Deutsche Mini-Satelliten sollen bei der Klimaforschung helfen

Satelliten sind nicht nur unförmige Gebilde, die im Weltraum herumschwirren und uns höchstens dann betreffen, wenn sie Daten für den Wetterbericht oder das Navi im Auto liefern. Schon länger existieren diverse Projekte, die etwa eine flächendeckende Internetversorgung auch in abgelegenen Gebieten sicherstellen sollen. Elon Musks Starlink ist hier ein bekanntes Beispiel. Aber auch deutsche Unternehmen arbeiten an modernen Satellitensystemen. Ein solches ist am gestrigen Montag vom russischen Weltraumbahnhof Plessezk aus gestartet.
Das Projekt des Würzburger Zentrums für Telematik umfasst vier Pico-Satelliten, sogenannte Netsats. Sie sind jeweils rund vier Kilogramm schwer und 10 mal 10 mal 30 Zentimeter groß. Im Viererverbund sollen sie in etwa 600 Kilometern Höhe selbstständig ihre Positionen im dreidimensionalen Raum miteinander abstimmen. So sollen sie vor allem Wolken, aber auch die Erde vermessen und analysieren.

In der Satellitenfertigung wird auch kollaborative Robotik eingesetzt. (Foto: Netsat/Zentrum für Telematik)
Die Besonderheit der Netsats ist dabei vor allem ihre Selbstständigkeit. Zwar besteht eine Funkverbindung ins bayerische Würzburg, die koordiniert die Satelliten aber nur in einem groben Rahmen. Über Funk tauschen die Netsats ihre Positionen aus und koordinieren sich relativ autonom und ohne Einfluss der Bodenstation. So können sie sich mittels eines speziellen Elektroantriebs auf bis zu 20 Meter annähern.
Die Schwarmtechnik der Netsats soll dabei den Grundstein für neue Möglichkeiten in der Klimaforschung legen. Insbesondere Wolken spielen dabei eine wichtige Rolle. Mithilfe der vielen kleinen Pico-Satelliten soll es möglich sein, Wolken wie mit einem Computertomografen aus verschiedenen Positionen zu vermessen. Die dreidimensionalen Bilder sollen dann weitere Erkenntnisse liefern und beispielsweise realistischere Wolkensimulationen ermöglichen. Das von der EU geförderte Projekt CloudCT ist ebenfalls am Würzburger Zentrum für Telematik beheimatet.
Allerdings kritisieren vor allem Expertinnen und Experten die kommerziellen Projekte von Starlink, Amazon und weiteren Firmen. Zehn- oder sogar Hunderttausende Klein- und Kleinstsatelliten sollen inzwischen um die Erde kreisen – so genau scheint das niemand zu wissen. Dabei machen sie nicht nur Astronomen die Arbeit schwer, die zunehmend Leuchtspuren auf ihren Aufnahmen vorfinden.
Auch Weltraumschrott und Kollisionen werden immer mehr zum Problem. Zwar gibt Starlink beispielsweise an, ausgediente Satelliten kontrolliert abstürzen und verglühen zu lassen, allerdings hat das Unternehmen nach eigenen Angaben aber auch mindestens drei Satelliten bereits verloren – und kann keinen Kontakt mehr zu ihnen herstellen. Experten rechnen damit, dass dieses Problem wachsen wird. Eine Untersuchung der TU Braunschweig will ergeben haben, dass im Jahr 2100 so viel Weltraumschrott im Orbit sein soll, dass die Raumfahrt unmöglich wird. Das könnte dann auch Elon Musks Pläne für eine Mars-Besiedelung tangieren.
Zum Weiterlesen:
- Starlink: Website sagt dir, wann Elon Musks Satelliten-Kolonne vorbeifliegt
- Starlink-Konkurrent: Der chinesische Autobauer Geely plant eigenes Satellitennetzwerk
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