Die Finanzkraft, die bereits im Bitcoin gebunden ist, beeindruckt auch die Analysten der Deutschen Bank, wie wir aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht lesen können. Der hört auf den sperrigen Titel „The Future of Payments: Series 2 Part III. Bitcoins: Can the Tinkerbell Effect Become a Self-Fulfilling Prophecy?“
Große Anleger machen Bitcoin größer
Auf 18 Seiten befassen sich die Finanzexperten mit dem Bitcoin. Das Potenzial weiter steigender Kurse sehen sie vor allem in der Erwartung, dass sich große Anleger dazu entscheiden können, namhafte Beträge in die Kryptowährung zu verschieben.
Zuletzt hatten sich sogar erste Pensionsfonds, eigentlich als besonders vorsichtig geltende Anleger bekannt, in größerem Umfang in Bitcoin engagiert. Einen regelrechten Popularitätsschub unter institutionellen Anlegern hatte der Bitcoin durch die 1,5-Milliarden-Dollar-Investition Teslas gesehen.
Eignet sich der Bitcoin als Vermögenswert?
Der Kern der Debatte besteht für die Deutsche Bank daher nicht darin, ob es Anleger gibt, die bereit sind, in Bitcoin zu investieren. Vielmehr müsse es um die Beurteilung der Frage gehen, ob steigende Kurse allein dazu führen können, dass sich der Bitcoin dauerhaft als Vermögenswert etabliert.
Die Deutsche Bank sieht hier mindestens die geringe Beweglichkeit des Bitcoin-Markts als potenzielles Problem. Wenige Anleger halten viele Bitcoins und sind beinharte HODL-er – handeln ihre Coins also nicht. Dadurch bleibe das Handelsvolumen tendenziell gering, was die Kryptowährung maximal zum Wertspeicher machen würde.
Hält Tinkerbell-Effekt den Bitcoin stabil?
Letzteres indes ist eine wackelige Wette, denn der Bitcoin ist nicht mit realen Werten hinterlegt. Er bezieht seinen Wert rein aus der Vereinbarung seiner Nutzer, ihm einen bestimmten Wert zuzuweisen. Der kann naheliegenderweise frei und auch stark schwanken. Der Bitcoin hat solche Situationen schon mehrfach in seiner rund zwölfjährigen Geschichte erlebt.
Auf diese Flüchtigkeit im Wert rekurriert der Begriff Tinkerbell-Effekt im Titel des Deutsche-Bank-Berichts. Unter dem Tinkerbell-Effekt verstehen Ökonomen Situationen, bei denen ein Ereignis nur deshalb eintritt, weil alle daran glauben, dass es eintreten wird. Nach der Theorie ruft dieser Glaube ein Verhalten hervor, dass das Eintreten des Effektes wahrscheinlich macht. Dazu müssen nur genügend Menschen eine gemeinsame Annahme für wahr halten – je mehr, desto besser.
Bitcoin als Zahlungsmittel eher unwahrscheinlich
Für seinen ursprünglichen Zweck als Zahlungsmittel wird der Bitcoin nach Auffassung der Deutschen Bank auch in der Zukunft eher nicht genutzt werden. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen weniger als 30 Prozent der Transaktionen im Zusammenhang mit Zahlungsverkehr. Im Vergleich wird diese Illiquidität mit Blick auf den Zahlungszweck besonders deutlich.
Wie der Bericht zeigt, beträgt die durchschnittliche Anzahl der Bitcoin-Transaktionen in US-Dollar pro Tag nur 0,05 Prozent des japanischen Yen und 0,06 Prozent des britischen Pfund. Dabei hält die Deutsche Bank den Bitcoin rein konzeptionell als internationale Währung für geeignet.
Für das Ende des Jahres 2021 erwartet die Deutsche Bank erste Regulierungen. Die schiere Größe lasse Zentralbanken und Regierungen aufmerken und die Notwendigkeit regulatorischer Eingriffe erkennen. Erst vor ein paar Tagen hatten wir über drastische Entwicklungen in Indien berichtet. Auch in China werden erste Maßnahmen ergriffen.
So ist der Tinkerbell-Effekt zu seinem Namen gekommen
Tinkerbell ist die Fee aus dem Roman Peter Pan und eine der Hauptfiguren. Als sie gegen Ende der Geschichte vor lauter Erschöpfung zu sterben droht, holt sie die geballte Erwartung der Anwesenden wieder ins Leben zurück.
Ist Bitcoin nicht bei einer Trillion Marktkapitalisierung?
Wenn du die englische Trillion meinst schon. Die entspricht aber der deutschen Billion. Dafür entspricht die englische Billion der deutschen Milliarde. Ganz einfach, was?
Im Wesentlichen richtig.
Nach der „short scale“ ist eine Billion = 10^9, eine Trillion = 10^12. Bei der „long scale“ werden zwischendrin noch Milliarde, Billiarde, Trilliarde etc. eingefügt, so dass eine Billion = 10^12 und eine Trillion = 10^18 ist. Die short scale hat sich im Englischen mittlerweile durchgesetzt, nachdem die Amerikaner sie von den Franzosen übernommen haben. Im britischen Englisch wurde lange die long scale genutzt und gelegentlich auch heute noch – so wie in fast allen Sprachen außer dem Englischen (mittlerweile auch wieder im Französischen).
Es herrscht also maximale Uneinheitlichkeit. Insofern habe ich den frommen Wunsch, dass man sich mal einigt. Dann gäbe es weniger Übersetzungsfehler in abgeschriebenen Meldungen.