Gamification-Apps: 4 Helfer für mehr Spaß an Arbeit, Sport und Lernen
"Work hard, play hard" ist zwar eigentlich anders gemeint. Mit diesen Gamification-Apps kann man es aber auch wörtlich nehmen. (Bild: Portfolio-Verlag)
Der morgendliche Lauf in der Kälte, die ellenlange To-do-Liste, das Onboarding im neuen Job, die nächste Sprachlektion – jeden Tag müssen wir jede Menge Kleinkram erledigen, um unsere Ziele zu erreichen. Dass das nicht immer Spaß macht, ist keine Neuigkeit – dass das aber gar nicht so sein muss, für einige vielleicht schon.
Mobil-Apps und Onlinedienste nehmen sich die nervigen Alltagskleinigkeiten vor und verpassen ihnen einen spielerischen Twist, um euch motiviert zu halten und für Spaß bei der Sache zu sorgen. Gamification heißt das Stichwort.
Gamification? – Gamification!
Gamification ist kein neues Konzept. Stark vereinfacht bedeutet das Konzept, dass Elemente aus Spielen – nämlich „das, was Spaß macht“ – auf die Welt außerhalb von Spielen übertragen werden.
![Profil-Fortschrittsbalken bei LinkedIn](https://images.t3n.de/news/wp-content/uploads/2019/10/LinkedIn-Profilfortschritt.png?class=content)
Linkedin zeigt per Fortschrittsbalken, wie vollständig das Nutzerprofil ist – und motiviert so dazu, weitere Infos hinzuzufügen. (Bild: t3n.de)
Weit verbreitet sind beispielsweise Fortschrittsbalken, die anzeigen, wie weit man es in einem bestimmten Prozess – etwa dem Vervollständigen eines Benutzerprofils – bereits geschafft hat. Nicht umsonst erinnern solche Balken in Nutzerprofilen an die Level-Up-Balken in den Charakterfenstern vieler Rollenspiele, motivieren diese doch dazu, schnellstmöglich weiterzumachen und so „aufzuleveln“ – um bei Linkedin beispielsweise besser von potenziellen Arbeitgebern gefunden zu werden.
![Erfahrungs-Fortschrittsbalken im Online-Rollenspiel Path of Exile.](https://images.t3n.de/news/wp-content/uploads/2019/10/Path-of-Exile-Erfahrungsbalken.png?class=content)
Fortschrittsbalken sind Standard in klassischen Rollenspielen. Beim kostenlosen Fantasy-RPG Path of Exile hat man dadurch stets im Blick, wie weit es noch bis zum nächsten Level-Up ist. (Bild: Steam)
Ein weiteres, mittlerweile oft zu findendes Gamification-Element sind Achievements. Besonders Gamer werden sie aus diversen Videospielen kennen – die kleinen Errungenschaften, die man freischaltet, wenn man etwa ein Geheimnis entdeckt oder eine bestimmte Anzahl Aufgaben erledigt hat. Mittlerweile finden sich Achievements auch in verschiedenen Social Networks und sogar Projektmanagement-Tools wieder.
![Errungenschaften bei der Streaming-Plattform Twitch.](https://images.t3n.de/news/wp-content/uploads/2019/10/Twitch-Achievements.png?class=content)
Zugegeben Gaming-verwandt: Bei der Streaming-Plattform Twitch schalten Content-Creators Achievements frei, wenn sie lange streamen, Follower sammeln, chatten und ihre Publikum zum Mitmachen motivieren. (Bild: t3n.de)
Das waren nun nur zwei Beispiele. Games haben noch wesentlich mehr Features und Elemente zu bieten, die die Spielerschaft zum Weiterspielen animieren, motiviert halten und auch dazu bringen, eher langweilige Tätigkeiten immer und immer wieder auszuführen. Wie breit und tief das Thema Gamification tatsächlich ist, erklärt unter anderem Branchenveteran Yu-kai Chou auf seiner Website und in vielen unterhaltsamen Videos.
