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Analyse

Der digitale Euro kommt – was er bringt und wie es jetzt weitergeht

Die EZB hat diese Woche die Weichen für Pilotprojekte zur Schaffung eines digitalen Euro gestellt. Während die einen das als zentrales Element einer digital souveränen EU sehen, befürchten andere, dass lediglich ein Paypal-Klon rauskommen könnte.

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Der digitale Euro kommt – frühestens in fünf Jahren. (Bild: peterschreiber.media/Shutterstock)

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat jetzt den Weg freigemacht für die Schaffung einer digitalen Zentralbankwährung, dem digitalen Euro. EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte, man wolle so „sicherstellen, dass Bürger und Unternehmen auch im digitalen Zeitalter Zugang zur sichersten Form des Geldes, dem Zentralbankgeld, haben“. Dass die Europäische Zentralbank hier tätig wird, ist durchaus umstritten.

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Dennoch ist die Zentralbank hier auch ein Stück weit in Zugzwang – einerseits weil einige Staaten hier schon einen Vorstoß im Hinblick auf die Schaffung digitaler Währungen gemacht haben. So ist beispielsweise China beim Thema CBDC (steht für Central Bank Digital Currency) vorgeprescht und hat den digitalen Yuan bereits in verschiedenen Testszenarien im Einsatz. In vielen anderen Ländern ist man dagegen deutlich weniger enthusiastisch, was auch damit zu tun haben dürfte, dass in den Industrieländern ein gut ausgeprägtes Bankensystem nebst diverser sonstiger Payment-Lösungen von Paypal bis Apple Pay existiert.

Digitaler Euro an den Geschäftsbanken vorbei

Dabei soll das digitale Zentralbankgeld aber stets nur eine Ergänzung zum Fiatgeld, das die Geschäftsbanken ausgeben, sein. Innerhalb der EU ist ein Betrag von 3.000 Euro im Gespräch, den Bürger in Zukunft als zentralbankgesichertes Digitalgeld halten können. Im Unterschied zum Fiatgeld, für das gegenüber dem Kunden die jeweilige Geschäftsbank haftet, hat der Bürger hier eine Forderung gegenüber dem Staat. Zumindest in westlichen Gesellschaften dürfte das in der Praxis nach heutigen Verhältnissen abseits von Verschwörungserzählern aber kaum einen Unterschied machen.

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Der Grund für die Beschränkung auf wenige tausend Euro: Man will nicht riskieren, dass sich neben dem klassischen Bankensystem – die jeweilige Zentralbank hat die Geschäftsbanken als Partner, die wiederum die Endkunden/Verbraucher – ein Subsystem entwickelt. Doch genau das ist auch der Grund für das Agieren der Zentralbanken: Denn es besteht die Befürchtung, dass sich nichtstaatliche Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Co als wirklich wirtschaftlich relevante Zweitwährungen durchsetzen und die offiziellen Währungen tatsächlich in ein Ungleichgewicht bringen könnten. Und dann ist da noch der Zuckerberg-Vorstoß rund um Facebooks Kryptowährung, die unter dem Namen Libra 2019 für reichlich Schlagzeilen sorgte, um die es aktuell (unter dem neuen Namen Diem) aber reichlich still geworden ist.

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Befürchtung, dass der digitale Euro nicht mehr als ein Paypal-Klon wird

Doch so oder so ist das sicherlich ein Grund, warum die EZB jetzt selbst über das Thema einer CBDC nachdenkt: „Digitale Zentralbankwährungen versprechen, die bessere Effizienz ihrer digitalen Form mit der Sicherheit einer Zentralbank in einem einzigen Zahlungsmittel zu kombinieren“, hatte beispielsweise Bundesbankvorstandsmitglied Burkhard Balz Anfang des Jahres erklärt.

Wie die EZB betont, soll der digitale Euro das Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen, beispielsweise im Zusammenhang mit Onlinezahlungen. Doch gerade im Online-Payment-Umfeld gibt es in den Industriestaaten bereits ausreichend Möglichkeiten, als dass das Zentralbankgeld irgendeinen Mehrwert bieten sollte. Denn bislang befürchten Kritiker vor allem, dass letzten Endes beim digitalen Euro kaum mehr rauskommt als ein Paypal-Klon – denn nach aktuellen Vorstellungen wird der digitale Euro nicht auf Blockchain-Basis betrieben.

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Der digitale Euro kommt frühestens in 5 Jahren

Was der digitale Euro bringt und wann er wirklich kommt, steht in den Sternen. Zunächst wird in den nächsten zwei Jahren ausgehandelt, nach welchen Regeln das digitale Geld funktionieren soll. Danach folgen voraussichtlich drei Jahre Erprobungsphase, gegebenenfalls weitere Justierungen. Somit ist frühestens in fünf Jahren mit dem CBDC-Euro zu rechnen. Dann könnten die EU-Bürger die Möglichkeit haben, digitale Euros in digitalen Brieftaschen („Wallets“) zu speichern und für Online-Zahlungen einzusetzen.

Als zentrale Rahmenbedingungen wurden hier vor einigen Monaten bereits die Konvertierbarkeit, die Interoperabilität sowie die internationalen Standards für grenzüberschreitende Zahlungsflüsse genannt. Sicherlich werden einige Details hinzukommen, aber das definiert schon gut, dass die EZB das CBDC-Thema eher konservativ angehen wird. Burkhard Balz erklärte kürzlich, es gehe beim Design der digitalen Währung darum, die Eigenschaften des Bargeldes, wie Anonymität, Sicherheit und Offline-Verwendbarkeit, auf die digitale Sphäre zu übertragen: „Die digitale Wirtschaft hat die Zahlungslandschaft bereits erheblich verändert und wird dies auch weiter tun.“ Es liege in der Verantwortung der Zentralbank, Vertrauen in ihre Währung zu schaffen und sicherzustellen, dass Zahlungen wettbewerbsfähig, innovativ und sicher bleiben. „Wir müssen auch sicherstellen, dass das Geld der Zentralbank auf eine Weise angeboten wird, die mit der digitalen Wirtschaft vereinbar ist.“

Unterm Strich ist es richtig und wichtig, dass die Europäische Zentralbank das Thema der CBDC in Form eines digitalen Euro im Hinblick auf Zukunftsinnovationen besetzt, auch wenn das, was wir diese Woche von Christine Lagarde gehört haben, noch nicht mehr als eine Absichtserklärung ist. Ob das Thema aber mal eine wirkliche Relevanz und Flughöhe für die Wirtschaft erreicht, bleibt abzuwarten. Sicher ist sich der IT-Branchenverband Bitkom, dass es dafür einen Markt gibt: 78 Prozent der in einer Umfrage befragten Unternehmen sprechen sich für die Schaffung eines digitalen Euro aus und sehen diesen als wichtiges Element einer digital souveränen EU.

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