Direkt nach Beginn der Corona-Pandemie vor eineinhalb Jahren kamen Brief- und Paketlieferdienste wie die Deutsche Post schon einmal gehörig ins Schwitzen. Hauptgrund damals war das erheblich gestiegene Aufkommen an Sendungen aus Online-Bestellungen.
Post verweist auf coronabedingt hohen Krankenstand
Auch jetzt dürfte Corona einer der wichtigsten Gründe dafür sein, dass die Deutsche Post mit vielen Lieferungen nicht mehr hinterherkommt. Für „Unregelmäßigkeiten bei der Zustellung“ in den Sommermonaten 2022 machte die Post den coronabedingt hohen Krankenstand und den Fachkräftemangel verantwortlich.
Auch im September 2022 dürfte sich die Lage nicht verbessert haben – anders als von der Post versprochen. So hat sich die Zahl der Beschwerden laut Bundesnetzagentur in den vergangenen drei Monaten deutlich erhöht.
11.500 Post-Beschwerden allein im 3. Quartal
Im abgelaufenen dritten Quartal sind laut der Behörde 11.500 Beschwerden zu verspäteten oder verlorenen Sendungen eingegangen. Eine ungewöhnlich hohe Zahl, die auch für das Weihnachtsgeschäft von E-Commerce-Unternehmen aller Couleur nichts Gutes verheißt.
Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2022 waren bei der Bundesnetzagentur rund 8.900 Beschwerden eingegangen. Im gesamten Jahr 2021 waren es 15.100. Die Beschwerden im Sommer sollen sich aber großteils auf Briefe, nur in wenigen Fällen auf Pakete bezogen haben, wie tagesschau.de schreibt.
Daher liegt es auch nahe, dass mit den Beschwerden vor allem die Deutsche Post gemeint sein dürfte. Im sogenannten Verbraucherservice Post der Bundesnetzagentur können zwar Beschwerden in Bezug auf die komplette Post- und Paketbranche Deutschlands abgegeben werden. Die Deutsche Post liefert aber rund 85 Prozent der Briefe aus.
Bundesnetzagentur leitet Prüfungen ein
Für die Bundesnetzagentur waren die Probleme der Deutschen Post bei der Sendungszustellung jedenfalls so eklatant, dass sie allein im September zwölf Prüfungen einleitete, 14 weitere waren schon im August eingeleitet worden. Nur in einem der Fälle ging es um ein Paket.
Aber: Die Prüfungen sind nicht viel mehr als schriftliche Ermahnungen an die Postdienstleister. Sanktionen kann die Bundesnetzagentur nicht verhängen. „Ein echtes Druckmittel gibt es hierbei nicht“, wie tagesschau.de schreibt.
1 Milliarde Briefe pro Monat
Klar ist aber auch, dass die Zahl der Beschwerden im Vergleich zur auszuliefernden Menge an Briefsendungen verschwindend gering ist. Denn im Normalfall werden in Deutschland Monat für Monat rund eine Milliarde Briefe verschickt.
Anderenfalls dürften sich wohl nur die Wenigsten, die länger als gewöhnlich auf einen Brief warten, mit einer Beschwerde direkt an die Bundesnetzagentur wenden. Zudem deutet der starke Anstieg daraufhin, dass die Post aktuell mit Problemen kämpft.