Wir zeigen euch auf den folgenden Seiten Apps, mit denen ihr euch dank jeder Menge Gaming-Elemente eure nervigen Alltagskleinigkeiten erleichtern könnt: Habitica verwandelt eure To-do-Liste in ein waschechtes Fantasy-Rollenspiel mitsamt Avataren, Bosskämpfen, Level-Ups und mehr. Zombies, Run! macht euren Lauf auf dem Band oder im Park zum Abenteuer – mit euch verfolgenden Zombie-Horden im Ohr und virtuellem Überlebenskampf. An Unternehmen und deren neue Angestellte richtet sich Orglynx, das das Onboarding mit freispielbaren Belohnungen, Highscores und mehr gamifiziert. Um spielerisch Sprachen zu lernen, eignet sich hingegen Duolingo, wo ihr durch eure Fortschritte Münzen sammelt und neue Lernlevel freischaltet.
Mehr dazu: Was ist eigentlich Gamification?
Habitica – Das Leben ist ein Spiel
Sowohl als Onlineplattform als auch als Mobil-App kommt Habitica daher. Im Kern findet ihr hier eine To-do-Liste, in der ihr euch ein Profil anlegt, eure tagtäglich zu erledigenden Aufgaben eintragt und sie nach und nach abhakt. So weit, so bekannt. Bei Habitica schmückt euer Profil jedoch euer ganz eigener Pixel-Fantasy-Held, To-dos sind Quests und für das Abhaken bekommt ihr Erfahrungspunkte – und falls ihr eure Deadlines verpasst, verliert euer Held Lebenspunkte.
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Das Retro-Fantasy-Rollenspiel-Thema zieht sich durch die ganze App: Erledigt ihr eure Aufgaben, könnt ihr aufleveln und euch von den virtuellen Belohnungen neue Looks und Ausrüstung für euren Avatar kaufen. Auch der Multiplayer ist in Habitica nicht zu vernachlässigen: in einer virtuellen Taverne chattet ihr mit anderen Spielern und könnt euch zu Heldentruppen zusammenfinden. Schließt ihr euch zusammen, könnt ihr dann gemeinsam schwerere Quests angehen und beispielsweise Pixel-Bosse besiegen – und euch natürlich gegenseitig für kommende Aufgaben im echten Leben motivieren.
Ihr könnt außerdem Herausforderungen anlegen und diese mit anderen Spielern teilen sowie euch an deren Herausforderungen versuchen. Das können tägliche Sporteinheiten, regelmäßiges Wassertrinken und das Abgewöhnen ungesunder Gewohnheiten sein. Schafft ihr die Herausforderung, sammelt ihr Belohnungen zum Freischalten neuer Inhalte. Könnt ihr nicht mithalten, verliert ihr Lebenspunkte. Die Teilnahme ist natürlich völlig freiwillig.
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Um euer To-do-Game mit Habitica aufs nächste Level zu bringen, müsst ihr euch einen kostenlosen Account anlegen. Mikrotransaktionen gibt es, bringen euch aber keinen signifikanten Vorteil und dienen in erster Linie dazu, die Entwickler zu unterstützen. Euer Fantasy-to-do-Game richtig in Gang zu bringen, benötigt erstmal etwas Vorlauf, da ihr die meisten eurer Aufgaben selbsttätig in der App eintragen und managen müsst. Läuft das einmal, ist das Abhaken dann aber schnell gemacht. Die Habitica-App gibt’s für iOS und Android.
Duolingo – Spaß beim Sprachen lernen
Ein Mix aus Memory-Spiel und gamifizierten Quizzes bietet Duolingo – und vermittelt dabei spielerisch solides Grund-, Vokabel-, Grammatik- und Formulierungswissen in vielen verschiedenen Sprachen. Täglich klickt ihr euch durch Lektionen, bei denen ihr aus Einzelbegriffen Phrasen und Sätze zusammensetzt. Dabei bekommt ihr die gleichen Phrasen in der Ursprungssprache angezeigt, per Mouseover könnt ihr euch deren Übersetzungen einblenden – und euch auch die Aussprache anhören.
