatten. Erst im Oktober 2017 schloss Google dieses Hintertürchen.
Telefondaten im Facebook-Archiv: Offenbar nur Android-Nutzer betroffen
Ein Facebook-Sprecher erklärte Ars Technica, dass der Zugriff auf die Telefonkontakte durch die App optional sei und ausdrücklich eine Zustimmung des Nutzers erfordere. Allerdings bleibt offen, wie leicht es für Android-Nutzer zu durchschauen ist, was über die entsprechende Erlaubnis alles mit ihren Daten angestellt wird. Facebook nutzt die Kontaktdaten aus dem Telefonbuch der Nutzer eigenen Angaben zufolge für Freundesvorschläge per Algorithmus. Apples iOS soll den Zugriff auf Telefondaten übrigens nicht erlauben.