
Zunächst startet das Unternehmen, das seine Deutschlandzentrale in Berlin haben wird (hier arbeiten bereits Mitarbeitende), mit rund 30 Kurieren in Stuttgart. Man wolle, erklärt CEO Andy Fang, ein möglichst nachhaltiges und umweltfreundliches Liefergeschäft aufbauen. Sowohl lokale Restaurants als auch Getränkelieferdienste, Blumenläden und ähnliches sollen durch Doordash ihr Business erweitern können.
Ziel von Doordash, gegründet 2013 in Palo Alto, ist es, so erklärt Andy Fang, lokale Händler und Restaurants in die Lage zu versetzen, ein weiteres Standbein zu haben und die Convenience der Kund:innen zu unterstützen. Fang glaubt, dass kleinere Restaurants Gefahr laufen, ins Hintertreffen zu geraten, wenn sie nicht an der Convenience-Economy teilnehmen. Die Pandemie habe dazu beigetragen, dass viele kleinere Händler verstehen, dass eine Lieferoption nicht nur nice-to-have, sondern ein wichtiges Element für den Erfolg des Unternehmens ist.
Dass Doordash, die ausschließlich mit Fahrradkurieren arbeiten, gerade in Stuttgart startet, ist bemerkenswert. Denn kaum eine größere Stadt in Deutschland dürfte hügeliger sein, kaum eine stärker ausgerichtet auf den Automobilverkehr. Doordash habe sich, erklärt das Unternehmen, aufgrund der Marktforschung hierfür entschieden und wolle erst einmal Erfahrungen auf dem deutschen Markt sammeln. Man wolle Stuttgart daher als ersten Standort nutzen, um den Markt näher kennenzulernen, Erfahrungswerte zu sammeln und danach zu entscheiden, in welchen Städten und Ballungsräumen man weiter wachsen könne. Wahrscheinlich ist es aber auch so, dass Doordash bewusst einen Standort wählt, an dem Wolt und Flink nicht präsent sind.
Stuttgart zum Start, weitere Standorte noch offen
Welche weiteren Städte in absehbarer Zeit an den Start gehen, lässt Doordash deshalb offen – gerüchteweise war in den letzten Tagen von Hamburg die Rede gewesen, ein Standort, an dem auch Wolt präsent ist (Doordash befindet sich derzeit hier im sieben Milliarden Euro schweren Übernahmeprozess). Wie diese Pläne zu den Kooperationsbemühungen mit Flink und Wolt passen, will Andy Fang nicht kommentieren. Hierbei handele es sich um noch laufende Verhandlungen. „Jeder Kunde, der Zugang zu unseren Diensten bekommt, zählt“, so die ausweichende Antwort.
Bisher ist Doordash in mehr als 7.000 Städten in USA, Kanada, Australien und Japan am Start – jetzt folgt Deutschland als erster europäischer Markt. Bieten will man den Kund:innen standardmäßig CO2-neutralen Transport; in der Vergangenheit sei dies in anderen Märkten fakultativ angeboten worden.
Die Kosten, die ein Dienstleister für die Vermittlung an Kund:innen zahlt, bewegen sich auf dem üblichen Niveau. Die Rede ist von rund zehn Prozent – ganz präzise wird das Unternehmen hier nicht – für die reine Vermittlung von Waren, also wenn das Restaurant diese selbst ausfährt; bis zu 25 bis 30 Prozent werden fällig, wenn die Kuriere von Doordash das übernehmen. Zunächst einmal erhält das Restaurant Zugang zur Plattform, eine Storefront-Anbindung und kostenlose Bilder.
Doordash will besonders nachhaltig liefern
Bei der Beschäftigung der Mitarbeitenden und Kuriere will das Unternehmen vieles richtig machen, betont Doordash. Neben Versorgung mit Bikes vom australischen Anbieter Zoomo und dazugehöriger Maintenance und Support, wenn mal was klemmt, gibt’s wettergerechte Kleidung und einen kostenlosen Mobilfunkvertrag. Doch so wirklich viel über die Bedingungen, zu denen die Kuriere beschäftigt werden, sagt das Unternehmen nicht. Auch auf Nachfrage erfährt man nichts zu den Konditionen, lediglich dass Jobandtalent als Dienstleister die zunächst 30 Kuriere beschäftigt, erklärt das Unternehmen.
Ob diese dort wie beim Mitbewerber Lieferando fest und unbefristet angestellt sind, ist ebenso unklar wie die Frage, ob sie nach Auftrag oder Stunde bezahlt werden, ob es ein Bonusprogramm wie bei den Gorillas gibt, und ob sie davon abgesehen (gegebenenfalls umgerechnet) auf den Mindestlohn von 10,50 Euro kommen. Klar ist aber, dass Doordash sich hier nicht wie Q-Commerce-Mitbewerber Gorillas die Finger verbrennen will und wohl schon deswegen das Geschäft mit den Kurieren zunächst einmal nicht selbst betreibt.
Nachhaltig gibt sich das Unternehmen auch im Hinblick auf die Verpackung. Hier kommt es zu einer Kooperation mit dem Berliner Startup Choco, das allerdings bislang vor allem in den USA erfolgreich ist und jetzt eben Doordash zum Markteintritt in Deutschland unterstützt. Choco bringt Gastronomie und Lieferanten zusammen und hat sich „auf die Vereinfachung von Lieferketten“ spezialisiert, wie es Gründer Daniel Khachab beschreibt. Choco betreibt eine gleichnamige App, über die Gastronom:innen die benötigten Lebensmittel direkt beim Großhändler bestellen können. Die Kommunikation zwischen Gastronom:innen und Großhändler:innen findet bei Choco in einer Art Chat-Interface statt, über das Restaurantbetreiber:innen ihre Bestellungen aufgeben und die Händler:innen Rechnungen verschicken können.
Doordash sieht großen Markt und Wachstumspotenzial
Die Kund:innen bestellen auf der Plattform von Doordash und wählen aus den zahlreichen Restaurants und Geschäften aus. Rund eine halbe Stunde dauert es, bis geliefert wird. Als einen Unterschied zu anderen Anbietern sieht eine lokale Gastronomin die Technologie: Restaurants sollen Echtzeitkontrolle haben, sodass sich tagesaktuelle Änderungen in den Karten und der Lieferbarkeit abbilden lassen. Ob das für die Kund:innen als Alleinstellungsmerkmal ausreicht, bleibt abzuwarten. Klar ist, dass Doordash ein etwas anderes Händler- und Gastronomieklientel anspricht als etwa Lieferando/Just Eat Takeaway.
Direkte Konkurrenz spüren könnten dagegen regionale Dienste wie Boxbote, wenn Doordash in denselben regionalen Märkten eintritt. Auf jeden Fall ist CEO Andy Fang zuversichtlich, dass es in Deutschland einen großen Markt für Lieferungen und Convenience-Dienste dieser Art gibt, insbesondere weil Doordash in Zukunft mit weiteren Partnern kooperieren wolle. „Wir planen die internationale Expansion als Projekt für die kommende Dekade und darüber hinaus“, teilt der CEO mit – und zeigt sich zuversichtlich, dass die schwäbische Metropole nicht die einzige Stadt in Deutschland bleiben wird, die für Doordash interessant ist.