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Macht ihr bei den Lektionen Fehler, bekommt ihr das sofort angezeigt und dazu nochmal die grundlegenden, vorherigen Lektionen vorgesetzt, mit deren Verständnis ihr Fehler vermeiden könnt. Außerdem verliert ihr Lebenspunkte (von denen ihr standardmäßig fünf habt). Verliert ihr sie alle, müsst ihr eine Weile bei neuen Lektionen aussetzen, könnt jedoch bereits abgeschlossene im Trainingsmodus wiederholen. Alternativ könnt ihr auch per In-App-Kauf direkt weitermachen.
Schließt ihr Lektionen erfolgreich ab, bekommt ihr dafür Erfahrungspunkte, mit denen ihr die nächsten, schwierigeren Level freischaltet. Dazu spielt ihr kleine, virtuelle Items frei, mit denen ihr beispielsweise mal einen Tag Lektionen aussetzen könnt, ohne dabei eure „Streak“ zu verlieren – also einen Bonus, den ihr erhaltet, wenn ihr wirklich jeden Tag mit Duolingo lernt. Außerdem bekommt ihr bei Level-Ups sogenannte Lingots, mit denen ihr im Shop auch die besagten Items kaufen könnt. Dafür braucht ihr jedoch einen kostenlosen Account, der für die meisten Funktionen aber nicht nötig ist.
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Mit Duolingo könnt ihr übrigens direkt in eurem Webbrowser lernen, oder in der zugehörigen App für iOS und Android. Um eure Fortschritte zu speichern und zwischen mehreren Plattformen zu synchronisieren, müsst ihr euch ebenfalls einen Account anlegen.
Auf Deutsch stehen bisher nur Englisch, Französisch und Spanisch als Lerneinheiten zur Wahl. Seid ihr jedoch auf Englisch bereits ordentlich bewandert, könnt ihr die lingua franca auch als Basis für eure Lernstunde nutzen – und dann über 30 verschiedene Sprachen lernen. Neben den üblichen Verdächtigen finden sich da auch beispielsweise Schwedisch, Swahili, Arabisch, Hindi oder Vietnamesisch. Hinzu kommt sogar Fiktives wie Klingonisch (Star Trek) und Hohes Valyrian (Game of Thrones).
Prinzipiell könnt ihr mit Duolingo komplett kostenlos lernen. Schließt ihr ein kostenpflichtiges Abo ab, Duolingo Plus genannt, könnt ihr allerdings die Werbeanzeigen ausschalten (die sich schon in der kostenlosen Version in Grenzen halten), auch offline lernen und außerdem den „Health Shield“ aktivieren. Dann verliert ihr bei Fehlern keine Lebenspunkte mehr, müsst also auch nicht aussetzen.
Zombies, Run! – Speck weg dank Untoter
Sich morgens vor der Arbeit früh aus dem Bett zu quälen, um noch eine Runde durch den Park zu laufen oder nach Feierabend noch eine Stunde aufs Laufband zu gehen, erfordert Disziplin und Überwindung. Da kann ein bisschen Action und Unterhaltung während des Laufs nicht verkehrt sein – zum Beispiel mit Zombies, Run! Hier sind euch Horden von Untoten auf den Fersen und motivieren euch geifernd, noch einmal Gas zu geben – zumindest klingt es so.
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Die App setzt euch unter anderem eine spannende Überlebensstory nach der Zombie-Apokalypse ins Ohr, lässt euch auf euren Läufen virtuell Verpflegung und Gegenstände sammeln – und hetzt euch in Intervallen Untote (oder Dinos, oder…) auf den Hals, vor denen ihr durch längeres und schnelleres Laufen flüchten müsst. „Überlebt“ ihr eine der über 300 Missionen, schaltet ihr weitere frei und könnt Gesammeltes in den Aufbau einer Basis stecken, Nahrung einlagern und eure Mitüberlebenden vor dem virtuellen Tode bewahren.
Während eurer Beute-Läufe habt ihr außerdem einen Soundtrack oder wahlweise eure eigene Musik im Ohr, die dann von der Erzählung – oder den grummelnden Zombies – überlagert wird. Alles, um euch beim Laufen von der Anstrengung und eventuellen Langeweile abzulenken und euch zum Durchhalten zu motivieren. Statistiken, Google-Maps-Support und Unterstützung von Wear-OS-Smartwatches sind übrigens ebenfalls mit an Bord, sodass Zombies, Run! eingeschränkt auch als Tracker und Logbuch eurer Lauffortschritte dienen kann.
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Und obwohl Zombies, Run! Zombies, Run! heißt, könnt ihr die gewünschte Geschwindigkeit einstellen und so auch auf dem Laufband, beim Spaziergang oder beim Wandern vor den Untoten flüchten. Alternativ gibt’s aber auch weniger stressige Geschichten, die schlicht für Unterhaltung beim Unterwegssein sorgen. Die App gibt’s für iOS und Android.
Orglynx: Gamification für den Onboarding-Prozess
Gamification zur Mitarbeitermotivation ist keine neue Idee. Auch beim Thema Onboarding gibt es mittlerweile vielversprechende Ansätze, denn dieser Prozess kann mühselig sein: Ankommen, Leute kennenlernen, sich mit den Gepflogenheiten, Tools und Örtlichkeiten des neuen Arbeitgebers bekanntmachen, drölfzig Formulare, Logins und Erklärungen ausfüllen. Die Liste ist lang und sie abzuhaken, ist eher selten aufregend, meist eher träge und nervig. Das wissen auch die Macher von Orglynx und geben Arbeitgebern mit ihrer gamifizierten Onboarding- und Mitarbeitermanagement-Lösung Mittel an die Hand, um das Ganze etwas angenehmer zu gestalten.
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HR-Abteilungen können interaktive Ziele, Aufgaben und Vorgaben anlegen und gesammelt an die Mitarbeiterschaft ausrollen – über eine App für iOS und Android. Die Mitarbeiter können die Aufgaben nach und nach lösen, dafür Punkte sammeln und auf neue „Level“ im Prozess aufsteigen. Dabei schalten sie neue Aufgaben frei.
Die Aufgaben sind dabei häufig kreativer Natur – etwa Fotos und Videos mit Kollegen aufnehmen, wodurch man dann auch direkt die Belegschaft kennenlernen kann. Aber auch GPS-Check-Ins in wichtige Locations auf dem Firmengelände – oder die besten Kneipen in der Umgebung – können die Mitarbeiter für Punkte erledigen. Oder sie scannen QR-Codes auf wichtigen Firmenunterlagen und sammeln Punkte für das Lesen der Dokumente. Oder sie füllen Quizzes aus, sammeln Punkte und lernen so wichtige Fakten und Richtlinien im Unternehmen. Oder, oder, oder…
![Aufgabe-Abgeschlossen-Anzeige bei Orglynx.](https://images.t3n.de/news/wp-content/uploads/2019/10/Orglynx2.jpeg?class=content)
Schließt man bei Orglynx Aufgaben ab, sammelt man Punkte und platziert sich auf Bestenlisten. Unternehmen können Angestellte auch kleine Belohnungen – Kaffee-Gutscheine etwa – „freispielen“ lassen. (Bild: Apple / Orglynx)
Wie der Punktestand aussieht, können Mitarbeiter und HR in Leaderboards überprüfen. HR kann außerdem den Mitarbeitern ermöglichen, mit den erspielten Punkten reale kleine Belohnungen „freizuspielen“. Natürlich eignet sich Orglynx damit nicht nur für das Onboarding neuer Mitarbeiter, sondern generell auch dafür, diese in Interaktion miteinander, mit dem Arbeitgeber und dessen Arbeitskultur zu halten. Eine Preiseinschätzung gibt’s nur auf Anfrage beim Anbieter.
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